Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
Es klappte nicht. „Okay, jetzt zu den schlechten Nachrichten: Was habe ich gerade mit deinem Hals gemacht?“
„Später, Liebste.“ Ein Schatten flatterte durch seinen Blick und wich sogleich wieder dem betörenden Silberschimmer. Bestimmt bildete ich mir diese Kombination aus Angst und Begehren nur ein. Wovor konnte Patrick sich schon fürchten? Und was konnte er ausgerechnet von mir wollen, das solches Verlangen hervorrief?
Ehrlich gesagt: Ich hatte versucht, mich um die Identifizierung der Toten zu drücken. Wenn sie in Broken Heart wohnte, kannte ich sie höchstwahrscheinlich. Vor einem Jahr waren wir noch eine pittoreske altmodische Stadt mit siebenhundertdrei Einwohnern gewesen. Heute nannten weniger als dreihundert Menschen Broken Heart ihr Zuhause. Mein Magen verkrampfte sich.
„Lass uns die Sache hinter uns bringen“, sagte ich und nahm Patricks Hand. „Kommen Tweedledee und Tweedledum auch mit?“
„Tweedledee und Tweedledum fragten die Männer bedrohlich im Chor.
Ich lachte, und weil mein Uberlebensinstinkt nach wie vor funktionierte, rannte ich zusammen mit Patrick los.
Die Leichtigkeit schwand, als wir die Sporthalle verließen und über den Parkplatz auf ein riesiges weißes, fensterloses Wohnmobil zusteuerten. Stan und einige andere warteten schon auf uns. Ich verlangsamte das Tempo und bereitete mich auf den Anblick einer Leiche vor. Theoretisch war ich ja selbst tot, aber ich konnte immer noch gehen und sprechen. Bei dem Gedanken, jeden Moment ein armes, lebloses Mädchen zu sehen zu bekommen, wurde mir speiübel.
Patrick drückte zärtlich meine Hand und nickte Stan zu. Der beugte sich hinab und zog das weiße Laken weg, das sie über die Leiche gelegt hatten.
„Oh Gott.“ Ich schlug entsetzt die Hände vor den Mund, als ich die verwüsteten Überreste einer jungen rothaarigen Frau erblickte. Ihr Körper sah geschändet aus. Das gelbe Sommerkleid war zerrissen; sie trug nur noch einen gelben Flipflop an den gepflegten Füßen. Der desolate Zustand ihres Körpers stand in starkem Kontrast zu dem unversehrten hübschen Gesicht. Ihre Lippen waren blau, die grünen Augen starrten ins Leere.
„Jessica, kennst du sie?“
„Ja“, antwortete ich. Ich wankte zurück und versuchte, die aufsteigende Verzweiflung hinunterzuschlucken. „Gibt es noch eine Möglichkeit, sie zu retten?“
„Non, ma chere“, sagte ein gut aussehender Mann mit kurzen schwarzen Haaren und himmelblauen Augen. Er hatte ebenfalls im Gremium der Verdammnis gesessen. Wie war gleich sein Name? Francois irgendwas. Er kniete neben der Frau und strich ihr eine rote Strähne aus dem Gesicht. „Wir können sie nicht mehr retten.“
„Wer ist sie?“, fragte Patrick.
„Emily“, flüsterte ich. „Emily Beauchamp.“
Patrick runzelte die Stirn. Er schien den Namen nicht ganz einordnen zu können. Ich legte ihm die Hand auf den Arm. „Emily ist Lindas Schwester.“
„Was ist mit ihr passiert?“ Linda stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, doch sie konnte keine einzige Träne vergießen - Vampire können nicht weinen.
„Wir wissen es nicht“, entgegnete Stan und tätschelte Lindas Hand. „Aber ich verspreche Ihnen, wir finden es heraus.“
Nachdem wir Linda die Hiobsbotschaft überbracht hatten, wollte sie sofort zu ihrer Schwester. Mittlerweile hatten sie Emily umgezogen und auf eine Metallbahre in einen Kühlwagen gelegt. (Nein ich habe nicht gefragt, warum das Konsortium einen Kühlwagen mit Metallbahren besitzt, die groß genug für Leichen sind.)
Lindas Gesicht zu beobachten, als sie ihre Schwester erblickte, war die Hölle. Sie fiel auf die Knie und schlug mit der Faust auf den Metallboden des Trucks. Trotz ihrer Vampirkraft und des gewaltigen Kummers verbeulte sie den Boden jedoch nicht. Das Konsortium wusste eben, wie man Dinge konstruierte, die, zumindest zeitweise, einer übermenschlichen Kraft ausgesetzt waren.
Emily war Lindas einzige Schwester, die einzige Angehörige außer ihrer Tochter, die sie jetzt verlassen hatte. Sie hielt Emilys kleine kalte Hand und schluchzte. Erst nach einiger Zeit konnte ich sie von ihr wegziehen.
Patrick, Stan, Linda und ich versammelten uns in meinem Wohnzimmer und versuchten, den Sinn von Emilys Tod zu begreifen. Linda saß zwischen Stan und mir auf dem bräunlichen Sofa. Patrick stand mit verschränkten Armen und verschlossenem Gesicht neben dem Kamin.
„Emily war ein ungeplantes Kind“, erzählte
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