Broken (German Edition)
Ordnung.» Tyrone lächelte.
«Dann ist es ja gut. Okay. Ich muss los. Latisha, hat mich gefreut, dich kennenzulernen.»
«Hey, Moment noch», sagte Tyrone, als ich schon halb zur Tür hinaus war. «Wie wär’s mit ein bisschen Arbeit? Ich hab einen Kautionsflüchtling, dem man gut zureden muss. Schrulliger Typ. Schnell.»
«Was meinst du mit schnell ?», fragte ich.
«Er rennt. Haut ab.»
«Ich bin mit Arbeit eingedeckt», sagte ich.
«Der muss bis Geschäftsschluss übernächsten Freitag wieder aufgetaucht sein. Du hast also über eine Woche Zeit. Latisha, hol die Banerjee-Akte und gib sie Keye.»
Latisha schob sich vom Schreibtisch weg und warf ihrem Dad einen vernichtenden Blick zu. «Noch nie was von bitte und danke gehört?» Wir sahen ihr nach, als sie zum Aktenschrank ging.
«Gott steh mir bei», flüsterte Tyrone. «Ich hab gedacht, wenn ich dem Mädchen über den Sommer einen Job gebe, nimmt sie ein bisschen Vernunft an. Ihre Mutter hat sie einfach machen lassen, was sie wollte.»
«Die Kleinen werden so schnell erwachsen, was?», sagte ich, als wüsste ich, wovon ich rede. Ich hatte keine Ahnung von Kindern. Schon gar nicht von Teenagern. Ich dachte an Jimmy und Paul, die eine Familie gründen wollten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir alle demnächst einen Crashkurs in Sachen Kinder machen würden.
Tyrone seufzte. «Es ist meine Schuld. Ich war gerade mal achtzehn, als sie geboren wurde, und als Vater ein Totalausfall. Sie braucht ein Vorbild, Keye. Eine Frau, meine ich.»
«Dann solltest du vielleicht die Freuden des Familienlebens entdecken.»
«Ich hab an dich gedacht.»
«O nein. Ich bin nicht der mütterliche Typ. Und als Vorbild tauge ich auch nicht gerade.»
«Neil hat gesagt, ihr wollt jemanden fürs Büro einstellen. Latisha ist ein richtig helles Köpfchen. Aber sie treibt mich in den Wahnsinn.»
«Ich kann euch hören», rief Latisha. «Wir sind hier nicht beim Film, wo die Leute nicht verstehen, was im selben Raum geredet wird.» Sie schob die oberste Schublade des Aktenschranks mit gespreizten Fingern zu, um ihren Nagellack nicht zu zerkratzen. «Mein Daddy will mich loswerden, weil er nicht den Weiberheld spielen kann, wenn eins von seinen Kindern bei ihm im Büro ist.»
«Ich dachte bloß, ein bisschen mehr Freiheit würde dir guttun», erklärte Tyrone. «Der Job würde sich auch toll in deinem Lebenslauf machen.»
«Mit diesem Mann da sollte ich wirklich nicht den ganzen Tag zusammen im Büro hocken», sagte Latisha und reichte mir die Banerjee-Akte.
Ich sah sie kurz durch. Der Mann war wegen Identitätsdiebstahl angeklagt worden. Seine Kaution belief sich auf fünfzehntausend Dollar. Ich ziere mich nicht lange, wenn mir ein Auftrag angeboten wird. Ich stecke bis zum Hals in Schulden. Normalerweise nehme ich, was ich kriegen kann. Und wenn ich in den letzten vier Jahren, in denen ich damit beschäftigt war, meine Detektei aufzubauen, eines gelernt habe, ist es, dass gute Arbeit neue Aufträge einbringt. Mundpropaganda ist das A und O.
«Ich könnte Montagmorgen anfangen», sagte Latisha zu mir. «Ziehen wir dann gemeinsam los und lösen Fälle? Krieg ich auch so eine fette Knarre?»
«Nein», sagte ich. «Ich brauche Hilfe für die Büroarbeit. Und jemanden fürs Telefon. Keine Waffe.»
«Dann hab ich den Job also?»
«Ich muss erst drüber nachdenken, okay?»
«Sie wollen mich bloß vertrösten», sagte Latisha. «Ich merke das, wenn Leute mich vertrösten. Ich hab schließlich einen Highschool-Abschluss.»
«Glückwunsch», sagte ich.
«Ich wünschte, Sie würden einfach nein sagen, statt mich zu vertrösten.»
«Okay. Nein.»
Tyrone ging in sein Büro und kam mit einer Taser-Pistole zurück. Er drückte sie mir in die Hand. «Fünfzehntausend Volt und knapp fünf Meter Reichweite.» Das Ding sah so ähnlich aus wie meine Glock, bloß dass es leuchtend gelbe Zierstreifen hatte und nur halb so schwer war. «Falls der schrullige Typ die Fliege machen will, schießt du ihm genau zwischen die Schulterblätter. Sieh mal, dazu gibt’s sogar ein passendes Holster.» Er hielt mir ein billiges Teil aus Kunstleder hin.
Dass ich Tyrones Büro mit einem Auftrag in der Tasche verlassen würde, für den ich keine Zeit hatte, einer Bewerberin, die mich skeptisch machte, und einer Taser-Pistole, entsprach nicht gerade meinem Plan. Aber das traf ja in letzter Zeit auf fast alles zu.
Ich parkte auf dem bewachten Parkplatz gegenüber vom Krankenhaus und ging rauf zu
Weitere Kostenlose Bücher