Brockmann Suzanne
drehen.”
Kaum hatte Lucky die Worte ausgesprochen, wurde ihm klar, dass das Problem nicht unbedingt bei Admiral Robinson lag. Sondern bei ihm selbst.
Er fluchte erneut - und entschuldigte sich dann. Bei allen, vor allem aber bei Wes und dem Senior Chief. „Meine kleine Schwester Ellen lebt in San Diego. Sie geht noch aufs College.” Er massierte sich die Schläfen. Ihn quälten mörderische Kopfschmerzen. „Ich muss immerzu daran denken, dass San Diego ein geradezu perfektes Testgelände für diese Mistkerle und das Triple X wäre. Das treibt mich noch zum Wahnsinn!”
„Ich habe auch eine kleine Schwester”, sagte Wes.
„Ja, ich weiß, dass das keine gute Entschuldigung ist”, gestand Lucky leise ein. „Wir haben alle Familie. Ich bin nur ... Nimm’s mir nicht übel, Crash, ich weiß, dass du dem Mann sehr nahestehst, aber ein Admiral sollte hinter seinem Schreibtisch hocken bleiben, verdammt noch mal.”
„Auch dann, wenn dieser Admiral ein auf Sprengungen und Sabotage spezialisierter SEAL war?” Crash meldete sich so selten zu Wort, dass alle aufhorchten, wenn er mal etwas sagte. „Auch wenn dieser Admiral so sensationell gut mit C4 umgehen kann, dass er das Handbuch geschrieben hat, nach dem wir alle ausgebildet wurden? Und obendrein noch das Handbuch, das für einige von uns noch ein bisschen zu hoch sein dürfte?”
„Das wusste ich nicht”, gab Harvard zu. „Wie kommt es, dass ich so etwas nicht weiß?”
„Woher solltest du das auch wissen? Als Leiter der Gray Group hat Jake sich große Mühe gegeben, nicht allzu viel über sich bekannt werden zu lassen”, antwortete Crash. „Genau deshalb ärgert ihn ja das Buch von Scooter Jennings so sehr. Ich weiß, dass einige von euch es gelesen haben.”
„Ich zum Beispiel”, warf Bobby ein. „Es ist gut.”
Cowboy hob das Buch von seinem Schoß und grinste verlegen. Kein Wunder, dass er die ganze Zeit so still gewesen war. Er war in seine Lektüre vertieft und hatte das Buch schon fast durch. „Das liest sich besser als jeder Roman.”
„Gib’s mir, wenn du damit fertig bist”, sagte Harvard.
„Es stimmt alles, müsst ihr wissen”, fuhr Crash fort. „Dabei deckt es nur einen seiner Einsätze in Vietnam ab. Er hat mehr Kampfhandlungen gesehen als wir alle zusammen.”
Lucky konnte einfach den Mund nicht halten. „Ja - vor mehr als dreißig Jahren!”
„Falsch. Er ist auch danach noch sehr oft hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen und hat aktiv mitgemischt”, korrigierte Crash ihn. „Soll ich euch eine Geschichte erzählen?”
„Au ja, Onkel Crash”, gab Wes zurück. „Erzähl uns eine Geschichte!”
„Ach, halt die Klappe!”, mischte Bobby sich ein. „Ich will die Geschichte hören.”
Selbst Cowboy, der sich schon wieder in sein Buch vertieft hatte, ließ es sinken und war ganz Ohr.
Crash lächelte. „Jake war während des Zweiten Golfkriegs in Saudi-Arabien. Sein Team hatte die Aufgabe, eine mobile irakische Abschussplattform für Scudraketen auszuschalten, die uns ständig durch die Lappen ging. Die Iraker feuerten immer wieder Raketen auf uns ab und wechselten dann die Stellung. Jakes SEAL-Team wertete Satellitenbilder aus und kam trotzdem keinen Schritt weiter. Deshalb erklärte Jake - der damals noch kein Admiral war, aber kurz vor der Ernennung stand - dem Befehlshaber, dass er mit seinen Männern ein bisschen näher rangehen würde, um endlich an brauchbare Informationen zu kommen. Was er nicht sagte: näher ran bedeutete ins Herz von Bagdad, weit hinter die feindlichen Linien. In der Stadt trennte sich das Team. Sie wussten, von wo die Raketen in den letzten Wochen abgefeuert worden waren. Also nahmen sie das ganze Gebiet unter die Lupe und suchten nach einem Ort, an dem etwas so Großes versteckt sein konnte.” Er grinste. „Sie fanden nicht nur eine, sondern zwei Abschussplattformen, und obendrein ein Lager für chemische Waffen. Da saß er nun, mitten in Bagdad, mit mehr als genug Sprengstoff für eine Abschussrampe - aber für alle drei? Er würde riskieren, keines der drei Ziele wirklich zu zerstören.”
„Verdammt! Was hat er getan?”, fragte Harvard.
„Ich hätte die Abschussrampen in die Luft gejagt und die genaue Position des Chemiewaffenlagers an die Aufklärungweitergegeben”, sagte Wes. „Damit das Lager mit einem Luftangriff zerstört werden kann.”
„Dummerweise wurden auch solche Chemiewaffenlager ständig verlegt”, warf Lucky ein. „Schon wenige Stunden später hätte
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