Brockmann Suzanne
dass sie keine heimliche Hoffnung hegte und keine Ansprüche an ihn stellte.
Ein wenig von dem Glanz in ihren Augen war verschwunden, als sie ihn nun ansah und in einem harschen Bühnenflüstern erwiderte: „Oh, so nennst du das also? Es miteinander treiben? Ich persönlich glaube ja, dass es länger als zweieinhalb Minuten hätte dauern müssen, um den Zusatz ‚miteinander‘ zu verdienen. Bei uns war es eher so, dass du es mit mir getrieben hast und ich dir etwas vorgespielt habe, damit du dich nicht allzu schlecht fühlst.“
Es war alles nur Theater. Crash wusste, dass alles, was sie sagte, frei erfunden war. Und doch konnte er nicht anders, als sich zu fragen …
In ihrer gemeinsamen Nacht war tatsächlich alles recht schnell vorüber gewesen. Und er war als Liebhaber nicht so aufmerksam gewesen wie sonst. Aber als sie dann in seinen Armen erzittert war – das konnte doch unmöglich nur gespielt gewesen sein, oder?
Irgendetwas, ein winziger Funke Zweifel, musste sich wohl in seinen Blick geschlichen haben, denn Nell strich sanft über seine Schläfe und fragte beinahe tonlos: „Wie kannst du nur vergessen haben, dass es absolut unglaublich war?“
Sie berührte seine Lippen sanft mit ihrem Finger, und ihre Augen glühten, während sie Momente ihrer gemeinsamen Nacht noch einmal erlebte. Doch dann traf ihr Blick auf seinen, und sie zog ihre Hand rasch zurück, fast als hätte sie sich an ihm verbrannt. „Tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen … Verzeih mir.“
„Tu einfach, was ich dir sage und halt den Mund!“, befahl ihr Crash harsch, sodass Sheldon es hören musste. „Wenn du so weitermachst, wünsche ich mir noch, ich hätte zugelassen, dass Sarkowski dich erschießt.“
Er wandte sich abrupt um und stürmte aus dem Bad. Eine Minute länger, und er hätte wahrscheinlich etwas furchtbar Dummes getan. Sie geküsst vielleicht. Oder auch zugegeben, dass er keineswegs vergessen hatte. Er hatte wirklich versucht zu vergessen. Und wie er es versucht hatte! Aber er wusste, dass die Erinnerung an diese Nacht zu jenen Erinnerungen gehörte, die ihn bis zuletzt begleiten würden.
Nell blieb im Bad, während er sich wieder Sheldon gegenüber auf das Bett setzte.
„Weiber machen einem immer Scherereien“, bemerkte der Auftragskiller.
„Nichts, was ich nicht im Griff hätte“, winkte Crash genervt ab.
Nell schlich aus dem Badezimmer. Ihre Körpersprache glich der eines geprügelten Hundes. So wenig sie auch selbst an ihre schauspielerischen Fähigkeiten glaubte, so gut war sie doch. Oder rührte dieser verletzte Blick etwa von der erneuten Zurückweisung durch ihn? Diesmal hatte er sie zwar nicht verbal abgewiesen, aber seine fehlende Reaktion auf ihre eindeutigen Blicke musste sie trotzdem getroffen haben.
Nell war am anderen Ende des Zimmers angelangt und rannte, genau wie sie es abgesprochen hatten, zur Tür. Sie riss sie auf und verschwand in der dunklen Nacht.
Sheldon schnaubte verächtlich. „Ja, genau, Mann! Die hast du wirklich voll im Griff.“
Crash überprüfte rasch die Fesseln, dann sprintete er hinter Nell her. Er musste nicht weit laufen. Sie wartete direkt vor dem Motelzimmer auf ihn.
„Du solltest mich knebeln“, flüsterte sie ihm zu. „Wenn das hier real wäre, würde ich sonst nämlich ganz laut schreien. Und wenn du mir dann die Hand vor den Mund halten würdest, würde ich dich beißen.“
„Ich habe aber nichts, mit dem ich dich knebeln könnte.“ Wenn das hier real wäre, würde er wahrscheinlich seinen Socken benutzen, aber er war sich sicher, dass sie das nicht mitmachen würde.
Nell zog ihre Bluse aus der Hose. „Reiß davon ein Stück Stoff ab.“
Crash nahm sein Messer und schnitt den Saum ein. Dann, als er mit einem Ratsch eine Bahn Stoff abriss, traf er Nells Blick.
Er wusste, dass sie in diesem Moment genau dasselbe dachte wie er. Das Ganze hier war irgendwie erregend. Der Gedanke, dass er gerade ihre Bluse zerrissen hatte, um sie damit zu knebeln und sie dann in dieses billige Motelzimmer zurückzuschleifen, wo er sie fesseln würde … Er konnte sich nicht helfen, aber dieser Gedanke turnte ihn an.
Ihr schien es nicht anders zu gehen. Sie lächelte ihn halb beschämt, halb begehrlich an, während er sein Messer verstaute. Er wollte verdammt sein, wenn sie nicht gerade Gefallen hieran fand.
„Hast du den Saft?“, fragte er. Sie hatte vorhin im Wagen einen Teil des Getränks in einen Plastikbeutel umgefüllt.
„Er ist unter dem Bett. Wenn
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