Broken Heart Vampires 04 - Cocktail mit einem Vampir
auf dem Nachttisch. Ich schlich um Ralph herum. Mann. Er lag total still da. Er sah wirklich wie tot aus, was mir Angst einjagte. Nun, ich schätze, das gehörte nun mal zu den Tücken, sich in einen Vampir zu verknallen.
Ich grapschte nach dem Handy und klappte es auf. Aber dann zögerte ich. Was, wenn diese Vampire eine Methode haben, Anrufe zurückzuverfolgen? Ich meine, sie kannten ja alle möglichen Voodootricks. Vielleicht konnten sie einfach die Luft anzapfen, um Telefonate mitzuhören. Ich wollte keine Risiken eingehen. Ich schickte schnell eine SMS an Mom und Brady: In BH alles in Ordnung. Bleibt in TX. Rufe bald an.
Danach löschte ich die gesendete Nachricht. Lieber Gott. Wenn ich noch ein bisschen paranoider gewesen wäre, hätte ich das Handy abgewischt, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Eigentlich gar keine schlechte Idee. Ich rieb es an meinem T-Shirt sauber, fasste es dann, durch das T-Shirt, mit Daumen und Zeigefinger und legte es zurück auf den Nachttisch. Dann schlich ich aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
Erleichterung durchflutete mich. Endlich hatte ich das Gefühl, dass am Ende doch noch alles gut werden würde. Wenigstens im Augenblick.
Kurz nach Anbruch der Morgendämmerung weckten die Jungs mich auf. Jedenfalls fühlte es sich für mich so an. Als ich auf die Uhr sah, stellte ich jedoch fest, dass es in Wahrheit schon Mittag war.
Ich rollte vom Sofa, hockte mich auf den Boden und schielte aus verschlafenen Augen den beiden Jungs nach, die durch das Zimmer tobten.
Ich hatte keine Ahnung, was ich mit ihnen anstellen sollte. Noch nie hatte ich irgendwo den Babysitter gespielt. Nicht einmal ein Haustier habe ich je besessen. Okay. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, in Panik zu verfallen.
„Ibby!“ Einer der Jungs sprang mir plötzlich auf den Schoß und schlang mir seine mageren Ärmchen um den Hals. Er packte mich an den Ohren und wackelte mit meinem verschlafenen Kopf. „Ibby!“
Das war also ganz bestimmt Michael. Stephen stand hinter ihm und musterte uns misstrauisch, seinen Teddy in der Hand. Ich streckte den Arm aus. „Komm her, Kleiner.“
Er schlurfte zu mir und setzte sich neben mich. „Keks“, hatte er zu sagen.
„Stimmt. Ihr braucht was zu essen.“
Ich brachte ein halbwegs essbares Frühstück aus Toast, Mixed Pickles und Orangensaft zustande. Es war auch nicht viel Brauchbares im Kühlschrank. Vielleicht würde das Mittagessen schon besser funktionieren. Hoffte ich zumindest.
Sich um zwei Dreijährige zu kümmern war beinahe so kräftezehrend wie der Kampf gegen Drachen. Sie zum ersten Mal anzuziehen klappte noch ganz gut, aber nach einem kleinen Missverständnis um ein Glas Traubenmarmelade und einem unglücklichen Intermezzo mit dem
Füllfederhalter hätte es für den dritten Kleiderwechsel eigentlich einer internationalen Krisenintervention unter Leitung von Henry Kissinger bedurft. Diese kleinen Rabauken konnten verdammt gut verhandeln. Sie holten drei Kekse und mindestens zweimal Hoppe Hoppe Reiter für jeden Kleiderwechsel aus mir raus, und da sind die Socken noch gar nicht mitgezählt. Die Gegenleistung für die Socken war Schokoladenpudding.
Nachdem die Bestechungen verspeist waren, und mein Rücken vom Hoppe-Reiter-Spielen durch das ganze Haus wehtat, waren Michael und Stephen durch den vielen Zucker so energiegeladen, dass sie zum Mars hätten fliegen können.
Wir spielten Eisenbahn, lasen Bücher, malten Bilder mit Farbe aus. Außerdem bauten wir Burgen aus Holzklötzen, und beide hatten eine Menge Spaß, sie wieder einstürzen zu lassen und wie kleine Godzillas darauf herumzutrampeln.
Zum Mittagessen wollten sie unbedingt Mortadella- Sandwiches haben. Mortadella und Mayonnaise waren für mich als Veganerin tabu. Zwar war ich gar nicht sicher, ob Mortadella überhaupt Fleisch war, aber das Zeug roch nach Fleisch. Der Drache in mir heulte nur ein bisschen.
Diesen zwei ungestümen Dreikäsehochs hinterherzujagen machte mich völlig fertig. Ich musste Ralph wirklich bewundern, dass er sich nun schon drei Jahre lang um dieses wilde Duo kümmerte.
Der Rest des Nachmittags verging ohne besondere Vorkommnisse, außer diesem einen Augenblick in der Küche: Ich rutschte auf meinen Socken aus und handelte mir ein aufgeschlagenes Knie ein.
Die Jungs betatschten das Pflaster auf meinem Wehweh und fanden, ich sei sehr tapfer.
Es war so leicht, die beiden ins Herz zu
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