Brockmann Suzanne
„Die gehen gegen null. Mach dir keine Hoffnungen! Ich gehe momentan mit niemandem aus.“
„Stromerst du immer noch ziellos durch die Gegend? Jede Menge Spaß und bloß nichts Festes?“
Harvard schloss die Augen. „Mom!“
„Hast du wirklich gedacht, deine Mutter wüsste nicht Bescheid? Du bist ein cleveres Kerlchen, deshalb erspare ich dir meine Safer-Sex-Rede. Ich finde trotzdem: Die einzige sichere Art, Sex zu haben, findet zwischen einem Mann und seiner Ehefrau statt.“ Sie stemmte sich aus dem Verandastuhl. „Okay, jetzt hast du dich lange genug geschämt. Ich bereite mal das Mittagessen vor.“
„Wieso lässt du mich dich nicht zum Essen einladen?“
„Und mir die Möglichkeit entgehen lassen, für deine einzige anständige, hausgemachte Mahlzeit in diesem Monat zu sorgen? Keine Chance.“
„Ich komme in einer Sekunde und helfe dir.“
Sie küsste ihn auf seinen kahlen Schädel. „Dir ist schon klar, dass du mit Haaren geboren wurdest? Du hast sogar außergewöhnlich schönes Haar. Ich verstehe wirklich nicht, wieso du darauf bestehst, es abzurasieren.“
Harvard lachte ihr hinterher, als sie ins Haus ging. „Ich werde versuchen, es bis Thanksgiving wachsen zu lassen.“
Er hatte schon ein paar Tage Urlaub genommen, um die Feiertage auch sicher bei seiner Familie verbringen zu können. Zu Hause.
Es war schon merkwürdig. Für ihn war dieses Haus hier immer noch sein Zuhause. Er wohnte hier schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr, und doch war es immer noch sein sicherer Hafen. Er kam hier immer her, um wieder zu sich selbst zu finden. Naiverweise hatte er angenommen, dass das immer so bleiben würde. Dass er immer würde hierher zurückkehren können.
Der Duft frisch gebackener Plätzchen aus der Küche seiner Mutter. Der Geruch nach der Pfeife seines Vaters. Die frische Meeresbrise.
Es war ein komischer Gedanke, dass sein Zuhause in weniger als zwei Wochen jemand anderem, einem Fremden, gehören würde.
Und er würde Thanksgiving dieses Jahr im neuen Haus seiner Eltern, weit weg vom Meer in Arizona verbringen.
„Entschuldigen Sie, Senior Chief Becker! Ich habe Sie gesucht.“
Harvard drehte sich um und sah P. J. wutentbrannt auf ihn zustürmen.
Er wandte sich ab und lief weiter. Er wollte seine Ruhe. Verdammt noch mal, er war müde und hungrig. Und er trug immer noch dieselben Sachen am Leib, die er anhatte, als er vor fast achtundvierzig Stunden von hier aufgebrochen war. Auf dem Flug von Boston nach Virginia hatte er nur ein kurzes Nickerchen machen können, und in dem völlig überfüllten Bus vom Flughafen zum Stützpunkt hatte er die ganze Zeit gestanden.
Zu allem Überfluss hatten sich in seiner Abwesenheit gleich sieben verschiedene Vorgänge auf seinem Schreibtisch eingefunden, die trotz seiner Übermüdung sofort seine persönliche und ungeteilte Aufmerksamkeit erforderten.
Es würden bestimmt noch zwei weitere Stunden vergehen, bevor er sich auf den Heimweg machen konnte und endlich seinen wohlverdienten Schlaf finden würde.
Und das war optimistisch gerechnet.
P. J. begann zu rennen, um ihn einzuholen. „Haben Sie angeordnet, dass ich heute und gestern nur fünf Kilometer laufe?“
Harvard lief weiter. „Ja, habe ich.“
Sie war gezwungen, zu joggen, um mit ihm Schritt zu halten. „Obwohl der Rest der Truppe die vollen zehn Kilometer laufen musste?“
„Ganz richtig.“
„Was fällt Ihnen eigentlich ein?“
Sie schien neben ihm beinahe vor Wut auf und ab zu springen. Harvard fluchte und wandte sich ihr zu. „Ich habe hierfür wirklich keine Zeit.“ Er sprach mehr zu sich selbst, aber das konnte sie natürlich nicht wissen.
„Sie werden sich aber Zeit dafür nehmen müssen.“
Verdammt, sie war hübsch. Und so unglaublich leidenschaftlich. Aber bei seinem Glück der letzten Zeit würde er von dieser Leidenschaft nicht viel abbekommen. Außer vielleicht ihren Ärger, den sie in Form von Worten – oder sogar Messern – in seine Richtung schleudern würde.
„Es tut mir leid, wenn meine bloße Existenz für Sie ein Problem darstellt“, fuhr sie hitzig fort, „aber …“
„Meine Anordnung entspricht vollkommen dem Standardprozedere“, unterbrach er sie brüsk.
Doch sie hörte gar nicht zu. „Ich werde mich offiziell beschweren, wenn diese Sonderbehandlung nicht auf der Stelle aufhört. Wenn Sie mich nicht ab sofort wie jeden anderen hier auch behandeln …“
„Diese Sonderbehandlung gilt für alle FInCOM-Agenten, die sich eine Verletzung
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