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Brockmann Suzanne

Brockmann Suzanne

Titel: Brockmann Suzanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 6 Crash - Zwischen Liebe und Gefahr
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als sei er vollkommen seelenlos, als sei sein Inneres hohl. Sie hatte ihn schon einmal so gesehen, erinnerte sie sich jetzt. Das war auf Daisys Beerdigung gewesen. Sie hatte damals gedacht, dass es ein Wunder war, dass er überhaupt gehen und sprechen konnte, wo doch in seiner Brust kein Herz schlug.
    War es damals auch nur ein Auftritt gewesen, oder konnte er sich tatsächlich so völlig von allem abschotten?
    Crash wandte sich wieder Sheldon zu. „Gib mir den Namen des Commanders, und fünfundsiebzigtausend gehören …“
    „Und was ist mit Jake Robinson?“ Das war es, was sie sagen sollte.
    „Entschuldige mich für eine Minute, Sheldon.“ Crash packte ihren Arm und zog sie unsanft hinter sich ins Badezimmer.
    Er machte das Licht im Badezimmer nicht an, weil dann auch gleichzeitig die Belüftungsanlage angesprungen wäre und er nicht wollte, dass das Rauschen des Ventilators ihre Worte übertönte. Teil des Plans war es, dass Sheldon alles hören sollte, was sie sprachen.
    „Ich dachte, du wolltest am Leben bleiben“, zischte er.
    Das winzige Badezimmer war kaum groß genug für sie beide. Obwohl sie sich aus seinem Griff losgemacht hatte, mussten sie unangenehm nah beieinanderstehen. Sie rieb sich die Stelle an ihrem Arm, in die sich seine Finger gegraben hatten.
    „Tut mir leid“, raunte er ihr beinahe geräuschlos zu. „Ich musste es echt aussehen lassen. Habe ich dir wehgetan?“ Sein Blick wurde wärmer und sorgenvoll. Auf einmal schien er wieder lebendig.
    Er sorgte sich also doch um sie. Etwas in ihrer Brust und ihrem Magen zog sich zusammen, und ihr Ärger verschwand. Denn mit einem Mal verstand sie, warum er ihre Briefe nicht beantwortet hatte.
    So sehr sie auch immer beteuert hatte, dass sie nur mit ihm befreundet sein wollte – in Wahrheit wollte sie doch mehr.
    Diese Wahrheit hatte sie ihm verraten, als sie ihn an jenem verhängnisvollen Morgen angefleht hatte, ihrer Beziehung eine Chance zu geben.
    Er wusste, dass sie mehr sein wollte als seine gute Freundin. Und er wusste auch, dass jeder Brief von ihm, jeder noch so kurze Anruf, den kleinen Hoffnungsschimmer, den sie sich in ihrem Innersten bewahrt hatte, wieder verstärkt hätte. Genau, wie er jetzt gerade verstärkt worden war, nur weil er sie besorgt angesehen hatte.
    Gott, sie war wirklich erbärmlich!
    Sie war erbärmlich, und er roch so gut, so vertraut. Am liebsten hätte sie ihre Arme um ihn geschlungen und ihr Gesicht in seinem T-Shirt vergraben. Es fehlte nicht viel. Nur ein kleiner Schritt nach vorne, ein paar Zentimeter.
    Stattdessen steckte sie ihre Hände in ihre Hosentaschen und schüttelte verneinend den Kopf. „Und ich dachte, du wolltest es diesem Mistkerl heimzahlen, der Jake Robinson umgebracht hat!“, flüsterte sie laut genug, damit der Mann nebenan sie hören konnte.
    „Tja, ich hab’s mir eben anders überlegt“, erwiderte er. „Ich nehme lieber das Geld und verschwinde nach Hongkong.“
    „Hongkong? Was sollen wir denn in Hongkong ?“ Nell senkte ihre Stimme. „Glaubst du, er kauft uns das hier ab?“
    Crash schüttelte den Kopf. Er wusste es selber nicht. Das Einzige, was er in diesem Moment ganz sicher wusste, war, dass es viel zu lange her war, dass er diese Frau geküsst hatte. Sie war ganz bei der Sache. Ihre Wangen glühten und ihre Augen glänzten, was sie unglaublich anziehend aussehen ließ. Er versuchte ein bisschen mehr Abstand von ihr zu halten, aber er stand bereits mit dem Rücken an der Wand. Er konnte nirgendwohin ausweichen.
    „Auf keinen Fall lasse ich mich von dir nach Hongkong schleppen!“, fuhr sie fort. „Du hast mir versprochen … “
    Er unterbrach sie harsch. „Ich habe dir überhaupt nichts versprochen. Bildest du dir etwa ein, dass du irgendein Recht auf mich hast – nur weil wir es miteinander getrieben haben?“
    Nell wich unwillkürlich einen Schritt zurück und stieß an den Rand der Badewanne. Crash fing sie auf, ehe sie noch nach ihm greifen konnte, und für einen winzigen Moment lag sie wieder in seinen Armen. Aber er zwang sich sofort, sie wieder loszulassen, zwang sich, einen Schritt zurückzutreten.
    Was war nur los mit ihm? Klar, das Thema Sex zu erwähnen, würde ihren Streit glaubhafter machen. Aber wenn man Nells und seine Vergangenheit bedachte, war es definitiv ein Minenfeld. Ja, sie hatten es miteinander getan, aber dann hatte Nell ihn ziehen lassen. Die Briefe, die sie ihm geschrieben hatte, waren sehr vorsichtig formuliert gewesen. Er war sich sicher,

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