Brockmann Suzanne
tatsächlich kurz vom Boden ab. Nell umklammerte Crashs Beine, so fest sie konnte. Als sie wieder landeten, war der Schlitten unter ihnen weggerutscht.
Sie hörte sich selbst nervös auflachen. Im nächsten Moment rutschten sie auf ihren Hosenböden den Rest des Hangs hinunter. Crash hielt sie dabei die ganze Zeit über fest umschlungen.
Als sie endlich zum Halten kamen, hörte sie sich immer noch kichern. Und erstaunlicherweise stellte sie fest, dass Crash ebenfalls laut lachte. „Du hast die ganze Fahrt über geschrien.“
„Nein, das kann nicht sein! Wirklich?“ Sie lag halb auf Crash, halb im Schnee. Keiner von beiden rührte sich, bis sie wieder zu Atem gekommen waren.
„Und ob du das hast! Geht es dir denn gut?“, fragte er.
„Ja.“ Um ehrlich zu sein, konnte sie sich nicht daran erinnern, wann es ihr schon einmal besser gegangen war. Seine Arme hielten sie immer noch umfasst und eines seiner Beine lag quer über ihr, während sie mit dem Rücken auf seinem Bauch lag. Ja, es ging ihr sehr gut. „Das hat beinahe … Spaß gemacht.“
„Willst du gleich noch einmal?“
Nell sah ihn ungläubig an.
Ihr Gesichtsausdruck brachte ihn erneut zum Lachen.
Er war schon sonst ein unverschämt gut aussehender Mann. Doch wenn er lächelte, auch nur ein bisschen, dann war er außer Konkurrenz.
Er stand auf und streckte seinen Arm aus, um ihr aufzuhelfen.
Sie war wohl vollkommen verrückt geworden, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund ließ sie sich tatsächlich von ihm auf die Füße ziehen.
Dann ließ er sie los und holte den Schlitten, der ein paar Meter weiter zum Stehen gekommen war, um ihn erneut den Berg hochzuziehen. Als er an ihr vorbeikam, griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich.
Dieses Mal fragte er erst gar nicht. Oben angekommen, schwang er sich hinter sie auf den Schlitten und legte seine Arme wie selbstverständlich um ihre Hüften.
Und Nell konnte kaum glauben, dass sie es noch mal tat.
„Versuch dieses Mal, den Buckel zu umfahren“, riet er ihr und hauchte seinen warmen Atem erneut gegen ihr Ohr.
Nell nickte.
„Vergiss nicht: Du bestimmst, wo’s langgeht“, sagte er.
„Oje“, erwiderte sie und rutschte mit dem Schlitten an die Kante des Abhangs.
5. KAPITEL
A ls ich noch ein Kind war, hat Jake mir gezeigt, wie man Schneeengel macht“, sagte Crash leise.
Diesmal lagen sie etwas weiter unten am Hang nebeneinander auf dem Rücken und blickten den Schneeflocken entgegen, die tänzelnd auf sie herabfielen. Das Naturschauspiel sah aus dieser Perspektive noch beeindruckender aus als sonst. Als würde man inmitten eines riesigen Testbildes liegen.
Dieses Mal waren sie auf unterschiedliche Seiten vom Schlitten gekippt. Dieses Mal berührten sie sich nicht, und Crash versuchte verzweifelt, Nells geschmeidigen, warmen Körper nicht zu vermissen.
Nell stützte sich mit einem Ellbogen auf und sah zu ihm hinüber. „Jake? Nicht Daisy?“
„Nein, es war Jake. Daisy hatte Geburtstag, und Jake und ich haben den ganzen Garten mit Schneeengeln übersät …“ Er blickte sie an und versank in ihren großen Augen.
„Daisy hat mir erzählt, dass du früher oft die Ferien mit ihr und Jake verbracht hast“, sagte sie vorsichtig.
Crash zögerte.
Aber das hier war Nell, mit der er sich unterhielt. Nell, die ihm genug vertraut hatte, nicht nur ein- oder zweimal den Abhang hinunterzuschlittern, sondern gleich fünfmal. Seine Freundin Nell. Wenn sie ein Liebespaar wären, würde er es nicht wagen, ihr etwas davon anzuvertrauen. Doch aus ihnen würde kein Liebespaar werden.
„Ich habe alle meine Ferien bei ihnen verbracht“, bestätigte er. „Seit ich zehn war – seit dem Jahr, in dem meine Mutter gestorben ist. Ich wurde damals direkt vom Internat ins Sommerlager geschickt, ohne dazwischen überhaupt nach Hause zu fahren. Mein Vater war auf einer Geschäftsreise und …“ Er sprach nicht weiter, weil er sich plötzlich lächerlich vorkam.
„Das muss schrecklich gewesen sein“, sagte sie leise. „Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie es sein muss, so früh aufs Internat geschickt zu werden. Wie alt warst du damals? Acht? “
Crash schüttelte den Kopf. „So schlimm war es gar nicht.“
„Ich finde, es klingt fürchterlich.“
„Meine Mutter lag im Sterben – es war einfach zu viel für meinen Vater. Stell dir nur vor, Jake und Daisy hätten ein achtjähriges Kind.“
Nell schnaubte. „Ich wette, Jake Robinson würde sein Kind nicht ins Internat stecken. Man
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