Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir
du mir begegnet bist.“
Wilson ließ sich auf eine Couch fallen. Übellau nig schaute er den Brunnen an und tat so, als ginge ihn das alles nichts an. Doch er hörte sehr genau zu und saugte jedes Wort in sich auf. Ich vermute, er hätte jede Menge zum Thema Gabriel und mir sagen können.
Zerina fischte ein Buch aus ihrem Stapel, auf dessen Einband ein großer schwarzer Wolf abgebildet war, der den Mond anheulte. Das Buch hieß „Werwölfe gibt’s wirklich“ und war von einer Theodora Maribelle Monroe.
Erwartungsvoll sah ich Zerina an.
„Seite dreiundzwanzig“, sagte sie nur. „Ist ein Lesezeichen drin.“
Ich nahm das Buch und schlug die Seite auf. Dann begann ich zu lesen.
Die Legende der Loup de Sang
1807 wanderte eine kleine Gruppe von loup-ga rou von Frankreich nach Vincennes aus, der da maligen Hauptstadt des Indiana-Territoriums, wie es zu jener Zeit noch hieß. Neun Jahre spä ter wurde Indiana als neunzehnter US-Staat in die Union auf genommen.
Unter den Neuankömmlingen war auch die im achten Monat schwangere Witwe Chantelle Marchand. Mittellos und auf der Flucht vor denen, die ihren Mann ermordet hatten, hatte Chantelle die lange, beschwerliche Reise in die Vereinigten Staaten auf sich genommen, um sich dort bei ihrem Vater Jacques Marchand niederzulassen.
Marchand lebte schon seit einigen Jahren in den Staaten und gehörte zu den ersten franzö sischen Handelstreibenden, die in jenem Gebiet siedelten. Er war der Alphawolf des örtlichen Rudels und lebte mit seinen Leuten in einer kleinen Gemeinschaft außerhalb von Vincennes.
Kurz nachdem seine Tochter eingetroffen war, kam es zu einem Territorialkrieg zwischen den loup-garou oder Wölfen und den deamhan fola oder Vampiren. (Mehr zu diesen Kreaturen in meinem Buch „Vampire gibt’s wirklich“)
Eines Abends überfielen die Vampire die Werwölfe. Auf den verheerenden Überfall folgte eine heftige und blutige Schlacht.
Unter den Opfern war auch Chantelle.
Während sie mit dem Tod rang, entband ihr Vater sie von einem Sohn, dem sie den Namen Gabriel gaben. Chantelle konnte ihren Sohn wenigstens noch kurz sehen, bevor sie das Dies seits verließ. Allerdings war auch das Neugebo rene von dem Vampirangriff auf seine Mutter nicht verschont geblieben.
Die Übersetzung des Tagebucheintrags von Jacques Marchand:
Ich schreibe diese Worte schweren Herzens. Meine geliebte Tochter Chantelle ist tot. Doch das Kind, das ich aus ihrem Leib holte, lebt.
Er ist eine abscheuliche Abart, und doch bringe ich es nicht über mich, die Welt von die ser Kreatur zu befreien. Es ist alles die Schuld der Vampire. Sie raubten das Leben meiner Tochter und verfluchten meinen Enkelsohn.
Gabriel will keine Milch trinken. Per Zu fall entdeckte ich, wovon er sich ernährt: Blut. Tagsüber schläft der Junge nur und nachts ist er wach. Sonnenstrahlen verursachen ihm Schmerzen, und dennoch hat er ein Herz, das schlägt. Und er atmet.
Der Vampir, der Chantelle umbrachte, ver suchte, sie zu verwandeln. Mir sind die Regeln der Sieben Ahnen bekannt: Kein Vampir darf sich von Lykanthropen ernähren, sich mit ih nen vereinigen oder sie verwandeln.
Doch als ich meine Tochter fand, floss bereits das Gift des deamhan fola in ihren Adern. Ih ren Mörder so schnell zu töten, war ein Fehler. Ich hätte ihn für seine Sünden länger leiden las sen sollen.
Im Rudel wird schon jetzt über meinen En kel getuschelt und Gerüchte werden verbreitet über den loup de sang. Bald wird der Rat ein berufen und ein Beschluss gefasst werden. In meiner Eigenschaft als Alphawolf muss ich tun, was das Beste für mein Rudel ist.
Danach erwähnte Marchand seinen Enkel, den er als loup de sang oder Blutwolf bezeichnete, nie wieder mit einem Wort. Bis heute kursie ren Gerüchte üher diesen Gahriel. Davon aus gehend, dass ein Werwolf his zu achthundert Jahre alt werden kann (wie alt ein loup de sang wird, ist nicht bekannt!), müsste sich Mar chands Enkel Gahriel heute in der Blüte seines Lebens befinden.
Falls sein Großvater ihn nicht doch noch umgebracht hat.
Ich sah Gabriel an. „Ist das wahr?“
„Ja. Ich habe es dir schon einmal gesagt: Ich wurde in beide Welten hineingeboren. Und bin dennoch in keiner zu Hause.“
Ich klappte das Buch
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