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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Speichel, Urin, Vaginalflüssigkeiten, das alles kann genau wie Blut fluoreszieren. Hängt aber von vielen Faktoren ab. Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Ausrüstung. Manchmal fluoresziert es und manchmal nicht. Von wissenschaftlicher Gewissheit kann keine Rede sein, Lieutenant. Aber allgemein gilt, wenn es vom Körper stammt, liefert es uns eine Lichtschau. Jedenfalls unter den richtigen Umständen.»
    «Irgendwelche anderen Flüssigkeiten, die so fluoreszieren könnten?», fragte Rauser.
    «Woran denken Sie?»
    «Wenn ich das mal wüsste», sagte Rauser. «Was gibt’s denn sonst noch?»

[zur Inhaltsübersicht]
    12
    E s war kurz vor Mitternacht an einem Samstag, und die Innenstadt brummte, als ich an der Ponce de Leon Avenue 675 aus dem Parkhaus der City Hall East fuhr – einem gut zweihunderttausend Quadratmeter großen verblichenen Backsteinbau mit röchelnder Belüftungsanlage. Atlantas Polizeipräsidium war dort ebenso untergebracht wie einige Ämter und ein paar Firmen. Das unwirtschaftliche Ungetüm war wenige Monate zuvor an einen Investor verkauft worden. Es hieß, den Mietern, die noch nicht ausgezogen waren, sei nahegelegt worden, ihre Schreibtische zu räumen. Sehr wahrscheinlich würde die Innenstadt mit Bleifarbe und Asbest verpestet werden, wenn sie anfingen, den Koloss zu sanieren. Niemand konnte das Gebäude ausstehen. Aber immerhin war es ein Übel, das sie kannten. Die Tatsache, dass dem Morddezernat noch keiner gesagt hatte, wo es untergebracht werden sollte, beruhigte Rauser, der Umbrüche und Störungen hasste, nicht gerade.
    Im Rückspiegel sah ich meinen Vater am Lenkrad seines Ford Taurus. Miki saß neben ihm. Mutter auf der Rückbank. Es war ein langer Abend für alle gewesen. Dad war verstört und angespannt vor Sorge im Präsidium aufgetaucht, nachdem Mutter ihn weinend angerufen hatte. Er war entschlossen, Miki nach den Vernehmungen mit zu ihnen nach Hause zu nehmen. Ich hielt das für eine denkbar schlechte Idee. Niemand hatte eine Ahnung, was eigentlich los war. Wir wussten nicht, wer der Stalker meiner Cousine war. Wir wussten lediglich, dass er vermutlich den Mord begangen und die Leiche rituell in Mikis Haus zur Schau gestellt hatte. Ich hatte meinem Vater entgegengehalten, dass mein Hotel von Kameras und Sicherheitsleuten überwacht wurde und meine Wohnung zehn Stockwerke hoch lag. Doch noch während ich das sagte, musste ich an die schreckliche Nacht im letzten Winter denken, als ich die Augen aufschlug und eine Mörderin mit einem Messer über mir stehen sah. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass die Narbe, die ich von der Nacht zurückbehalten hatte, ganz ähnlich aussah wie die Narben an den Armen meiner Cousine.
    Mein Vater verwahrte sich dagegen, seine Burg nicht verteidigen zu können. Rauser hatte mich schließlich überzeugt zuzustimmen. Winnona Park, die Siedlung meiner Eltern in Decatur, war eine ruhige Gegend, in der jeder jeden kannte. Rauser ging davon aus, dass die Nachbarn einen Fremden auf der Straße bemerken würden, anders als in den Großstadtvierteln oder im Hotel. Die Polizei von Decatur hatte versprochen, verstärkt Streife zu fahren. Aber ich wollte sie nicht allein lassen. Und ich hatte noch nicht mit Miki gesprochen, seit wir ihre Haustür geöffnet und den Toten gesehen hatten.
    Ich rief Neil an, während ich die Ponce hinunter in Richtung Decatur fuhr. Ich hatte ihn vor dem Hotel in Big Knob praktisch aus dem Auto geschubst, nachdem ich den Anruf wegen White Trash erhalten hatte. Er klang verschlafen. Ich erklärte ihm kurz, was bei Miki zu Hause passiert war.
    «Heißt das, du lässt mich einfach hier am Arsch der Welt sitzen? Allein?»
    «In einem luxuriösen Wellnesshotel. Ich bin ein Unmensch.»
    «Ich hab hier eine Packung Kaffee, zwei Joints und einen Plastikbeutel mit der Asche irgendeiner Toten.»
    «Das ist keine Asche», sagte ich. «Das sind pulverisierte Knochenfragmente.»
    «Übrigens, wegen des langen Wochenendes hat das Labor bis Dienstag geschlossen.»
    «Verdammt.» Natürlich hatten die geschlossen. Der Unabhängigkeitstag stand vor der Tür. Die Ponce machte einen Schlenker nach rechts, und ich fuhr ins Zentrum von Decatur. Kränze mit rot-weiß-blauen Schleifen schmückten die Laternenpfähle entlang der Straße, um mich an den bevorstehenden Feiertag zu erinnern. Ich dachte wieder an das Wochenende, das Rauser und ich geplant hatten, und an das Feuerwerk, zu dem meine Eltern jedes Jahr gingen, solange ich denken konnte. Wir packten

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