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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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«Der Mann, den ich aufsuchen wollte, war nicht da. Ich muss wohl doch zurück zum Wagen. Aber auf dem Weg hierher habe ich mir genau überlegt, was ich tun will, und ich glaube, es könnte funktionieren.» Sie zögerte. «Na ja, der Teil mit dem Feuerwerk wird funktionieren. Ob wir damit erreichen, was wir wollen – nun, das werden wir wohl erst herausfinden, wenn wir es versuchen.»
    «Der Teil mit dem Feuerwerk? Was genau hast du vor?»
    Trotz allem, was passiert war, lächelte Jin. «Ich werde eine riesige Botschaft schreiben, die in beiden Städten gelesen werden kann, eine Botschaft, die Tausende von Menschen zum Reden bringt und damit diesem Wesen, mit dessen Hilfe die beiden Kreaturen nach Susannah suchen, einen Strich durch die Rechnung macht.»
    «Und das kannst du? Worte aus Feuer schreiben?»
    «Aber sicher. Worte sind einfach, ich brauche nur eine große Fläche dafür und jede Menge Hilfe, um alles vorzubereiten.» Jin schaute in den Spätnachmittagshimmel und beobachtete drei Möwen, die über ihr kreisten. «Wir können es erst nach Einbruch der Dunkelheit machen, aber wir sollten zusehen, dass wir es morgen Abend fertig haben.» Sie schaute Sam an. Was sie jetzt sagen musste, würde ihm nicht gefallen. «Und ich gehe zurück und mache heute Abend die Vorstellung.»
    «Aber das ist viel zu gefährlich!», protestierte Sam. «Das wird dich kaum davon abhalten, wie ich dich kenne. Doch sie werden nach jedem suchen, der irgendetwas mit der Fata Morgana-Kompanie zu tun hat.»
    «Ich weiß, aber niemand hat bisher Mr. Burns und Onkel Liao gewarnt.» Das war nur ein Teil der Wahrheit. Sie zögerte, weil sie nicht wusste, ob das, was sie sagen wollte, einen Sinn ergab. «Ich muss etwas Gutes sehen, Sam. Ich brauche es, oder ich breche zusammen.»
    Tom Guyot hatte die ganze Zeit geschwiegen. Jin ließ sich auf ein Fass neben ihm fallen und schaute auf seine zitternden Finger, die über die Saiten glitten. «Ist alles in Ordnung, Sir?»
    «Nur ein bisschen …» Seine Finger gerieten ins Stolpern und er zuckte bei dem Missklang zusammen. Er ballte die zitternde Hand zur Faust. «Ich hatte bloß nicht erwartet, so etwas noch einmal zu sehen. Das ist alles.»
    «So etwas?», wiederholte sie leise.
    «Einen solchen Hass. Die Gewalt, so dicht vor mir.» Er ließ die Gitarre sinken, sodass die Wölbung des Korpus auf dem Boden stand, und starrte ausdruckslos auf den Kopf der Gitarre. Als er weiterhin schwieg, folgte sie seinem Blick und sah, dass er den Bundsteg fixierte, über den die Saiten verliefen. Er war bronzefarben und passte nicht zum Rest der Blechgitarre, und als sie genauer hinschaute, erkannte sie flach gehämmerte Buchstaben auf dem braunen Metall. Der Bundsteg war nicht immer ein Bundsteg gewesen; es war etwas anderes gewesen, das bearbeitet worden war, um es zu einem Teil dieser Gitarre zu machen.
    Früher einmal war es ein Orden gewesen.
    «Das ist aus dem Krieg, nicht wahr?», fragte sie zögernd.
    Er lächelte leicht. «Richtig. Die Medal of Honor . Es gab drei von uns, die diese Auszeichnung erhielten. Drei ‹Neger›, meine ich.»
    Sam kam zu ihnen und stellte sich neben Tom. «Wow. Ich wusste gar nicht, dass Sie einen Orden gewonnen haben.»
    «Ich glaube nicht, dass man es ‹gewinnen› nennen kann», erwiderte Tom traurig. «Kommt euch wohl komisch vor, das Ding zu zerbrechen und an eine Gitarre zu nageln.»
    Die Geste fiel ihr nicht leicht, aber trotzdem legte Jin den Arm um seine Schultern und lehnte ihren Kopf darauf. «Nein», flüsterte sie. «Mir kommt das gar nicht komisch vor. Ich glaube, wenn dieses Stück Metall wählen könnte, würde es lieber ein Teil von etwas sein, das Sie glücklich macht, als etwas, das Sie an eine Zeit erinnert, in der Sie traurig waren.»
    Tom tätschelte ihre Hand. «So sehe ich das auch, Herzchen.» Er seufzte. «Also gut. Sam, du solltest zu Mike gehen und dich entschuldigen. Und dann sehen wir weiter.»
    Mike zügelte auf der kreisrunden Auffahrt vor dem Hotel Broken Land die Pferde und sprang vom Kutschbock, um Tom herauszuhelfen und die Eingangsstufen hinaufzugeleiten. Dann fuhr er Sam und Jin um das Gebäude herum zu dem kleinen Lager der Fata Morgana Feuerwerk-Kompanie.
    Sam beugte sich aus dem Fenster. «Sieht nicht so aus, als ob jemand da wäre.»
    «Was lediglich bedeutet, dass du auf den ersten Blick keine irren Mörder entdecken kannst. Das will nicht viel heißen.» Jin betrachtete das stille Lager eine kleine Weile, dann seufzte sie.

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