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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Kirkpatrick.
    Ich dachte wieder an das, was Mrs. Stargell gesagt hatte – dass wir im Leben schon genug Demütigungen hinnehmen müssen. Die Aussicht, so entwürdigt zu werden, hatte ihr Angst gemacht. Ich hatte es in ihrem Gesicht gesehen, als wir auf der Veranda gesessen und über diese Gase gesprochen hatten, während wir zuschauten, wie Joe Ray Kudzu pflanzte. Die Leute auf dem Land nehmen den Tod ernst. Außerdem war sie alt. Sie hatte zweifellos schon über das Unabänderliche nachgedacht. Vielleicht sind wir nach dem Tod bloß leere Hüllen. Ich weiß es nicht. Aber manche Menschen haben zu Lebzeiten Angst davor, im Tod ungebührlich behandelt zu werden, und schon das allein sollte Grund genug sein, ihre Würde zu achten.
    Ich erweiterte meine Liste: Gase, Betriebskosten .
    Ich sah mir die Fotos an, die ich von den Leichen gemacht hatte; sie wirkten jetzt, hell erleuchtet im Display meines Handys, fast genauso schockierend wie in dem Augenblick im Kremationsraum. Ich erinnerte mich an Mary Kates Gesicht, als ich den Deckel von dem Pappsarg gehoben hatte, und lachte leise in mich hinein. Sorry, aber es war einfach zu lustig gewesen.
    Ich mailte die Fotos von den gestapelten Leichen an Quinn, dann zog ich mir die Bettdecke unters Kinn und knipste die Nachttischlampe aus. Bislang war dieses Vierter-Juli-Wochenende ungefähr genauso amüsant gewesen wie eine Grillparty mit Leuten von PETA.

[zur Inhaltsübersicht]
    19
    A ls ich wach wurde, klingelte mein Handy, und Tageslicht lugte zwischen den schweren Hotelvorhängen herein. Ich schaute auf die Uhr. Viertel nach neun. «Ich sehe mir gerade die Fotos an, die du geschickt hast, aber mir ist schleierhaft, was ich da sehe», sagte Larry Quinn vorwurfsvoll. «Soll das ein Witz sein?»
    Ich stieg aus dem Bett, zog die Vorhänge auf und schaute hinaus in einen dunkelblauen Tag, Gewitterwolken, aber kein Regen. «Was du da siehst, befand sich gestern Nacht im Ofen von Kirkpatricks Krematorium.»
    «Okay, erst einmal, ich habe keinerlei Kenntnis davon, wie du an diese Fotos rangekommen bist.»
    «Entspann dich, Larry. Ich zeichne das Gespräch schließlich nicht auf. Moment mal, ja?» Ich schlüpfte in eine Jeans und eine hellblaue Bluse und klopfte an die Verbindungstür zu Neils Zimmer. Er öffnete sie lächelnd und reichte mir eine Tasse Kaffee, weshalb ich natürlich geklopft hatte. Er wirkte hellwach. Nackter Oberkörper, Pyjamahose mit Gummizug unterhalb des Bauchnabels.
    «Ich hab dich rumlaufen hören», flüsterte er, als er das Telefon in meiner Hand sah. Ich gab ihm einen Luftkuss und trank einen Schluck Kaffee. Er war gut, stark, aber nicht bitter, schwarz, genau wie ich ihn mochte.
    «Wir haben in der Verbrennungskammer drei unverbrannte Leichen gefunden, übereinandergestapelt», erklärte ich Larry Quinn. «Laut einer Nachbarin ist das Krematorium zuletzt gestern Morgen beliefert worden. Sie sagt, der Betreiber ist danach gegangen und nicht wiedergekommen. Der letzte Eintrag im Anlieferungsprotokoll sind drei Namen: Faye Milner, Demetrius Trite und Joseph Wagner. Ich habe auch den Eintrag für Billy Wades Mutter gefunden. Und als wäre das noch nicht eigenartig genug, tauchen plötzlich Kirkpatrick und seine Mutter auf. Mitten in der Nacht, Larry. Er ist mit seinem Pick-up an die Rampe auf der Rückseite gefahren, deshalb konnte ich nicht beobachten, was die zwei da gemacht haben.»
    «Glaubst du, er hat vergessen, den Ofen einzuschalten?»
    «Nein. Was immer in dem Krematorium vor sich geht, ich glaube nicht, dass es was mit Vergessen zu tun hat.»
    «Vielleicht verbrennt er immer gleich zwei oder drei, um Geld zu sparen», spekulierte Larry. «Anschließend sammelt er die Überreste ein und teilt sie auf. Merkt doch keiner.»
    «Das erklärt noch nicht das Hühnerfutter. Und ich bin ziemlich sicher, dass er nie einen Mitarbeiter hatte. Außerdem, diese Öfen sind nur für jeweils einen Leichnam ausgelegt. Selbst bei elfhundert Grad würde es nicht funktionieren, wenn die Leichen gestapelt werden. Ohne Behälter würde es vielleicht gehen, aber der ist erforderlich, um Körperflüssigkeiten aufzufangen. Sonst gäbe es eine schöne Schweinerei.»
    «Okay, okay. Ich hab gerade gefrühstückt.»
    Ich trank wieder einen Schluck Kaffee, nahm eine Zimmerservice-Speisekarte und reichte sie Neil. «Bestellst du uns was? Außerdem, Larry, die Leichen müssen für einen gesetzlich vorgeschriebenen Zeitraum kühl gelagert werden.» Und dann erzählte ich ihm von

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