Brockmann Suzanne
fühlte sie sich unsicher und fragte sich, ob ihre gemeinsame Nacht nun offiziell vorbei war. „Hast du gar nicht geschlafen?“
„Noch nicht.“ Er sah erschöpft aus. Seine Augen waren müde; er massierte sich mit einer Hand den Nacken. „Ich habe versucht, eine Verbindung zwischen Garvin und Sherman herzustellen, aber jetzt muss ich schlafen. Ich drehe mich nur noch im Kreis.“
Er setzte sich auf das andere der beiden Doppelbetten, einige Meter von ihr entfernt. Für einen kurzen Moment dachte Nell, dass er ihr damit etwas sagen wollte. Dass ihre Nacht tatsächlich vorbei war. Dass er alleine schlafen wollte. Doch dann sah er sie an, und sie begriff, dass er ebenso unsicher war wie sie selbst.
„Du siehst aus, als könntest du eine Rückenmassage gebrauchen“, sagte sie zärtlich.
Er erwiderte ihren Blick. „Ich würde viel lieber noch einmal mit dir schlafen.“
Nells Mund fühlte sich plötzlich ganz trocken an. Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und versuchte zu lächeln. „Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, wäre wesentlich höher, wenn du hier bei mir sitzen würdest als dort drüben.“
Er lächelte müde. „Ja, ich wollte nur nicht …“ Er fuhr sich mit der Hand über das müde Gesicht. „Ich wollte dich nicht bedrängen.“
„Komm her. Bitte!“
Er stand auf und kam die paar Schritte zu ihr herüber. Nell setzte sich auf und zog ihn zu sich aufs Bett. Er saß nun mit dem Rücken zu ihr, und sie kniete hinter ihm und begann, seine verspannten Nacken- und Schultermuskeln zu massieren.
Er schloss seine Augen. „Oh Gott, das fühlt sich gut an.“
„Hast du denn irgendetwas über Garvin in Erfahrung bringen können?“
„Er war definitiv in Vietnam. John Sherman war zur selben Zeit dort stationiert.“
Nell drückte ihn vorsichtig auf das Bett, sodass er flach auf dem Bauch lag, seine Arme unter dem Kopf verschränkt. Sie setzte sich auf seinen Rücken und begann, die verspannte Muskulatur noch kräftiger zu bearbeiten.
„Ich habe mich in Garvins Steuererklärungen gehackt. Anfang der Siebziger hat er eine ziemlich große Summe geerbt – Geld, mit dem seine erste Frau ein Haus gekauft hat, während er in Vietnam war. Ich habe daraufhin die Steuererklärung seines verstorbenen Verwandten durchforstet, der ihm dieses Geld angeblich vermacht hat, aber ich konnte keinen Hinweis auf eine solche Summe finden. Es sei denn, der alte Kerl hatte ein paar Millionen Dollar unter seiner Matratze versteckt …“
„Und was machen wir nun?“
„Ich habe ihm eine verschlüsselte Botschaft geschickt, die er schnell genug decodieren wird. Darin steht, ich hätte Beweise, dass seine angebliche Erbschaft in Wirklichkeit Geld war, das er bei Schwarzmarktgeschäften mit John Sherwood verdient hatte.“
„Aber du hast doch gar keine Beweise.“
„Das weiß er aber nicht. Ich muss mit ihm persönlich sprechen, das Gespräch heimlich aufzeichnen und hoffen, dass er irgendetwas sagt, das ihn belastet.“
Nell hielt inne. „Persönlich. Von Angesicht zu Angesicht. Dieser Mann will dich umbringen !“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Billy …“
„Ich könnte ihn natürlich einfach umlegen, ihn vernichten. Auge um Auge, Commander um Admiral. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich den Racheengel spielen würde.“
Nell atmete tief durch. „Aber …“
„Aber wenn ich das tue, wird niemand wissen, was er zu verantworten hat. Er hat Jake getötet. Und er hat all die unschuldigen Menschen auf dem Gewissen, die in diesem Bürgerkrieg gestorben sind. Ich will, dass die Welt das erfährt … Gott, du bist so schön.“
Nell sah hoch und folgte seinem Blick. Erst jetzt bemerkte sie, dass er sie die ganze Zeit in dem Spiegel beobachtet hatte, der an der Wand neben dem Bett hing. Die einzige Lichtquelle im Zimmer war der Computerbildschirm. Doch der fahle Schein des Laptops reichte aus, um ihre Brüste, ihren Bauch und die Rundung ihrer Hüfte perfekt in Szene zu setzen.
Sie sah aus wie eine wilde, sinnenfreudige Version ihrer selbst. Eine nackte Sklavin der Lust, die ihrem Herrn und Gebieter zu Diensten war. Er musste sich nur umdrehen, und dann konnte er zusehen, wie sie ihn zärtlich streichelte, ihn küsste – seine Brust, seinen Bauch hinunter und weiter …
Als ihre Blicke sich im Spiegel trafen und sie die Leidenschaft in seinen Augen brennen sah, errötete sie. Es war nicht das erste Mal, dass sie das Gefühl hatte, er könne ihre Gedanken lesen.
Auf einmal sah
Weitere Kostenlose Bücher