Brockmann Suzanne
einzugestehen, machte sie ihm noch sympathischer.
„Ja“, antwortete er. „In ein paar Wochen wird er wohl wieder ganz der Alte sein. Und wenn er sich an seine Diät hält, hat er gute Chancen, auch gesund zu bleiben.“ Er nickte ihr in der Hoffnung zu, dass sie sich entlassen fühlen und endlich gehen würde. Er war sich nicht sicher, wie lange er noch der Versuchung widerstehen konnte, sie in seine Arme zu reißen und ihr den erschütterten Gesichtsausdruck wegzuküssen. Doch nicht einmal er war verrückt genug, das zu versuchen. „Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, Miss Richards. Auf mich wartet noch eine Menge Arbeit.“
Harvard betrat die Baracke und zwang sich, die Tür fest hinter sich zu schließen. Eine heiße Affäre mit dieser Frau war das Letzte, auf das er sich einlassen sollte. Egal, wie sehr er es wollte.
Und verdammt noch mal – er wollte es, wollte sie .
Er sehnte sich danach, dieses Gefühl der Verlorenheit loszuwerden und in ihrer süßen Tiefe Halt zu finden.
Er atmete tief durch und machte sich an die Arbeit.
Seinem Vater würde es in ein paar Wochen wieder gut gehen. Seine eigene Genesung würde wohl um einiges länger dauern.
P. J. hatte noch nie zuvor so viel Zeit mit Schießübungen verbracht. Dies war inzwischen der vierzehnte Trainingstag, und an jedem dieser Tage hatte sie einen Großteil ihrer Zeit auf dem Schießstand verbracht.
Schon vor Beginn des Trainings hatte sie ihre FInCOM-Kollegen mühelos beim Schießen in die Tasche stecken können, sogar einige SEALs der Alpha Squad. Nach zwei Wochen intensivem Training war sie inzwischen sogar mindestens so gut wie dieser ruhige SEAL mit dem auffälligen Südstaatenakzent – Carter McCoy, der stellvertretende Commander der Alpha Squad, den sie alle „Blue“ nannten. Und der wiederum war beinahe so gut wie sein Captain Joe Catalanotto. Nur Harvard konnte natürlich niemand das Wasser reichen.
Harvard. P. J. war ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen, seitdem sie sich ihm gegenüber so unmöglich benommen hatte. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie vergessen hatte, ihn nach dem Gesundheitszustand seines Vaters zu fra gen. Ihre Wut konnte ja wirklich vieles entschuldigen, aber das nicht.
Lieber Himmel, sie hatte sich an diesem Abend wirklich unmöglich gemacht!
Aber sosehr sie auch versuchte, sich einzureden, dass sie Harvard vor lauter Scham aus dem Weg ging, das war nicht der einzige Grund.
Er war einfach zu gut in dem, was er tat. Wie hätte sie einen Mann wie ihn nicht respektieren und bewundern sollen? Aber das eigentliche Problem war, dass sie neben großem Respekt und Bewunderung bei dem Gedanken an ihn eine beinahe übermächtige Anziehungskraft empfand. Das konnte nur in einer Katastrophe enden.
Das Leben hatte ihr beigebracht, dass ihr persönlicher Erfolg und ihre Freiheit davon abhingen, sich von solchen Gefühlen wie Lust und Begehren frei zu machen. Und sie würde sich davon frei machen. Sie hatte es früher bereits getan. Und es würde ihr auch diesmal gelingen.
P. J. ging in die Kantine und schnappte sich ein Tablett und ein Truthahnsandwich. Das Essen hier war alles andere als der Standardarmeefraß. Dem Regelwerk folgend, wurden die Mahlzeiten von einem kleinen Cateringservice in der Stadt geliefert. Das Regelwerk existierte also wirklich. Harvard hatte recht gehabt.
Sie fühlte seinen Blick auf sie gerichtet, während sie sich ein Glas Eistee einschenkte.
Wie gewöhnlich, hatte sie seine Anwesenheit von dem Moment an gespürt, als sie den Raum betreten hatte. Er saß mit dem Rücken zur Wand am anderen Ende der Kantine. Vor ihm stand ein Tablett mit zwei leeren Tellern. Ihm gegenüber saß der wortkarge SEAL namens Crash. Harvard hatte seine Füße auf einen Stuhl gelegt und genoss eine Tasse Kaffee, während er jeden ihrer Schritte beobachtete.
Das tat er eigentlich immer. Er beobachtete sie während der Sporteinheiten. Er beobachtete sie im Seminarraum, und er beobachtete sie auf dem Schießstand.
Man hätte fast denken können, dass der Mann nichts Besseres zu tun hatte, als sie zu beobachten.
Und wenn er sie gerade nicht beobachtete, war er doch immer genug in der Nähe, um ihr eine Hand reichen zu können, falls sie hinfiel oder durch Wasser watete. Das machte sie wahnsinnig. Warum reichte er Greg Greene oder Charlie Schneider nicht seine Hand?
Offensichtlich war er der Meinung, dass Greg und Charlie keine Hilfe benötigten. Sie hingegen schon.
P. J. war kurz davor, ihr Tablett
Weitere Kostenlose Bücher