Brockmann Suzanne
Schlitten zu fahren, nichts anderes war als ein Versuch, ihr körperlich näherzukommen. Er wollte unbedingt seine Arme um diese Frau schlingen, und dazu war ihm jeder Vorwand recht.
„Die Pizza wird in etwa einer halben Stunde geliefert“, gab sie zu bedenken. „Wir haben also nicht wirklich Zeit …“
„Eine halbe Stunde sollte reichen, um hier zumindest ein paarmal hinunterzuschlittern.“
Sie deutete ungläubig auf den kleinen Berg hinter dem Stall. „Etwa hier ?“
„Nun kommen Sie schon!“ Er streckte ihr seine Hand entgegen. Es war eigentlich gar keine richtige Berührung. Immerhin trug er Handschuhe und sie hatte Fäustlinge an.
Als sie nach seiner Hand griff, wusste Crash jedoch, dass er falsch gelegen hatte. Es machte keinen Unterschied. Sie zu berühren, hieß, sie zu berühren. Aber jetzt konnte er sie nicht mehr loslassen. Er wollte sie nicht mehr loslassen. Er ging Hand in Hand mit ihr den Hügel hinauf, während er mit der anderen den Schlitten hinter sich herzog.
Es war sehr rutschig, doch irgendwann kamen sie oben an.
Von hier aus wirkte die Schneelandschaft, die vor ihnen lag, sogar noch schöner. Die weiße Decke, die das spärliche Licht, das die Laternen spendeten, tausendfach reflektierte, schien regelrecht zu glänzen.
Ansonsten umgab sie eine beruhigende Schwärze. In der Dunkelheit der Nacht musste Crash sich keine Sorgen machen, dass Nell ihm seine Gedanken – und Begierden – vom Gesicht ablesen konnte.
„Ich bin nicht sicher, dass ich das kann.“ Nell klang etwas außer Atem. Ihre Stimme war rauer als sonst. „Ich weiß nicht, ob ich mich noch daran erinnere, wie das geht.“
„Sie sitzen auf dem Schlitten und lenken ihn mit den Füßen.“
Sie setzte sich behutsam auf den Schlitten und sah zu ihm hoch. „Und was ist mit Ihnen?“
Es gab genug Platz für ihn – aber nur gerade so. Sie müssten eng zusammenrutschen, und er würde Nell zwischen seine Beine nehmen müssen. Crash zwang sich, nicht auf sie zuzugehen. „Soll ich denn mitfahren?“
„Ich tue das hier auf gar keinen Fall ohne Sie!“ Sie rückte noch ein kleines Stück nach vorne. „Nun bewegen Sie schon ihren Hintern hier rüber, Hawken.“
„Es wäre ein guter Anfang, wenn Sie den Schlitten nach vorne ausrichten würden.“
Nell reagierte nicht. „Ich dachte, wir könnten zunächst einmal in größeren Kurven nach unten fahren.“
Crash lächelte.
„Ist ja schon gut“, grummelte sie und rückte den Schlitten zurecht. „Wenn sogar Sie über mich lachen, muss ich wohl verdammt lächerlich aussehen. Steigen Sie auf den Schlitten, Mona Lisa, und halten Sie sich gut fest! Wir nehmen den direkten Weg nach unten.“
Nell schloss die Augen, als Crash hinter ihr auf den Schlitten glitt. Er musste sich eng an sie drücken. Sie hätten niemals beide auf den Schlitten gepasst, ohne dass er ihren Körper zwischen seine Beine nahm und seinen Brustkorb an ihren Rücken presste. Da seine Beine viel länger waren als ihre, konnte er sie nirgendwo abstellen, wenn sie ihre Füße auf der Lenkstange hatte.
Als sie sich zu ihm umdrehte, sah sie direkt in sein Gesicht, das nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Sie erstarrte. Vielleicht war es ihre Einbildung oder auch nur eine optische Täuschung, aber sein Blick schien beinahe verletzlich und sehr unsicher. Er roch unglaublich gut, nach Kaffee und Pfefferminze. Ihre Augen wanderten zu seinen elegant geschwungenen Lippen. Was würde er wohl tun, wenn sie ihn küsste?
Aber dazu fehlte ihr der Mut. „Vielleicht sollten Sie besser lenken.“
„Nein. Das hier ist Ihre Fahrt. Sie kontrollieren das Geschehen.“
Das Geschehen kontrollieren. Himmel, hatte der eine Ahnung!
Nell zitterte am ganzen Körper, war sich aber nicht sicher, ob das an ihrer Angst lag, dass sie stürzen und sich etwas brechen könnte, oder an seiner Nähe. Sie spürte seine Wärme an ihrem gesamten Rücken und konnte es kaum erwarten, dass er seine Arme um sie legte.
„Lassen Sie mich meine Beine einfach unter Ihre schieben“, schlug er vor.
Gehorsam hob Nell ihre Beine an. Er streckte die seinen nach vorne, dann legte sie ihre darüber. Doch nun erreichten ihre Füße die Lenkstange nicht mehr.
„Rücken Sie ein Stück nach vorn“, schlug er vor.
Sie wollte nicht nach vorne rutschen. Zu sehr gefiel ihr das Gefühl seines Körpers, der sich an ihren drückte. Doch als sie zögerte, rückte er kurzerhand zusammen mit ihr nach vorne. Nun erreichten ihre Füße wieder den
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