Brockmann Suzanne
glaube, SEALs dürfen gar nicht steppen.“
Daisy stellte ihr Glas ab. „Die Trainerin sollte in etwa einer Stunde hier sein. Wir treffen sie im Stall.“
„Sie nimmt uns auf den Arm“, sagte Jake. Dann sah er Daisy an. „Du nimmst uns doch auf den Arm, oder?“
Daisy lächelte nur.
Nell trank ihren Kaffee aus und setzte den Becher mit entschlossener Bewegung auf dem Frühstückstisch ab. „Ich kann bereits steppen“, sagte sie in die Runde. „Und da ich noch etwa vier Millionen Anrufe zu tätigen habe, werde ich mich aus dieser morgendlichen Trainingseinheit ausklinken.“
Crash lachte tatsächlich laut auf. „Keine Chance!“, sagte er.
„Du kannst steppen?“, fragte Daisy interessiert. „Wieso hast du mir das nie erzählt?“
„Komm schon, Daisy!“, fuhr Crash dazwischen. „Sie blufft doch nur. Schau sie dir doch an!“
„Ich habe es nie erwähnt, weil es einfach nie zur Sprache kam. Es ist ja schließlich nichts, was man nebenbei erwähnt“, erklärte Nell. „Ich laufe doch nicht herum und stelle mich anderen Leuten mit den Worten vor, ‚Hi, mein Name ist Nell Burns – und übrigens hatte ich Steppunterricht.‘“
„Das kaufe ich ihr nicht ab.“ Crash schüttelte ungläubig den Kopf. „Nie im Leben! Sie versucht doch nur, zu kneifen.“
Er nahm sie auf den Arm. Seine Augen funkelten amüsiert und zeigten Nell eindeutig, dass er sie nur ärgern wollte. Seit jenem Abend, an dem sie Schlittenfahren waren und er zum ersten Mal mit ihr über sich gesprochen hatte, war ihre Beziehung enger geworden. Aber sie hatte sich nur in eine Richtung entwickelt. Sie waren sich als Freunde nähergekommen.
Was Nell vollkommen verrückt machte.
„Nur, weil du der FInCOM dabei geholfen hast, meine Vergangenheit zu durchleuchten, brauchst du nicht zu glauben, du wüsstest alles über mich“, erwiderte sie. „Ich bin sogar froh, dass du mir nicht glaubst. Das beweist, dass ich immer noch ein paar Geheimnisse bewahren konnte. Und der Himmel weiß, jeder braucht zumindest ein kleines Geheimnis – und wenn es nur die Tatsache ist, dass man steppen kann.“
In Wahrheit hatte Nell mehr als ein Geheimnis. Und eines ihrer Geheimnisse war keineswegs klein. Sie war in Crash verknallt. Mit jedem Moment, den sie mit ihm verbrachte, wurden ihre Gefühle für ihn stärker. Doch er war entschlossen, sie nur als Freundin zu sehen.
Sie sah zu Daisy herüber, die sie wissend anlächelte. Mist. Ihre Gefühle für Crash schienen für einige Leute hier im Raum nur allzu offensichtlich zu sein.
„Ich glaube dir“, sagte Jake. „Aber die einzige Möglichkeit diesen alten Skeptiker hier zu überzeugen, wird sein, für ihn zu tanzen.“
„Ganz richtig!“ Crash zeigte auf den großzügigen Küchenfußboden. „Komm schon, Burns, tu dir keinen Zwang an!“
„ Hier? In der Küche?“
„Warum nicht?“ Er lehnte sich genüsslich in seinem Stuhl zurück und wartete.
Nell schüttelte den Kopf. „Ich … habe keine Steppschuhe.“
„Ich habe jedem von uns ein Paar gekauft“, sprang Daisy hilfsbereit ein. „Sie sind draußen im Stall.“
Nell starrte sie ungläubig an. „Du hast vier Paar Steppschuhe gekauft?“
Crash stand auf. „Na dann nichts wie los.“
„Jetzt?“
Er ging zur Tür. „Jake hat ganz recht. Ich werde dich nur unter der Voraussetzung vom Training befreien, dass du mir zeigst, was du draufhast.“
Nell verdrehte die Augen in Richtung Daisy und folgte Crash zum Stall. Sie zitterte, als er das Tor aufschloss.
Er sah sie an. „Wo ist deine Jacke?“
„Du hast deine ja auch nicht mitgenommen.“
„Ich brauche meistens keine.“
„Du arbeitest ja auch meistens in den subtropischen
Urwäldern Südostasiens, in denen die Durchschnittstemperatur im Dezember bei fünfunddreißig dampfenden Grad liegt.“
„Das dürftest du eigentlich gar nicht wissen.“ Er hielt die Tür für sie auf und schloss sie dann hinter sich. „Hier drinnen ist es auch kalt. Ich drehe die Heizung auf.“
„Lieber nicht! Die Wärme würde den Tannen jetzt nicht guttun“, erklärte Nell. „Wenn wir sie hier bei angenehmen zwanzig Grad stehen lassen und sie dann auf einmal nach draußen bringen, wo es Minusgrade hat … Das bringt sie durcheinander.“
„Das sind Bäume“, erwiderte Crash trocken. „Die bringt nichts durcheinander.“
„Da ist meine Mutter aber anderer Meinung. Sie spricht mit all ihren Pflanzen. Und ich glaube, es wirkt. Das Haus meiner Eltern gleicht einem tropischen
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