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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Kiste, bereit, in den Himmel zu steigen. Um sie zum Abschuss fertig zu machen, brauchte sie nur ein paar Minuten. Jetzt war die Zeit gekommen, das Dan zu vollenden, den Teil, der Jins Vorstellung in eine Cinefaktion verwandeln und – hoffentlich – Brooklyn, New York und alle Einwohner vor Walker, Bones und der dämonischen Kreatur namens Jack retten würde.

26
FANGSHI
    Mache das Feuer aus Blau und Rot, Bitter und Süß, Scharf und Weich .
    Jin nahm die Blechpfanne aus ihrem Rucksack und legte ein aprikosenfarbenes Stück Rubinschwefel und einen Klumpen lachsfarbenes Harz hinein, das ein Bestandteil des griechischen Feuers war. Beides hatte sie aus Onkel Liaos Vorratstruhe genommen. Die rötlichen Stücke fingen das Licht des Sonnenuntergangs in ihren trüben, glasigen Herzen ein und schienen zu erglühen.
    Als Nächstes holte sie zwei Streifen roter Seide und Tycho McNultys kleines blauen Glasgefäß aus dem Rucksack. «Mr. Mapp.» Der Klavierspieler ging mit nervösem Blick ein paar Meter von ihr entfernt auf und ab. «Binden Sie sich das hier über ihre Nase und ihren Mund. Und bleiben Sie dort drüben. Dieses Feuer wird nicht besonders gut riechen.» Ein derart großes Stück Rubinschwefel würde beim Verbrennen jede Menge stinkender Dämpfe freisetzen. Das würzig duftende Baumharz mochte den Gestank abmildern, aber der Rauch war und blieb giftig.
    Jin stippte ihren Finger in das Gefäß und bestrich sich die Augenlider und Lippen mit dem nach Zitrone, Pfefferminze und Kaffee duftenden Balsam. Dann band sie sich das zweite Stück Seide vor Mund und Nase.
    Sie vergewisserte sich, dass die verbliebenen Arbeiter genug Abstand hielten, zog ihr Feuerzeug hervor und entzündete den Inhalt der Pfanne. Das Feuer loderte auf: Das Stück Rubinschwefel färbte die Flammen auf einer Seite blau, und das Harz verlieh der anderen Seite einen bronzeroten Schimmer. Jin nahm das kleine goldene Kugelgefäß, in dem sich das Öl aus der Feuerfontäne befand, die sie im Labor hergestellt hatte, und legte es vorsichtig ins Herz der Flammen. Dann wandte sie sich der Kiste zu, in der die Raketen für das Spektakel lagen.
    «Kann ich dir irgendwie helfen?», fragte Mapp.
    «Nicht hierbei. Am besten halten Sie Abstand. Bei diesem Wind weiß ich nicht einmal, ob man überhaupt irgendwo auf der Plattform in Sicherheit ist.»
    Jin war sich anfangs nicht darüber im Klaren gewesen, wie das Dan , das sie zusammenstellte, aussehen würde. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was für eine Art Feuerwerk sie entwickeln sollte. Sie hatte nur gewusst, dass das Dan Teil einer Explosion sein musste. Daran führte kein Weg vorbei – und sei es auch nur, weil sie, Jin, es war, die dieses Dan herstellte. Sie war nur auf einem Gebiet eine Künstlerin: in Sachen Sprengstoff.
    In dem Moment, in dem ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, wusste sie, was für ein Feuerwerk es werden sollte. Welches Ergebnis auch immer unter den Händen eines anderen herausgekommen wäre, dies war ihr Werk, und das bedeutete, dass es nur eine einzige Gestalt gab, die es annehmen konnte – die Form, die sie am meisten mochte, das Motiv, das sie auf das gelbe Papier gemalt und ihren Freunden als Glücksbringer geschenkt hatte.
    Sie hatte alles bei sich, um das schönste Katharinenrad zu bauen, das sie je gemacht hatte. Wie schade, dass ich es nicht größer machen kann , dachte Jin, als sie ein abgenutztes Fahrrad-Rad hervorholte, einen Pflock und ein zusammenklappbares Stativ.
    Sie dachte über die Farben nach, als sie die Röhrchen für das Rad auswählte. Sollte sie Grün verwenden, wie Sams Augen? Grün war eine der schwierigsten Farben in einem Feuerwerk, aber Jin war eine Meisterin im Kolorieren. Ihre Lieblingsfarben, Rot und Gold, waren die Farben, die sie aus der Hölle ihrer Kindheit hatten entfliehen lassen. Es waren die Farben, denen sie ihren Namen verdankte. Oder vielleicht Zuckerblau und Silbergrau für den Himmel über und den Fluss unter ihnen und den Granit, der diese mächtige Kreuzung zwischen den beiden Städten tragen würde?
    Am Ende schloss sie keine der Farben aus, sondern nahm alle. Sie begann, die Röhrchen an dem Rad zu befestigen: Blau am äußeren Rand, dann das Silber des Steins, der aus dem Wasser stieg, als Nächstes Sams Grün, gleich neben dem Stein, zu Ehren seines Vaters, den der Stein ihm geraubt hatte. Dann kam Jins warmes Gold, und zuletzt, ganz in der Mitte, das Rot des Zinnober-Herzens, von dem Onkel Liao behauptete, dass es sie

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