Broken (German Edition)
dann immer Klappstühle und Picknickkörbe und Wein für die Erwachsenen ein. Jimmy und ich saßen im Schneidersitz auf Decken und hörten den Bands im Pavillon zu, bis das Feuerwerk auf dem Dach des Gerichtsgebäudes losging.
«Sieh zu, ob du irgendwen aus dem Labor erreichen kannst», sagte ich zu Neil. «Ein bisschen Schmiergeld könnte helfen. Larry zahlt.»
«Ich hab da so eine Idee.»
«Was für eine Idee?»
«Wegen der Asche. Mach dir keine Gedanken. Ruh dich aus.»
Ich bog vom South Columbia Drive nach Winnona Park ab und stoppte hinter dem Wagen meines Dads, als er auf der hügeligen Einfahrt am Derrydown Way parkte. Wir gingen zur Haustür. Zwei Katzen aus Mutters Streunerkolonie relaxten in donutförmigen Körbchen auf der Veranda, beobachteten aber ganz genau jede unserer Bewegungen. Ich war diese Art von Misstrauen von Tieren gewohnt, da meine Mutter sich zu allem hingezogen fühlte, was ungezähmt war. Ihre Liebe zur Natur und der Drang, jene Geschöpfe zu retten, die von ihr im Stich gelassen worden waren, bot meinem Bruder und mir einen wunderbaren Einblick in ein Herz, das sie nicht immer freimütig zeigen konnte. In unserer Kindheit stapften wir beide durch taunasses Gras, das uns gegen die Knöchel klatschte, hinter unserer Mutter her, wenn sie frühmorgens mit uns über die welligen Wiesen hinter dem Methodisten-Kinderheim zog, nur ein kurzes Stück von unserem Haus entfernt. Wir folgten ihr den Hügel hinunter zum Teich, wo ein Graureiherpaar bei unserer Ankunft so reglos verharrte, dass wir sie für Geäst am Ufer hielten. Aber irgendwann entdeckten wir sie meistens. Graureiher entlieben sich nie, hatte Mutter uns erzählt. Wir warfen den Enten und Gänsen Brotstückchen hin und sahen zu, wie der Nebel aus dem Schilf aufstieg und dann in der Morgensonne über dem Teich verdampfte. Jimmy und ich kennen den Gesang der Spottdrossel und die jähe Stille einer Wiese, wenn der schrille Schrei eines Rotschwanzbussards gellt. Unsere Mutter, ein Kind des Albemarle Sound und der flirrenden Sümpfe, hatte in ihrem Stadtleben die abgeschiedenen Seelandschaften gesucht und gefunden. Und da wir Zeugen dieser wunderbar zarten Menschlichkeit unserer Mutter gewesen waren, war es umso verwirrender für uns, wenn ihre Berührung eisig und ihre Worte bissig wurden.
Ich stand auf der Veranda und schaute zu der riesigen Metallvase hinter der Hollywoodschaukel hinüber. Große Metallblumen, einige rostig, einige aus poliertem Stahl, rustikal und schön, erblühten daraus. Dad folgte meinem Blick. «Ich werde besser, was?»
«Die sind toll, Dad. Machst du mir irgendwas für mein Büro?»
«Aber sicher, Kleines», sagte mein Dad und schlang einen langen Arm um meine Schultern, als wir in das Haus gingen, wo Jimmy und ich aufgewachsen waren und wo Miki als Kind den Großteil ihrer Zeit verbracht hatte. Mein Vater hatte damals praktisch in der Garage gewohnt und immerzu an Motoren herumgebastelt und an allem, was sonst noch bewegliche Teile hatte. Howard Streets natürliche Gabe, die Funktionsweise einer Sache zu begreifen, hatte nicht nur zwei Kindern das Studium finanziert, sondern auch die ziemlich kostspielige Vorliebe meiner Mutter für Antiquitäten, Kochgeschirr, Mixgeräte, Küchenmaschinen und Messer. Und während er all die Jahre Dinge schweißte und ölte und wieder zusammensetzte, die die Nachbarschaft anschleppte oder in Kisten ankarrte, tastete sein heimliches Künstlerauge bereits im Geiste die Formen ab, die eine Galerie später bei ihm in Auftrag geben würde. Mir gefiel der Gedanke, dass meine Eltern beide etwas gefunden hatten, das sie glücklich machte. Und zugleich fand ich das Ganze überraschend beunruhigend. Nicht dass sie diese Obsession entdeckt hatten, sondern dass sie überhaupt eine Obsession hatten , dass ihr Innenleben für ihre Kinder völlig unsichtbar gewesen war. Oder zumindest für mich. Möglich, dass Jimmy um die Träume von Erwachsenen gewusst hatte. Jimmy war schon immer mehr auf Draht als ich.
Mutter setzte Wasser auf. Heißen Tee für mich. Für alle anderen bereitete sie ihren Spezialgrog zu – heiße Milch, Cognac und Honig, der perfekte Entspannungstrunk. Ich wartete am Küchentisch, bis meine Eltern gingen, dann sah ich Miki an. «Alles in Ordnung?»
«Irgend so ein Irrer bringt Leute um und knüpft sie in meinem Haus auf. Deshalb ein klares Nein. Es ist nicht alles in Ordnung.» Sie hatte die Schultern hochgezogen, als wäre ihr kalt an diesem heißen
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