Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
Linda. „Meine Mutter wäre fast gestorben, als sie feststellte, dass sie mit sechsundvierzig noch mal schwanger war. Und ich war zwanzig und schon mit diesem dämlichen Penner Earl verheiratet.“
Stan reichte ihr ein Taschentuch aus dem Spender, der auf meinem Couchtisch stand. Gleich darauf wurde er sich der Überflüssigkeit seiner Geste bewusst, doch Linda schien sie zu schätzen.
„Meine Marybeth kam zur Welt, als Emily zwei war. Die beiden wuchsen zusammen auf, enger als Schwestern. Marybeth hat nächsten Monat Geburtstag. Sie wird achtzehn.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Emily ist erst zwanzig. Oh Gott. War. Emily war zwanzig.“ Dann verlor sie die Beherrschung. Sie schluchzte tränenlos, bis ihr gesamter Körper zuckte. Ich legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie sanft. Ich litt mit ihr.
Linda rang ein paar Momente mit sich und hob dann den Kopf. Das Taschentuch hatte sich in Papierschnee verwandelt, es fiel in Flocken auf den Boden, während sie es zwirbelte und zerfledderte. „Marybeth ist alles, was ich noch habe. Mama ist gegangen und jetzt auch Emily. Und ich bin nicht mal mehr ein Mensch. Wie soll es nur werden, Jessie, wenn ich meine eigene Tochter überlebe? Und ihre Kinder? Und deren Kinder? Das ist doch nicht richtig. Es ist unnatürlich. Falsch.“
Ihre Worte schossen wie Pfeile in mein Herz. Mir stand dieselbe Pein mit meinen Kindern bevor. Mit dem Rest meiner Familie. Alle, die wir von Lorcan gebissen und vom Konsortium gerettet wurden, hatten dasselbe Problem. Wie konnte man als Elternteil unsterblich sein, aber sterbliche Kinder haben? Wie wurde man damit fertig, die Menschen zu überleben, die man liebte?
Mein Blick suchte Patricks, doch seine Augen glänzten leer. Ich wollte ihm so viele Fragen stellen, aber ich bezweifelte, dass er mir die Antworten geben würde, die ich hören wollte. Ich fragte mich, wen er bei seiner Verwandlung verloren hatte. War er Vater gewesen? Auf jeden Fall war er Sohn gewesen. Vielleicht Bruder. Ehemann. Freund. Was geschah mit dem Herzen, wenn es den Tod der Sterblichen mitansehen musste, besonders derjenigen, die einen liebten oder die man selbst liebte?
Linda folgte meinem Blick. Von einer Sekunde auf die nächste schlug ihre Trauer in Wut um. Sie stellte sich auf die zitternden Beine und zeigte anklagend mit dem Finger auf Patrick. „Das ist deine Schuld. Du und deine seelenlosen Vampirfreunde haben uns alle verdammt.“
„Wärst du lieber tot?“, fragte Patrick kühl. „Fändest du es besser, wenn deine geliebte Marybeth an deinem Grab stehen und beten würde? Wenn du nicht mehr da wärst, hätte sie niemanden mehr.“
„Wenn ihr diese Kreatur unter Kontrolle gehalten hättet, könnten wir alle noch atmen. Glaub ja nicht, ich wäre euch dankbar, dass ihr mir das Leben gerettet habt, wo du und das Konsortium doch dafür verantwortlich seid, dass ich es überhaupt verloren habe. Und jetzt hat dieses Ding meine kleine Schwester getötet!“
„Lorcan hat damit nichts zu tun“, erwiderte Patrick. „Er würde nie einen Unschuldigen umbringen.“
„Blödsinn!“, schrie Linda.
Patrick sah aus, als hätte sie ihn geohrfeigt.
Ich kaute auf der Unterlippe. „Aber ihr seid nicht sicher, dass es nicht Lorcan war.“
Stan und Patrick wechselten einen Blick. Mein Gott, wie ich es hasste, wenn Männer diese Knick-knack-zwinker-zwinker-Nummer abzogen.
„Mrs. Matthews, ich habe Ihnen doch bereits erklärt, dass sich Lorcan unerwartet verändert hat. Er ist ausgebrochen, weil er Hunger hatte. Und er hat so lange gefuttert, bis er satt war.“
„Elf verdammte Leute! Und er hat uns umgebracht!“
„Er hat euch leer gesaugt, weil er seit Wochen nichts gegessen hatte. Es lag nicht in seiner Absicht, auch nur einen von euch zu töten“, sagte Patrick, und seine Augen glühten vor Wut. „Lor ist ein gläubiger Mann. Ein Mann Gottes. Diese Ergebenheit vor dem Allmächtigen hat er jahrhundertelang im Herzen getragen, selbst nachdem ...“ Patricks Nasenlöcher blähten sich auf, als er versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen. „Ich schwöre dir, Jessica, dass er keine unschuldige junge Frau getötet hat!“
Irgendwas in mir wehrte sich dagegen, Patrick zu glauben. Er liebte seinen Bruder, war sicher einfach zu blind, um Lorcans wahres Gesicht zu erkennen. Er war kein Mensch. Er war kein Vampir. Er war eine Bestie. Selbst der kleinste Fitzel Menschlichkeit,
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