Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
wohlauf. Sie machten sich zwar Sorgen um mich und vermissten mich. Aber es ging ihnen gut.
Ich war noch nicht so weit, sie zu sehen. Noch hatte ich mein Gleichgewicht nicht wiedergefunden - weder das seelische noch das körperliche. Und ... na ja, ich hatte Angst, sie würden sich vor mir fürchten. Vor dem, was aus mir geworden war. Ich hatte eine komplette Woche nicht an ihrem Leben teilgenommen. Bestimmt fühlten sie sich von mir verlassen. Wie konnte ich das jemals wiedergutmachen?
Doch darüber würde ich später nachdenken müssen. Momentan hielten sich Linda, Stan, Drake, Darrius, Brigid und der dunkelhaarige Franzose, der neben Emilys Leiche gekniet hatte, in meinem Zimmer auf. Patrick saß neben mir und hatte mir den Arm locker um die Schultern gelegt.
„Und, wie ist das Eure-Eltern-sind-jetzt-Vampire-Treffen gelaufen?“, erkundigte ich mich.
„Wir haben es so gemacht wie geplant“, erzählte Linda. Sie saß am Fußende meines Bettes. Stan huschte wie ein verstörter Geist hinter sie. „Ich habe Jenny und Bryan dazugeholt. Wir haben alles erklärt, und das war alles andere als einfach, das kann ich dir sagen. Aber nun ist es überstanden.“
„Wir haben damit angefangen, den Tagesrhythmus der Kinder auf die Nacht umzustellen“, fügte Stan hinzu. „Es ist nicht leicht für sie. Aber ich schätze, es wird besser, sobald sich eine gewisse Routine eingestellt hat. Wir haben vor, bis zum Herbst eine Schule aufzubauen. Doch bislang haben wir noch keine qualifizierten Lehrer.“
„Ich bin gespannt, wer sich auf den Job bewirbt.“ Ich kaute nachdenklich auf der Unterlippe. „Tut mir leid, dass ich die Gedenkfeier für Emily verpasst habe.“
„Die Zeremonie war wunderschön“, sagte Linda sanft. „Sie ruht jetzt gleich neben Mama und ... wir haben uns alle von ihr verabschiedet.“ Sie klang nicht mehr so erschöpft, sondern wie die gute alte Linda, und das freute mich. „Mensch Süße, um ein Haar hätten wir auch eine Gedenkfeier für dich ausrichten müssen. Aber dein Mann wollte dich nicht gehen lassen. Er hat an dir geklebt wie der Zuckerguss auf dem Kuchen.“ Unsere Blicke trafen sich. „Es war schlimm, Jessie. Sehr schlimm.“
„Ja. Tut mir leid, dass ich euch einen solchen Schrecken eingejagt habe“, seufzte ich. „Ich hab langsam die Nase voll davon, als Tote aufzuwachen.“
Alle lachten, und die Spannung, die sich im Zimmer aufgebaut hatte, verschwand. Es gab vieles, was uns Sorgen bereitete - nicht zuletzt die Frage, was wir mit dem gefährlichen Werwolf anstellen sollten, der in Broken Heart sein Unwesen trieb. Wenn Lorcan geistesgegenwärtig genug war, mir das Leben zu retten, dann war er jedenfalls keine hirnlose Bestie.
„Freunde, wir müssen darüber reden, was Jessica zugestoßen ist.“ Francois hatte an der Wand gegenüber dem Bett gelehnt. Jetzt krallten sich seine bleichen Finger um einen der Kirschholzpfosten, während sein stahlblauer Blick erst meinen und dann Patricks kreuzte. „Du hast gesagt, es waren zwei Viecher?“
„In meinem Kopf herrscht ein ziemliches Durcheinander. Aber ja, es waren definitiv zwei.“ Ich erinnerte mich an das Blitzen in den blauen Augen der Bestie, kurz bevor sie mir die Haut aufgerissen hatte. „Er hatte blaue Augen. Lor hat silberne.“
Francois und Patrick wechselten einen Blick, bevor sie Stan ansahen. Als Nächstes stimmten Drake und Darrius in die Ugha-agha-Augenkonversation der Höhlenmänner ein. Ich konnte die Morsecodes quasi hören, die zwischen ihnen hin- und hergeschickt wurden.
Es ärgerte mich, dass ich mich nicht an die Details des Angriffs erinnern konnte. Aber vielleicht war es auch besser so. Wer erinnerte sich schon gerne daran, wie er zum zweiten Mal getötet wurde? Es war schon schlimm genug, in den seltsamsten Situationen nochmals den ersten Angriff zu durchleben. Doch wenn ich mich in die Lage einer Kreatur hineinversetzte, die völlig ausgehungert und von Sinnen war und erst einmal trinken musste, damit der Verstand wieder funktionierte, konnte ich Lors Verhalten mittlerweile nachvollziehen. Er hatte elf Leute leer gesaugt. Aber er hatte sie nicht umgebracht. Nicht absichtlich zumindest. Das Ding hingegen, das mich in meinem Wohnzimmer angegriffen hatte, hatte töten und nicht schnell und günstig zu Abend essen wollen.
„Warum haben wir elf uns alle verwandelt?“, fragte ich. Alle schauten mich erwartungsvoll an, und ich fuchtelte ungeduldig mit der
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