Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
Vom Netzwerk:
sich dabei einen runter?», fragte Williams. Schweigen hatte sich über den Raum gesenkt.
    Ich nickte. «Das ist die einzige Situation, in der er weinen kann. Das hat nichts mit Reue zu tun. Weinen ist für ihn eine Befreiung. Und das Masturbieren gibt ihm die Kontrolle zurück. Es geht weniger um das Sexuelle. Es hat was mit Macht über sein Opfer zu tun. Und mit fehlender Macht in seinem Leben.» Ich schob das Foto von Emma Richards in die Mitte des Tisches. Ein Arm stand gerade vom Körper ab, die Handfläche nach oben. Sie hatte ein blaues Geschenkband in der Hand gehabt, als sie fiel. «Deshalb hinterlässt er bei seinen Opfern Geschenkbänder und Luftballons und Geschenkpapier.»
    «Seht euch das an», sagte Rauser tonlos. «In der Hand der Mutter. Auf dem Tisch. Überall kleine handgemachte Schleifen. Und Geschenke.»
    «Und rote Luftballons», sagte Williams.
    «Miki hat mir gesagt, dass sie irgendwie das Gefühl hat, er wollte alles kaputt machen, wo sie gerade dabei ist, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich denke, damit liegt sie ziemlich richtig. Ich glaube, die Opferauswahl des Mörders hat was mit Übergängen zu tun. Mit Veränderungen im Leben. Jedes seiner Opfer stand an der Schwelle von irgendwas Neuem. Fatu Doe war wieder clean, gewann an Stärke. Miki ritzt sich nicht mehr. Sie hat keine Depressionen mehr. Sie wurde für einen bedeutenden Preis nominiert. Es geht wieder aufwärts mit ihr.
    Troy Delgado war ein Sport-Ass. Er hatte Aussicht auf einen Baseball-Vertrag, noch ehe er mit der Highschool fertig war.» Balaki starrte noch immer auf das Foto von Emma Richards.
    «Er war auf dem Absprung», sagte Williams. «Kurz davor wegzugehen. Alle lassen den Mörder zurück.»
    «Der alte Mann. Kelly», warf Bevins ein. «Er war krank. Hätte nicht mehr lange gelebt. Demenz und Krebs. Auch er stand vor einem Übergang.»
    «Okay.» Rauser schob seinen Stuhl zurück. «An die Arbeit, Leute. Mal sehen, ob wir den Richtigen haben. Balaki, nehmen Sie sich die Datenbanken der Kliniken vor. Wenn Jesse Owen Richards in einer der Einrichtungen war, in denen auch Miki war, gleichen Sie die Daten ab. Bevins, finden Sie raus, wo Richards derzeit steckt. Und besorgen Sie ein Foto. Wir müssen ihn mit Fatu Doe, Kelly und dem Delgado-Jungen in Verbindung bringen. Besorgen Sie alles über ihn. Kreditkarten. Bankkonten. Wir wollen wissen, wo er isst, wohnt, seinen Hund Gassi führt, mit wem er schläft. Und gehen Sie auch noch mal das Personal in dem Baseballstadion durch.»
    Es war förmlich spürbar, wie im Raum Energie frei wurde. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Rausers Handy klingelte, als wir alle zurück ins Großraumbüro gingen. Er blieb stehen und ging ran, hielt sich das freie Ohr mit einem Finger zu. Er kaute auf der Unterlippe, als er hinter uns herkam. «GBI-Labor», sagte er. «Die haben uns den vollständigen Bericht gemailt, aber du hattest recht, Keye. Es ist Tränenflüssigkeit und Sperma. Die Tränen stammen nicht von den Opfern. Williams, laden Sie den Bericht runter und lassen Sie die DNA-Sequenz durch CODIS laufen.»
    Die DNA-Profile von rund zehn Millionen Straftätern waren inzwischen in der DNA-Datenbank CODIS gespeichert. Technologie und Software verbesserten sich ständig, und mehr und mehr Polizeibehörden nahmen sich die Zeit, Täterprofile in die Datenbank einzugeben. CODIS wurde also immer effektiver.
    Rauser nahm den Bericht, den Williams inzwischen ausgedruckt hatte, und reichte ihn mir. Ich überflog die Ergebnisse, so schnell ich konnte. «Sie haben die Proben von der Kleidung durch PCR vervielfältigt. Die DNA bestätigt deine Zeugenaussagen. Wir suchen einen Mann. Hautfarbe wahrscheinlich weiß. Augen- und Haarfarbe möglicherweise braun.»
    «Aber sicher ist das nicht?», fragte Williams.
    «Das Geschlecht ist eindeutig. Chromosomen X und Y», sagte ich. «Die ethnischen Marker legen eine weiße Hautfarbe nahe. Aber das haben die Zeugenaussagen ja bereits bestätigt. Augen- und Haarfarbe sind dagegen weniger sicher.»
    «Ich hab einen Treffer bei CODIS», verkündete Williams. «Passt zu der Sequenz in den Proben, die die Kollegen in Stone Mountain von den Hautpartikeln unter Fatu Does Fingernägeln gesichert haben.»
    «Okay, jetzt haben wir eine echte Verbindung zwischen Richards und allen drei Opfern», sagte Rauser und lächelte. «Der Staatsanwalt wird mich knutschen wollen. Balaki, haben die Klinikdatenbanken irgendwas ergeben?»
    «Allerdings», antwortete Balaki.

Weitere Kostenlose Bücher