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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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jeweils andere Ende. Jin wusste aus Erfahrung, dass eine Absicherung immer ratsam war.
    Sie saugte noch zwei Atemzüge lang Luft in ihre Lungen und stand dann auf. Ihre Beine zitterten, und der Wind war noch genauso unbarmherzig wie vorher. Aber sie schaffte es, die Plattform des Turms zu überqueren, ohne hinzufallen. «Hast du die Buchstaben fertig, Constantine?»
    Er nickte. «Alles bereit, zusammen mit der Zündschnur. Bist du schon in der Lage, wieder zurückzufahren, oder brauchst du noch eine Pause?»
    «Ich glaube, wenn ich nicht gleich wieder einsteige, wird mir bewusst, wie viel Angst ich habe. Im Augenblick bin ich zu erschöpft, um darüber nachzudenken.»
    Constantine nickte noch einmal, löste ein paar Schlingen der Zündschnur und hielt das Ende fest. «Ich werde beide Schnüre gut sichern», versprach er. «Mr. Mapp», rief er dann. «Sie ist so weit.»
    Während Walter Mapp in den Wagen stieg, streckte einer der Arbeiter, der älteste unter ihnen, Jin seine Hand hin. «Als ich Sie da draußen beobachtet habe, Miss, habe ich mir gewünscht, wieder jung zu sein», sagte er mit einem wehmütigen Lächeln. «Ich werde immer stolz darauf sein, an dieser Brücke mitgebaut zu haben, aber ich würde alles dafür geben, den Mut zu haben, den Sie gerade bewiesen haben. Diese Erinnerung kann Ihnen niemand nehmen.» Er wandte sich an Ambrose, der daneben stand und wohl gerade überlegte, ob es dem Bürgermeister von Brooklyn gestattet war, ein chinesisches Mädchen zu umarmen. «Wir haben uns alle gefragt, warum Sie sich die Mühe gemacht haben, hier heraufzukommen», sagte der betagte Arbeiter, «aber Sie haben gut daran getan. Das war ein grandioser Anblick.»
    Jin rang sich ein müdes Lächeln ab. «Nur für Sie, Sir, werde ich auf der Rückfahrt einmal nach unten schauen. Nur ein einziges Mal.» Sie winkte Ambrose kurz zu.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Zündschnur genügend Spiel hatte, holte sie noch ein paar Mal tief Luft und griff nach Walter Mapps Hand.
    Der zweite Einstieg in den Wagen war nicht besser als der erste, aber noch ehe sie Gelegenheit hatte, Angst zu bekommen, hatte Constantine den Wagen gelöst, und wieder befanden sie sich mitten in der Luft.
    «Siehst du jemanden?», rief Sam.
    Mike drehte sich um und spähte über das Dach der Kutsche hinweg nach hinten. «Noch nicht.»
    Sie rasten durch die kleinen Ortschaften zwischen Gravesend und Brooklyn, so schnell Mikes Pferde laufen konnten. Sams Vorsprung war schon lange aufgebraucht. Er konnte nur hoffen, dass er den Fuß des Brooklyn-Turms rechtzeitig erreichte, um über den Laufsteg zum Dach des Turms zu gelangen – und zu Jin, bevor Walker und Bones auftauchten.
    Er starrte auf die Zunderbüchse in seiner Hand. So ein kleines Ding, und doch barg es so unglaublich viel Macht. Er dachte an das, was Walter Mapp gesagt hatte, erst letzten Donnerstag, obwohl es ihm so vorkam, als wäre seitdem ein halbes Leben vergangen. Nichts fühlt sich nach etwas an, bis alles vorbei ist .
    Auf dem Kutschbock drehte sich Mike noch einmal um. Diesmal zuckte er zusammen. «Da hinten ist jemand.»
    Sam lehnte sich aus dem Fenster. Sie fuhren über offenes Land. Es wurde schon dunkel. Etwa eine Meile hinter ihnen sah er ein Licht.
    «Wie weit noch?», rief er.
    Mike hob die Schultern. «Vielleicht noch eine Stunde. Wenn die Pferde das Tempo durchhalten, was ich bezweifle.»
    Sam starrte die Zunderbüchse an. So ein kleines Ding.
    Als sich Jin mit butterweichen Armen so nah an Paul herangezogen hatte, dass er den Wagen mit dem Haken einfangen und an den Turm ziehen konnte, verdunkelte sich der Himmel.
    «Ich bin beeindruckt», sagte Paul, packte Jin, hob sie aus dem Wagen und setzte sie wieder auf festem Boden ab. «Ich habe erlebt, dass erwachsene Männer in Panik gerieten, wie sie auf halbem Weg stecken blieben oder sich weigerten, überhaupt einzusteigen. Das habt ihr gut gemacht, alle beide.»
    Jin hatte das Ende der Zündschnur zwischen den Zähnen. Sobald sie aus dem Wagen heraus war, zog sie es aus dem Mund und spuckte mehrmals aus, um den Geschmack der Chemikalien loszuwerden. Dann ließ sie sich zu Boden plumpsen und legte den Kopf auf die Knie.
    Mapp reichte ihr einen Flachmann. «Nimm einen Schluck. Das ist bloß Wasser. Trink aus, wenn du willst.»
    Dankbar trank Jin aus der Flasche und streckte ihre Glieder, bis das Gefühl in ihre Arme zurückkehrte und ihre Beine sie wieder tragen wollten. Die Feuerwerksfanfaren warteten in der

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