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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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nicht an den Wind und das Wasser tief unter ihr –, während sie gleichzeitig am Seil zog.
    Als die Längen, die sie von der Rolle abgenommen hatte, sich zu einer nahezu straffen Linie ausgebreitet hatten, kam sie an eine rote Markierung auf der weißen Schnur, die erste von vielen, die Constantine, der den Abstand zwischen den beiden Türmen genau kannte, angebracht hatte, damit Jin wusste, wo sie die Buchstaben befestigen musste.
    «Hoffentlich sind seine Abmessungen richtig», flüsterte sie. Ihre Worte verloren sich im stürmischen Wind.
    Behutsam holte Mapp den ersten Metallbuchstaben aus der Kiste und reichte ihn ihr. Es befanden sich bereits ein Haken und ein Stück Schnur am oberen Ende daran, und mit einer kurzen, aber entsetzlich gewagten Streckung ihres Oberkörpers – Mapp hielt sie an den Hüften fest, aber das war nur ein kleiner Trost – konnte sie den Buchstaben in dem Tragkabel einhaken. Ihre Finger zitterten, als sie die Schnur festzurrte. Ilana hatte beide Enden der Zündschnur des Buchstabens ein paar Zentimeter länger gelassen, sodass sie über den unteren Rand hinausragten. Jin nahm diese Enden und knotete sie an die lange Zündschnur, die sie Stück für Stück von ihrer Schulter abließ. Dann trat sie zurück und betrachtete ihr Werk. Der Buchstabe baumelte am Kabel, direkt hinter dem Wagen. Die lange Zündschnur, die Jin abgewickelt hatte und deren Ende an dem Eisenring im Turm befestigt war, hing unterhalb des Buchstabens, mit ihm verbunden durch die beiden kurzen Enden.
    «Einer wäre geschafft», murmelte Jin. Sie wickelte weitere Längen der Zündschnur ab, holte wieder tief Atem, und dann zogen sie und Mapp den Wagen am Seil entlang bis zur nächsten Markierung.
    Einen Buchstaben nach dem anderen aufhängend, überwanden sie langsam die Distanz zwischen den beiden Türmen. Der Blick nach unten in den Abgrund ängstigte Jin genauso wie am Anfang, und der beständige Ansturm des Windes, der den Wagen zum Schaukeln brachte, verursachte ihr mehr als einmal leichte Übelkeit. Aber schließlich hakte sie den letzten Buchstaben an das Tragkabel. Die Zündschnur verlief über die gesamte Länge des Kabels, führte unter den Buchstaben entlang und verband sie miteinander. Gemeinsam zogen sie sich den Rest der Strecke bis zum Turm auf der New Yorker Seite.
    «Ihr habt’s geschafft!», schrie Constantine und winkte wie ein Irrer. Neben ihm stand Ambrose – der Herr Bürgermeister , dachte Jin schmunzelnd – und sah stolz und zufrieden aus.
    Constantine und ein Arbeiter schoben Stäbe mit Haken an den Enden auf den Wagen zu und fingen ihn am Geländer ein. Jin senkte die schmerzenden Arme und lehnte sich an Mapp, während sie an die Granitwand des Turms gezogen wurden.
    Große Hände griffen nach ihr, packten sie an den Armen und zogen sie über das Geländer. Und dann standen ihre Füße zu ihrer großen Freude wieder auf festem Stein. Ambrose fing an zu klatschen, und eine Gruppe von einzelnen Touristen und Arbeitern, vielleicht ein halbes Dutzend, fiel in den Applaus mit ein. Jin blieb gerade lange genug auf den Beinen, um sich mit einem schwachen Lächeln zu bedanken. Aber als sie sich mit einem Blick davon überzeugt hatte, weit genug vom Rand des Turms entfernt zu sein, ließ sie sich zu Boden plumpsen und faltete die Beine zu einem Schneidersitz unter ihren Körper.
    Sie zitterte am ganzen Leib. Ihre Beine schmerzten noch von dem Aufstieg, ihre Arme brannten von dem kräfteraubenden Ziehen an dem Seil, ihre Brust tat weh – aus keinem erkennbaren Grund –, und bei der Vorstellung, dass sie gleich in den Wagen am anderen Kabel steigen und den ganzen Weg nach Brooklyn noch einmal zurücklegen musste, stieg ihr die Galle in die Kehle.
    Constantine kauerte sich neben sie und rieb ihr den Rücken. «Du warst fantastisch», sagte er zu ihr. «Wir sind so stolz auf dich. Ich wünschte, Sam und Susannah hätten hier sein und das erleben können.» Jin lehnte ihren Kopf gegen seinen Arm und atmete tief ein und aus.
    Das Blähen muss weich und tief sein . Allmählich fand sie wieder in ihren Körper zurück.
    Die Sonne stand schon niedrig über den Dächern von New York. Jin kramte ein Messer aus ihrer Tasche und schnitt die Zündschnur durch, die sie von dem Brooklyn-Turm aus abgewickelt hatte. «Wir müssen das Ende sichern.» Der Plan sah vor, dass sie das südliche Ende der Zündschnur entfachen würde und Constantine das andere, aber trotzdem hatten beide zusätzlich Zugriff auf das

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