Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
Freude veranstaltete.
„Hat Wilson auch erzählt, dass Vampire kein Weihnachten feiern?“
„Ja, er hat gesagt, Vampire feiern das Julfest. Und er meinte, dass er am 25. Dezember sagen wird: ,Du machst dies und du machst das', und dass wir es machen müssen - aus Respekt vor seiner neuen Religion.“
Jetzt lachte ich. Dieser Wilson. Was für ein Schlawiner. Ich strich Jenny den Pony aus der Stirn. „Nein, mein Schatz. Das Julfest ist zwar wirklich ein Feiertag mit einer sehr alten Tradition. Aber er wurde nicht von den Vampiren erfunden.“
Jedenfalls glaubte ich das. Vampire gab es schon seit ziemlich langer Zeit. Ich zog die Bettdecke bis an Jennys Kinn und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, meine Süße.“
„Nacht, Mommy.“
Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang saß ich am Küchentisch und schrieb die letzten Zeilen eines Briefes an meinen Ehemann. Charlenes Beichte hatte meine Welt aus den Angeln gehoben. Ich wusste nicht, warum sie etwas gestehen sollte, das sie in einem schlechten Licht erscheinen ließ, außer sie wollte mich leiden sehen und ihr war dafür jedes Mittel recht.
Während des vergangenen Jahres hätte sie mir jederzeit ihre Beichte ablegen können. Aber sie hatte gewartet. Sie hatte an ihrem Wissen festgehalten wie ein Geizhals an seinen Cents. Wieso erzählte sie es mir ausgerechnet jetzt?
Das Timing machte mir stark zu schaffen. Wir waren beide Vampire. Wir beide bauten eine neue Gemeinde in einer alten Stadt auf. Wir beide waren von demselben Meister verwandelt worden.
Als ich den Brief zusammenfaltete und in meine Hosentasche stopfte, fragte ich mich, ob sich Charlenes Kampfansage womöglich gar nicht auf Rich, sondern auf Patrick bezog. Nach dem Motto: Deinen ersten Mann habe ich nicht bekommen, aber deinen zweiten hole ich mir.
Ich grübelte über diese Möglichkeit nach. Konnte sie so dumm sein? Weshalb sollte sie sich für mein Liebesleben interessieren? Rich ... gut, ihr Verlangen nach ihm konnte ich nachvollziehen. Sie hatte in seinem Büro gearbeitet und unser gemeinsames Leben verfolgt.
Hatte sie mir die Wahrheit gesagt? Oder gelogen?
Wahrscheinlich spielte das keine Rolle. Was hingegen sehr wohl eine Rolle spielte, war, dass ich Rich vergeben musste. Und auch mir selbst. Ich musste endlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen. Das Leben war nicht leicht. Man konnte sich nicht einfach einzelne Abschnitte herausgreifen, sie zusammenfalten und in versiegelte Kisten mit der Aufschrift „Erledigt“ stecken. Das Leben war chaotisch. Sinnlos. Ein Durcheinander. Aber man lebte darin. Jeden einzelnen Tag. Und jeden Tag versuchte man, ihm einen Sinn zu geben.
Ich sah auf die Digitaluhr an der Mikrowelle und überschlug, wie viel Zeit mir noch blieb. Ja, ich konnte es schaffen. Hmmm. Ob Patrick wusste, was ich vorhatte? Manchmal spürte ich ihn in meinen Gedanken, wie ein Flüstern. Meistens jedoch wusste ich nicht, ob er dort war oder nicht. In seinen Kopf einzudringen hatte ich noch nicht versucht. Meine eigenen Gedanken zu sortieren war anstrengend genug. Außerdem war ich nicht sicher, ob ich auf Informationen stoßen wollte, die ich ... na ja, eigentlich nicht wissen wollte.
Als ich das Haus verließ, winkte ich dem Sicherheitsmann, der über meinen Rasen patrouillierte, schwang mich dann in die Lüfte und flog schnurstracks zum Friedhof von Broken Heart.
Vor zwei Monaten, an Richs einjährigem Todestag, hatten meine Kinder und ich Blumen für sein Grab gekauft. Es war ein trauriger Tag gewesen. Der Grabstein mit seinem Namen war nichts als eine Erinnerung an ihren Vater. Und aus diesem Grund verlangte ich von den beiden auch nicht, dass sie wöchentlich oder monatlich aus Respekt vor dem Toten ans Grab gingen. Welche Entscheidungen er auch hinsichtlich unserer
Ehe getroffen hatte - seine Kinder hatte er geliebt, und ich wusste, er würde nicht wollen, dass sie litten. Ich beauftragte einen Grabpflegeservice und zahlte noch ein wenig drauf, damit an beiden Seiten des Grabsteins auch wirklich frische Blumen in die Betonvasen gestellt wurden.
Wir mussten nicht regelmäßig zum Friedhof fahren, um Richs zu gedenken. Ich sorgte dafür, dass meine Kinder jederzeit Zugriff auf unsere Familienalben hatten, dass Richs Bilder in ihren Zimmern hingen und Andenken an Ferien und Ausflüge im Haus verteilt waren. Wir vergaßen Rich nicht. Die Liebe zu ihm und alles, was er ihnen bedeutet hatte - und auch mir -, waren
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