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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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und da bei Tyrone nicht genug Büroarbeit anfiel, um jemanden länger als zwei Tage die Woche zu beschäftigen, war das für beide Seiten ein gutes Arrangement. Außerdem war Tyrone ein Schlawiner. Er wollte einfach nicht einsehen, dass Büroliebschaften problematisch waren. Im letzten Jahr hatte zweimal jemand weinend am Empfang gesessen, als ich hereinkam.
    Ich konnte Tyrone in seinem Büro sehen, Füße auf dem Schreibtisch, entspannt zurückgelehnt, Telefon am Ohr. Er hatte mich noch nicht bemerkt.
    «Könnte ich vielleicht kurz mal mit Tyrone sprechen?», fragte ich die Sekretärin. «Ich bin Keye Street. Ich arbeite …»
    «Ich kenne Sie», unterbrach sie mich und stieß einen langen türkisblauen Fingernagel in meine Richtung. «Sie sind die mit dem Popel-Banditen! Wir haben uns das zigmal angesehen. Die Stelle, wo er sich den Finger in die Nase steckt, das ist echt voll krass.»
    «Ja. Voll krass. Würden Sie Tyrone bitte Bescheid geben, dass ich da bin?» Er hatte sich mit seinem Schreibtischsessel herumgedreht und blickte auf sein Mitchell-Street-Königreich, während er weitertelefonierte.
    «Wenn Sie mich fragen, ich finde, Sie hätten dem Widerling ruhig eine Kugel verpassen sollen.» Sie griff über den Tisch, um mir die Hand zu schütteln, vorsichtig, als wären ihre Nägel frisch lackiert. Sie waren irre lang, an den Spitzen leicht gekrümmt. «Ich bin Latisha.»
    «Freut mich, Latisha. Ist Tyrone auch schön brav?»
    «Er ist so brav, wie er brav sein kann.
    «Bleiben Sie die ganze Woche hier?»
    «Oh. Ich bin keine Zeitarbeitstussi. Ich bleibe länger.»
    Oje.
    Sie stand auf und ging in Tyrones Büro. Ihr Rock war ebenso türkis wie die Fingernägel und reichte kaum über einen hohen JLo-Hintern. Sie hatte muskulöse Oberschenkel, war total durchtrainiert und trug weiße Turnschuhe und flauschige Damensportsocken, die farblich zum Rock und den Fingernägeln passten. Tyrone winkte von seinem Büro aus und hielt einen Finger hoch, um zu signalisieren, dass ich mich noch einen Moment gedulden sollte.
    Latisha kam zu ihrem Schreibtisch zurück. «Möchten Sie sich setzen? Sie sind ganz rot im Gesicht. Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?»
    «Nein danke.»
    «Sind Sie die Treppe hoch? Ich mache das immer. Nie im Leben würde ich in den schrottigen Fahrstuhl steigen.»
    «Verständlich», sagte ich. «Wieso bleibt Tyrone eigentlich in diesem Gebäude? Es ist ekelhaft.»
    «Weil er geizig ist», sagte Latisha.
    «Vielleicht steht er ja auf den Pipigeruch», flüsterte ich, und wir kicherten beide.
    Tyrone tauchte in einem tadellosen weißen Leinenanzug aus seinem Büro auf. Schokobraunes Hemd, offener Kragen, keine Krawatte. Ich hätte wetten können, dass er in der Woche auch zur Maniküre gewesen war. Er lächelte, und Grübchen à la LL Cool J schnitten Furchen in seine superglatten braunen Wangen. Hechel, hechel. Wenn ich Tyrone sehe, kriege ich immer weiche Knie. Ich hatte keine Ahnung, warum ich wütend auf ihn gewesen war.
    «Du hast meine Kleine kennengelernt, Keye?» Er trat hinter Latishas Sessel und massierte ihr die Schultern, dann beugte er sich vor und küsste sie auf die Wange. Latisha war höchstens achtzehn … allerhöchstens. Zu jung, um das Machtgefälle zu durchschauen, das entsteht, wenn dein Boss dich anbaggert. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Tyrone mit all der Missbilligung, die ich stumm vermitteln konnte. «Ach komm schon, Keye!» Tyrone lachte. «Guck mich nicht so an. Sie ist meine älteste Tochter.»
    Latisha lächelte zu ihm hoch. Grübchen, wohin das Auge blickte. Tatsächlich, sie war zweifellos Tyrones Tochter. «Er hat drei Kinder, falls er vergessen hat, uns zu erwähnen. Mit drei Mamas. Unser Daddy ist ein Weiberheld.»
    «Mach dir nichts draus», erwiderte ich. «Mein leiblicher Vater war drogensüchtig.»
    «Ihre Mama auch?», wollte Latisha wissen.
    «Stripperin», sagte ich. «Dann haben mich Weiße adoptiert.»
    «Auch das noch. Da fahr ich doch lieber kreuz und quer durch die Stadt, um meine Geschwister zu besuchen. Weiße wissen einfach nicht, wie man richtig Spaß hat.»
    «Stimmt. Wir haben tierisch oft Monopoly gespielt», bestätigte ich.
    «Genau das meine ich», sagte Latisha.
    «Tyrone, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war am Telefon zu barsch. Tut mir leid. Ich weiß, du hast es nur gut gemeint, als du mit Rauser geredet hast.»
    «Kein Problem, Keye. Wir sind schließlich Freunde, oder? Ich wusste, das kommt wieder in

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