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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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das man am Zopf gezogen hat. Dann hat sich mein Onkel vermutlich bei dem Versuch, uns vor einem Monster mit vier Zahnreihen zu retten, selbst in die Luft gesprengt. Und ich habe letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen.»
    McNulty lauschte mit großen Augen und brach dann in Gelächter aus. «Schlafmangel kann einen umbringen», stieß er hervor. «Tut mir leid, ich sollte nicht darüber lachen. Das klingt alles sehr ernst. Aber auch ich habe nicht viel Schlaf bekommen.»
    Er ging zu einem Apothekerschrank und öffnete eine der Glastüren. «Bei der Rettung der Stadt kann ich dir nicht behilflich sein, und schon gar nicht bei dieser Sache mit dem Jungen.» Nachdem er einen Moment in dem Schrank herumgekramt hatte, holte er ein kleines Gefäß aus blauem Glas hervor. «Aber das hier benutze ich immer, wenn ich zu müde bin, um noch klar zu denken. Ein bisschen auf die Augenlider und etwas unter die Nase. Das macht dich wach. Und ich nehme es auch, wenn ich mit giftigen Chemikalien arbeite. Es verhindert nicht, dass man sie einatmet, aber man riecht sie nicht mehr so stark.»
    Jin nahm das Gefäß und öffnete es. Die Salbe darin war pinkfarben und roch nach Pfefferminze und Zitrone und frisch geröstetem Kaffee, alles gleichzeitig. Als ihr der Geruch in die Nase zog, flogen ihre Augenlider nach oben. «Wow», sagte sie und rieb sich die Nase. «Nicht schlecht.»
    McNulty grinste. «Es funktioniert.»
    «Ich merke es jetzt schon.» Jin kramte in ihrer Tasche nach Geld, aber McNulty winkte ab.
    «Das ist ein Geschenk für dich», sagte er. «Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun. Geh und rette die Welt, Jin. Ich drücke dir die Daumen.»
    «Danke», sagte Jin. Sie machte einen Schritt auf die Tür zu, stockte und drehte sich um. «Danke, Mr. McNulty. Ich werde Sie nicht enttäuschen.»
    Der Apotheker schaute sie verdutzt an. Er tätschelte ihre Schulter. «Ich habe nicht die leiseste Ahnung, worauf du dich da eingelassen hast, Jin, aber ich bin der Letzte, den du enttäuschen könntest. Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind.»
    Zwei Stunden später hatte sich Susannah Ashers Hotelsuite in eine Feuerwerksfabrik verwandelt. Die kleinen lanzenförmigen Sprengkörper herzustellen, mit denen die Buchstaben beleuchtet wurden, war eine lästige Kleinarbeit. Es war die Art von Tätigkeit, die selbst Jin, die es für gewöhnlich liebte, die Arrangements der Fata Morgana Feuerwerk-Kompanie zusammenzustellen, nach einer Stunde unerträglich langweilig fand. Aber nur, wenn sie es allein machen musste.
    «Mensch, und ich dachte schon, diese Kartenspielerei sei genial, aber das hier ist ja noch viel besser.» Ilana zwirbelte das Seidenpapier einer leeren Röhre an einem Ende zu und reichte es Sam. Dann rollte sie ein weiteres Papier um einen dünnen Stab, um die nächste Röhre zu formen. «Obwohl ich zu gerne den Teil mit dem Sprengstoff machen würde.»
    Sam tauchte das offene Ende der Röhre in eine Tasse mit feuchtem Mehl und gab sie Constantine, der mithilfe eines kleinen Trichters eine Mischung aus verschiedenen Pulvern, Füllmaterial, Kohle, Zucker und die fein gemahlenen Chemikalien von Tycho McNulty – die ein langsames Abbrennen garantieren sollten – in die Röhre einfüllte und sie dann an Jin weiterreichte.
    Wie sie so da auf dem Boden der Suite saßen, fiel das spätmorgendliche Sonnenlicht auf den prächtigen orientalischen Teppich. Ein Servierwagen mit einem silbernen Kaffeegedeck stand unbeachtet an einer Wand.
    «Jungs sind einfach zu ungeschickt mit Papier», murmelte Jin, zwirbelte das andere Ende der Röhre zu und legte sie vorsichtig in die fast volle Kiste neben sich. Dann wandte sie sich zu Mike um, der auf ihrer anderen Seite saß, umringt von Metallbuchstaben, und dort, wo die nadelspitzen Dornen fehlten, neue in das Metall hämmerte.
    «Diese Buchstaben sind in überraschend gutem Zustand.» Jin nahm einen fertigen Buchstaben und fuhr mit den Fingern über die Dornen, tastete nach einem, der vielleicht locker saß. «Ich kann mich nicht erinnern, wann wir sie zuletzt benutzt haben.»
    «Wie viele noch?», fragte Sam, ohne aufzuschauen.
    «Noch zwei Dutzend müssten reichen», antwortete Jin. «Ich fange schon mal an, die Zündschnüre anzubringen, aber mit den Lanzen müssen wir warten, bis wir auf der Brücke sind. Wenn die Lanzen angebracht sind, sind die Buchstaben zu empfindlich, um sie mit dem Wagen zu transportieren.» Sie widerstand dem Drang, aus dem Fenster zu schauen. Von dort aus

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