Brockmann Suzanne
hinüber an Harvards Tisch zu tragen, sich neben ihn zu setzen und ihn um eine Einschätzung ihrer bisherigen Leistung zu bitten.
Allerdings wusste sie im Moment nur allzu gut, wie es um ihre Leistung stand. Das heutige Thema war Teamwork gewesen – und sie, Tim Farber, Charlie und Greg hatten total versagt. P. J. hatte sich die Personalakten ihrer Kollegen vor der Sitzung angesehen, sodass sie zumindest einfache Fragen beantworten konnte – zum Beispiel, woher sie eigentlich kamen. Aber sie hatte keine Ahnung, was ihre Kollegen etwa als ihre eigenen Stärken und Schwächen betrachteten. Ihre Kollegen konnten im Gegenzug allerdings nicht einmal die einfachsten Fragen über ihre Person beantworten. So wusste zum Beispiel keiner von ihnen, dass sie ursprünglich aus Washington DC kam – eine Unkenntnis, die man anscheinend ebenso sehr ihr wie ihnen anlastete.
Und es war wahr: Sie hatte sich keine Mühe gegeben, Tim, Greg und Charlie kennenzulernen. Sie hatte aufgehört, spät abends nach dem Training noch in die Hotelbar zu gehen, sondern hatte sich lieber auf ihr Zimmer zurückgezogen und ihre Aufzeichnungen durchgesehen. Sich auf den kommenden Tag und seine Herausforderungen vorzubereiten war ihr sinnvoller erschienen, als mit den Kollegen abzuhängen. Und es hatte den zusätzlichen Vorteil gehabt, dass sie Harvards Kontrolle entkam. Nun aber wusste sie, dass sie falschgelegen hatte.
Also machte sich P. J. mit ihrem Tablett auf in Richtung der drei FInCOM-Agenten, die zusammen um einen anderen Tisch in der Kantine saßen. Sie verzog ihren Mund zu etwas, von dem sie hoffte, dass es einem Lächeln glich. „Hallo, Jungs. Darf ich mich zu euch setzen?“
Farber sah kurz zu ihr auf. „Entschuldige, wir sind gerade am Gehen. Ich muss noch Papierkram erledigen, bevor es weitergeht.“
„Ich werde am Schießstand erwartet.“ Charlie warf ihr ein falsches Lächeln zu, als er aufstand und ging.
Greg sagte gar nichts. Er sammelte einfach seine Sachen zusammen und folgte Charlie.
Einfach so hatten sie sich aus dem Staub gemacht und ließen P. J. mit ihrem Tablett stehen. Sie fühlte sich idiotisch. Es war nichts Persönliches. Sie wusste, es war nichts Persönliches. Sie war spät dran gewesen, und ihre Kollegen hatten schon fertig gegessen. Sie alle hatten etwas zu tun.
Und trotzdem, irgendwie erinnerte es sie an die siebte Klasse und das Gefühl, gemobbt zu werden. Sie sah sich im Raum um und bemerkte, dass sie diesmal nicht nur von Harvard beobachtet wurde. Auch Joe Catalanottos Blick ruhte auf ihr.
Sie setzte sich und begann, ihr Sandwich auszupacken. Sie hoffte inständig, dass die beiden SEALs sie in Ruhe lassen würden. Herzhaft biss sie in ihr Sandwich und betete, dass ihre Körpersprache aussagte: „Ich will alleine sein.“
„Wie geht es Ihnen, Richards?“ Joe zog den Stuhl neben ihr hervor, setzte sich rittlings darauf und stützte seine Unterarme auf die Rückenlehne.
So viel also zu ihrer Körpersprache. Sie hatte gerade den Mund voll und nickte ihm daher nur freundlich zu.
„Wissen Sie, eines werfe ich der FInCOM wirklich vor: Sie weigert sich beharrlich, einzusehen, dass ein Team nicht willkürlich zusammengewürfelt werden kann“, sagte er mit starkem New Yorker Dialekt. „Man kann nicht einfach alle Männer – und Frauen – in einer Reihe aufstellen und bis vier zählen. So funktioniert das nicht.“
P. J. schluckte ihren Bissen hinunter. „Wie machen die SEALs das denn?“
„Die Alpha Squad habe ich selbst handverlesen“, erwiderte Joe und funkelte sie aus seinen dunklen Augen beinahe verträumt an. Es war lustig. Mit seinem langen Haar, seinem hübschen, wettergegerbten Gesicht und seinem muskulösen Körper konnte er es sich irgendwie erlauben, in dieser Machohaltung auf dem Stuhl zu sitzen, ohne lächerlich zu wirken. Im Gegenteil, bei ihm wirkte diese Position bequem und überaus natürlich. „Blue McCoy, meinen Stellvertreter, kenne ich schon seit meiner Grundausbildung. Wir waren Schwimmkumpel, haben die Höllenwoche gemeinsam durchgestanden, wissen Sie?“
Sie nickte, da sie erneut den Mund voll hatte.
„Und Harvard kenne ich fast schon genauso lange. Der Rest des Teams, na ja – die Jungs hatten sich alle einen Namen gemacht, und als ich dann nach Männern mit bestimmten Fähigkeiten gesucht habe … Es war letztlich nur eine Frage des Kennenlernens und des Sich-Ergänzens der verschiedenen Charaktere. Dann habe ich sie gefragt, ob sie ins Team wollen.“ Er hielt
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