Broken (German Edition)
nicht so lief, wie er es wollte. Dann hat er Sachen zerschlagen, rumgeschrien und gebrüllt. Er hat mit Hobbys aufgehört, ziemlich viel zugenommen. Er war so furchtbar wütend. Es konnte einem das Herz zerreißen, mit anzusehen, wie wütend er war.»
«Was hatte er denn für Hobbys?», fragte ich.
«Baseball zum Beispiel», antwortete Mr. Etheridge. «Und er war richtig gut darin. Er mochte auch Mädchen, obwohl er nicht gut mit ihnen umgehen konnte. Unsere Tochter, Owens Mutter, und sein Vater wurden vor seinen Augen getötet. Er hat das nie richtig verwunden.»
«Sie haben ihn also seit drei Jahren nicht mehr gesehen? Nicht mal einen Brief oder einen Anruf von ihm bekommen?», fragte Rauser.
«Nein», antwortete Mrs. Etheridge.
«Hatte er Freunde?», fragte ich. «Jemanden, mit dem er Zeit verbrachte und zu dem er Vertrauen hatte?»
«Owen hat immer alle schnell vergrault», sagte Fred Etheridge. «Er war zu unberechenbar. Jähzornig. Aber bei der Landschaftsbaufirma gab’s einen, der ihn immer zur Arbeit abgeholt hat. Mit dem ist er ein paarmal was trinken gegangen, und sie schienen sich ganz gut zu verstehen. Weißt du noch, wie der hieß, Schatz?»
Mrs. Etheridge schüttelte den Kopf.
«Bitte, denken Sie nach, Mrs. Etheridge. Es kann alles wichtig sein», drängte Rauser sie.
«Ich will ja nicht unhöflich sein, Lieutenant», erwiderte sie ruhig, «aber Sie haben viele Fragen gestellt. Sie sind in unser Haus gekommen und haben uns mitgeteilt, dass unser Enkel am Leben ist und dass Sie nach ihm suchen. Aber Sie haben es nicht mal für nötig gehalten, uns eine Erklärung zu geben. Und es scheint Ihnen offenbar egal zu sein, was das emotional für uns bedeuten könnte.»
Rauser zog bedächtig sein Handy aus der Tasche. Zu bedächtig. Er war nicht in der Stimmung für Höflichkeiten. Er berührte den Bildschirm zwei-, dreimal, schob sein Handy dann über den Tisch. Mrs. Etheridge hob die Hände an den Mund. Doch sie hielt die Augen gebannt auf das Display gerichtet. Rauser hatte sie alle zusammen auf den Bildschirm geholt – die vergewaltigte und ermordete Fatu Doe in dem Pavillon, Troy Delgado mit dem Gesicht im Dreck, Donald Kelly am Türrahmen baumelnd.
«Mein Gott», sagte Mr. Etheridge.
Rauser deutete auf das Foto von Kelly. «Dieser Mann wurde entführt, erschossen und dann so in dem Haus einer Frau aufgehängt, mit der Ihr Enkel zusammen im Peachtree-Ford Hospital stationär untergebracht war. Wir glauben, er stalkt sie seit mindestens zwei Jahren. In der Hosentasche dieses Mannes haben wir ein zerknülltes Stück Geschenkpapier gefunden.» Er deutete auf das Bild von Fatu Doe. «Diese junge Frau hatte ein Geschenkband wie eine Schleife um den Fußknöchel gebunden.» Er zeigte auf den Leichnam von Troy Delgado. «Der Junge da hat auch für sein Leben gern Baseball gespielt. Auf der Leiche des Jungen und der des alten Mannes wurden Körperflüssigkeiten sichergestellt, deren DNA den Spermaspuren entsprechen, die in dieser jungen Frau gefunden wurden. Die Frau wurde vor ihrer Ermordung geschlagen und vergewaltigt. Also, ich kann mir vorstellen, dass das alles ein Schock für Sie ist, und ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich nicht die Zeit habe, hier irgendwas schönzureden, aber wir glauben, dass Ihr Enkel diese schrecklichen Taten begangen hat. Und wir glauben, dass er der Frau, die er stalkt, das Gleiche antun will. Dr. Street hier hat ein Profil des Täters erstellt, und alles deutet auf Ihren Enkel hin. Wenn Sie uns Informationen vorenthalten, haben Sie ebenfalls Blut an den Händen. Ist Ihnen das klar?»
«Ist die Frau, die gestalkt wird, blond, und heißt sie Miki?», fragte Mrs. Etheridge.
Ich unterdrückte ein Frösteln.
«Mich würde interessieren, woher Sie das wissen», sagte Rauser ruhig.
«Als er die letzten beiden Male in der Klinik war, haben wir ihn besucht … Es waren immer lange Aufenthalte, Wochen. Er hatte sich in beiden Fällen selbst einweisen lassen. Da hat er von einer jungen Frau erzählt. Er hat gesagt, sie hätten sich kennengelernt und ineinander verliebt. Er hat erzählt, wie hübsch sie sei, wie klug. Er hat gesagt, sie würde das Dunkle in ihm verstehen», sagte Mr. Etheridge. «Als er nach seiner Entlassung wieder zu uns gezogen war, hat er nicht mehr von ihr gesprochen. Jedenfalls nicht mehr so wie am Anfang. Er machte nur noch abfällige Bemerkungen über sie, wenn die Sprache auf sie kam. Es hatte auch davor schon Frauen gegeben, in die er
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