Broken Heart Vampires 03 - Zum Nachtisch einen Vampir
zu. Unvorstellbar, zweihundert Jahre lang verfolgt zu werden. Wie Arin und Terran ihn wohl kennengelernt hatten? Geschweige denn Zerina? Wie machte man eine aufbrausende Fee zu einem Mitglied einer Lykanthropen-Familie?
Bisher hatte ich meine Verwandlung in einen Vampir immer für eine echt miese Nummer gehalten. Gabriel war dagegen als Vampir geboren worden. Es machte sicher einen gehörigen Unterschied, ob das Leben eines Menschen unwiderruflich verän dert wurde oder ob man von Anfang an ein Leben führen musste, das nicht zu ändern war.
„Und was ist mit dieser Prophezeiung, von der ihr die ganze Zeit faselt?“
Gabriel öffnete den Mund, um mir zu antworten. Aber die Worte, die im selben Moment durch die Höhle schallten, waren nicht seine.
„Was zum Teufel soll das?“ Man hörte den Fluch fünf Sekunden, bevor der Mann auftauchte, der ihn ausgesprochen hatte. Er erschien inmitten einer weißen Rauchwolke, war groß und hager und trug einen schwarzen Kapuzenmantel mit goldenem Saum. Sein Haar war grau und struppig und sein pockennarbiges Gesicht voller Falten. Sein Alter war schwer zu schätzen. Aber er war alt. Mit seinen braunen Augen
betrachtete er die Szenerie, bis sein Blick schließlich auf mich fiel.
„Patricia! Wir dachten schon, du wärst ..."
„Tot?“, half Zerina in einem Tonfall aus, der darauf schließen ließ, dass sie sich genau das wünschte.
Der alte Mann ging auf Gabriel zu und fuchtelte mit seinen streichholzdürren Ärmchen. „Was hast du dir nur dabei gedacht, Junge? Ich hatte dir verboten zurückzugehen!“
In Gabriels goldfarbenen Augen blitzte es wütend. „Du weißt, dass ich meine Gefährtin nicht im Stich lassen kann, Arin.“ Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin zu ihr zurückgekehrt, und darüber war Patricia meines Wissens durchaus erfreut.“
Diese kleine Erinnerung ließ mich schweigen.
Arin wandte sich Gabriel zu. „Wir müssen gemeinsam vorgehen. Keine Einzelaktionen von deiner Seite mehr.“
„Ich mache, was ich will. Erst recht, wenn Patricia mich braucht.“
Der Mann seufzte, bahnte sich einen Weg durch die Sofas und blieb vor Wilson stehen. „Und wer ist das?“
„Der Sohn der Königin“, antwortete Zerina. „Also vermutlich der Prinz.“
Wilson riss ungläubig die Augen auf.
Ich stellte mich zwischen die beiden Männer und sah den Alten an. „Bringen Sie ihn bloß nicht auf dumme Gedanken“, bat ich. „Was geht denn hier überhaupt ab? Wer sind Sie?“
„Mein Name ist Arin“, erwiderte er. „Terran ist meine Tochter, und diesen arroganten Knirps hier kenne ich schon sein ganzes Leben.“
Gabriel knurrte. Ich zwinkerte ihm zu. Er sah jetzt so grimmig aus wie in seiner Wolfsgestalt. „Wir haben keine Zeit für Spielchen. Unser Plan hat den Krieg der Ahnen nicht berücksichtigt.“
Arin seufzte. „Man kann nicht einfach zu einem ahnungslosen Wandelblut hingehen, ihm verkünden, es sei der Retter unserer zwei Völker, und erwarten, dass es sich vor Freude kugelt.“
„Vielen Dank.“ Endlich mal einer, der mich verstand. „Wie war das, bitte?“
Gabriels Anspannung war greifbar. „Sie haben Lorcans Zustand allen verheimlicht. Mich hat man seit meiner Geburt versteckt, aber die Mutanten aus dem Konsortium dürfen sich frei bewegen und genießen noch dazu großen Respekt!“
„Die Geduld ist eine Eigenschaft, an der du noch arbeiten musst, mein Junge. Die Prophezeiung steht zwar kurz davor, sich zu erfüllen. Aber das lässt sich nicht erzwingen. Mit deiner Frechheit hast du sie höchstens hinausgezögert.“
Was redeten die beiden da bloß für einen Mist? Das Konsortium machte doch sowieso meistens, was es wollte, und das war mir auch herzlich egal, solange man mir nicht in mein Leben hineinzureden versuchte. Aber jetzt war von meinem ohnehin kümmerlichen Leben nichts mehr vorhanden. Meinen Schönheitssalon gab es nicht mehr. Der Gedanke verursachte mir weiche Knie.
Gabriel legte den Arm um mich und zog mich an sich. Ich ließ es geschehen und wunderte mich noch nicht einmal, warum ich mich ihm so nahe fühlte.
„Hua Mu Lan hat sich gegen die Ahnen erhoben“, sagte Terran. „Und sich mit Koschei verbündet.“
Arin begann, vor dem Brunnen auf und ab zu gehen. „Lia ist impulsiv und genießt es, Macht zu haben. Kein Wunder, dass sie sich mit Koschei zusammentut.“
„Moment mal. Diese arrogante Schlampe mit dem bescheuerten Namen war es, die mein
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