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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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niemals im Stich lassen würde.
    Sie behielt das goldene Gefäß inmitten der Flammen im Auge, während sie an dem Katharinenrad arbeitete, und gelegentlich wendete sie es mit einer Zange.
    Schließlich war die Sonne gänzlich hinter dem Horizont verschwunden. Über dem Wasser erwachte flackernd ein kleines Licht zum Leben: Constantines Laterne auf dem New Yorker Turm. Jin wandte sich Brooklyn zu. Ich hoffe, dir geht es gut, Sam .
    Als die Sonne weg war, nahm Jin das Gefäß aus dem Feuer. Nachdem es abgekühlt war, kratzte sie den Ton ab, der die beiden Hälften miteinander verband, und schob ihren Fingernagel in die Ritzen, um das Gefäß zu öffnen. Das silbrig-blaue Öl war nun dunkelrot geworden.
    Sie steckte ein Päckchen Schießpulver und eine Zündschnur zwischen die beiden Hälften, setzte sie wieder zusammen und verschloss sie mit dem Rest der roten Tonerde. Somit war das Dan zu einem Sprengkörper geworden. Mit Draht befestigte es Jin in der Mitte des Rades. Es wirkte merkwürdig fehl am Platz – eine tönerne Granate umringt von ordentlich gerollten Papierzylindern.
    «Fertig», sagte sie in den Wind hinein. Kalter Schweiß kitzelte die Haut auf ihrer Stirn. Sie wischte ihn weg und empfand ein plötzliches Brennen. Ein Blick auf ihre Finger zeigte ihr, dass die Spitzen von dem Öl rot gefärbt waren.
    Sie rieb sie an den Steinen zu ihren Füßen sauber, stand auf und setzte sich zu Walter Mapp neben den Laufsteg. Nun blieb nichts mehr weiter zu tun, als auf die Nacht zu warten, auf Sam und auf Jacks Höllenkohle.
    Als sie auf die Front Street einbogen, war die Kutsche hinter ihnen so nah gekommen, dass Sam auf dem Bock Overcaste erkennen konnte. Mike zügelte die Pferde gerade so viel, um in der Kurve nicht umzukippen, wobei er beinahe zwei Männer überfahren hätte, die aus einem Saloon getorkelt kamen, und peitschte die Zugtiere dann gnadenlos weiter, für die letzte Strecke zum Ankerplatz, wo die Brücke auf das Festland traf.
    «Mach dich bereit zum Abspringen», rief Mike ihm zu. «Ich fahre weiter, und wenn wir Glück haben, folgen sie mir.»
    «Alles klar.» Aber dieses Glück würde ihnen verwehrt bleiben, daran bestand für Sam kein Zweifel. Er musste einfach schneller sein als seine Verfolger.
    Die steinerne Erhebung des Ankerplatzes kam in Sicht, ein riesiger Kasten aus Granit, auf dem sich skelettartige Konstruktionen erhoben: Kräne und Leitern und die mächtigen Spinnmaschinen für die massiven Tragkabel. Sam, der sich vergewissert hatte, dass die Zunderbüchse sicher in seiner Tasche verwahrt war, kauerte sich auf das Trittbrett der Kutsche, bis er das Gerüst sah, von dem aus die Leitern bis ganz nach oben führten.
    Er sprang auf das Pflaster, rollte sich ab, richtete sich auf und stürzte auf die unterste Leiter zu. Hinter sich hörte er Rufe und Geschrei, Hufgeklapper auf den Steinen. Walker und Bones kamen.
    Jin war ein bisschen seltsam zumute.
    Vermutlich lag es an dem Rubinschwefel. Er brannte jetzt schon geraume Zeit, und der unberechenbare Wind, der sich weigerte, in eine einzige Richtung zu blasen, ließ es nicht zu, dass sie sich vor den Dämpfen in Sicherheit brachte. Obwohl der bittere Schwefelgestank fast völlig von dem würzig grünen Aroma des Harzes und dem Zimtduft der Salze, mit denen sie ihr Feuer angereichert hatte, überlagert wurde, und obwohl McNultys Wundermittel ihr die Nase freihielt und sie das rote Seidentuch vor dem Gesicht hatte, wusste sie, dass sie viel zu viel von diesen Dämpfen einatmete.
    Es musste am Rubinschwefel liegen, denn Jin sah plötzlich Dinge.
    Es fing an, als die Sonne hinter den Horizont gesunken war und sich die ersten Sterne in dem bleichen Abenddunkel zeigten. Die letzten Arbeiter und Touristen waren gegangen, und Jin und Mapp waren allein auf dem Turm. Sie hatte die Fanfare vorbereitet, die lauten und farbenprächtigen Feuerwerkskörper, die lange brannten und die Aufmerksamkeit der Bewohner von Brooklyn und New York auf die Brücke lenken sollten, damit sie die Botschaft, die sie so mühsam an dem Tragkabel aufgehängt hatte, lesen konnten: Stellt euch mit den Säulen der Stadt gegen Jack Höllenkohle . Sie hatte einige der Fanfaren-Raketen nach Norden ausgerichtet, einige nach Süden, aber sie wollte sie so waagerecht wie möglich abfeuern.
    Sie hatte innegehalten, sich aufgerichtet und gestreckt, hatte den Rücken durchgebogen und das Gesicht nach oben gewandt. Und der Himmel … der Himmel drehte sich .
    «Sehen Sie das?», fragte

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