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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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landete hart auf allen vieren. Mein Handy flog mir aus der Hand; Steinchen bohrten sich mir in Knie und Handflächen.
    … Dann, Reifen auf Schotter. Ganz nah. Kirkpatrick wollte offenbar zur Rückseite des Gebäudes. Ich blickte auf mein Handy. Es war direkt vor der Rampe gelandet. Rote Rücklichter, gelbe Rückfahrscheinwerfer erhellten die Ecke, als das Heck des Pick-up in Sicht kam. Er fuhr rückwärts? Wollte er an die Rampe? Er hatte gar nichts gesehen. Er war aus einem anderen Grund hier.
    Eine Baumreihe hinter dem Krematorium, etwa fünf, sechs Meter rechts von der Rampe, bot die einzige Deckung. Ich blickte dorthin, dann auf mein Handy, dann wieder auf die Baumreihe. Wenn er mein Handy fand, war ich geliefert. Ich war bei ihm eingebrochen, hatte eine Kiste Leichen auf den Boden gekippt, Fotos von ihnen und Kirkpatricks Anlieferungsliste gemacht und vermutlich ein Transportband beschädigt, sodass es jetzt nur noch rückwärts lief.
    Ich erinnerte mich an mein Hindernislauftraining und robbte auf Ellbogen und blutigen Knien los, betete innerlich, dass ich tief genug war, um nicht von Joe Rays Seitenspiegeln erfasst zu werden. Ich schnappte mir mein Handy mit einer Hand und rollte mich aus dem Weg. Die Reifen waren so nah an meinen Knöcheln, dass ich ihre Bugwelle aus rauem Schotter spürte.
    Ich schaffte es in Deckung und duckte mich tief. Auch die Mücken mochten die Hitze in diesem Jahr, und sie fielen über mich her. Kirkpatrick stieg aus seinem Pick-up, schlenderte zu dem großen Tor an der Laderampe und entriegelte mit einem Schlüssel ein Messingvorhängeschloss. Er hatte keine Eile. Das würde sich ändern, sobald er den Pappsarg auf dem Boden sah. Ich musste verschwinden, und zwar schnell.
    Just in diesem Moment öffnete sich die Beifahrertür, und eine Frau stieg aus. «Ich schaffe das schon, Mama», rief Joe Ray und schob das Tor auf. «Dauert nicht lange.»
    Sie ging zu den Stufen rüber, mit einem langsamen, wiegenden Gang, als hätte sie ein zu kurzes Bein. «Ich will mir nicht wieder die ganze Nacht um die Ohren schlagen.»
    Wieder? Was zum Teufel ging hier vor? Ich wartete, bis sie im Gebäude verschwunden waren, und flitzte die Zufahrt runter und über den vorderen Parkplatz, ohne auszurutschen. Meine Beine waren inzwischen wohl schottertauglich. Ich warf einen Blick über die Schulter. Kein Licht im Gebäude. Joe Ray und seine Mutter tauchten mitten in der Nacht auf und benutzten Taschenlampen in ihrem eigenen Betrieb. Im Northeast Georgia Crematorium gingen äußerst merkwürdige Dinge vor sich.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich ein blinkendes Licht, dann hörte ich lautes Getuschel. Hier drüben. Es waren Neil und Mary Kate, auf der anderen Seite der Straße in einem trockenen Graben gegenüber vom Gebäude. Ich sprang zu ihnen hinein. Meine Lieblingsjeans war zerrissen, und meine Knie brannten höllisch. Ich war übersät mit Mückenstichen. Mrs. Stargell und Neil schlugen auch nach den Biestern.
    «Was macht der Schlawiner da drin?», wollte Mary Kate wissen.
    Im Krematorium ging Licht an, dann erhellten die Flutlichter, die an der Seite des Gebäudes montiert waren, den Parkplatz. Wir duckten uns weg, kamen dann langsam wieder hoch. Joe Ray stürzte zur Tür heraus. Er hatte ein Gewehr. Er schritt die Front des Gebäudes ab, spähte um die Ecken und hinter die Azaleensträucher, die umlaufend gepflanzt waren. Dann lief er eine Weile auf dem Parkplatz herum. Schließlich machte er kehrt und ging den Weg hinunter, den er wenige Minuten zuvor mit seinem Pick-up rückwärtsgefahren war.
    Neil atmete auf und ich auch, aber Joe Ray war noch nicht fertig. Kurz darauf kam er mit einem Handscheinwerfer zurück und lief erneut eine Weile hin und her. Mrs. Kirkpatrick öffnete die Vordertür und sagte, er solle auf der Straße nachsehen.
    «Die sind weg, Mama. Wahrscheinlich wieder irgendwelche Jugendlichen. Keine einzige Reifenspur zu sehen.»
    Zum Glück hatten die Kids aus der Highschool den Weg bereitet. Und außerdem arbeitet unser Verstand so. Er sucht nach sicheren Erklärungen. Joe Ray wollte eben glauben, dass es nichts Ernstes war. Ich dachte an den kleinen Bruder der Barkeeperin, der behauptete, gesehen zu haben, wie Kirkpatrick mitten in der Nacht Leichen auf der Schulter raustrug. Alle hatten das als Hirngespinst eines verängstigten Jungen abgetan. Ich wollte unbedingt wissen, warum er heute Nacht so spät hergekommen war und warum er seinen Pick-up rückwärts an die Rampe gesetzt

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