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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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entfernt, entzündeten beide die Zündschnüre.
    Sam blieb stehen, als das Feuerwerk über ihm ausbrach. Bei dem Anblick musste er an einen Blumenstrauß denken, der lange Zeit in Mrs. Ponzis Wohnzimmer gestanden hatte – ein mächtiges Gebinde aus Blüten, das so überbordend war, dass es kaum in die Vase passte. Doch als der Aufruhr zischender Funkenfontänen weiterging, erkannte er, dass es überhaupt nicht nach Blumen aussah. Es sah … kämpferisch aus. Irgendwie nach Krieg. Als ob überirdische Kanonen das Feuer eröffnet hätten und nun den Himmel belagerten.
    Dann war es vorbei, und noch ehe er einen Gedanken fassen konnte, reckte Sam beide Fäuste über den Kopf und stieß ein Triumphgeheul aus.
    Aus der Stadt hinter sich hörte er Rufe, die durch die plötzliche Stille nach den donnernden Explosionen hallten. Ganz Brooklyn stand an den Fenstern. Auf der anderen Seite, in New York, war es gewiss genauso.
    Er musste sich beherrschen, um nicht zu rennen, aber die Lücken zwischen den Holzstreben des Laufstegs waren zu breit. Wenn er stolperte, war die Gefahr zu groß, dass er hinfiel und über die Seite in die Tiefe stürzte, ehe er wusste, wie ihm geschah.
    Er hatte etwa die Mitte des steilen Laufstegs erreicht, der hinauf zum Brooklyn-Turm führte, als er wieder Geräusche hörte. Vor ihm fingen mit einem Ploppen und Schnappen die Röhrchen Feuer und verkündeten Jins Botschaft:
    S TELLT EUCH MIT DEN S ÄULEN DER S TADT GEGEN J ACK H ÖLLENKOHLE .
    Dann hörte er etwas anderes, diesmal hinter sich: ein wütendes, kaum als Sprechen erkennbares Knurren. Sam bekam die Worte zu fassen:
    «Du. Bleibst. Jetzt. Sofort. Stehen.»
    Er drehte sich um. Zwei Gestalten standen am Beginn des Laufstegs auf dem Ankerplatz, zwei männliche Gestalten – einer in einem langen, wehenden Mantel und ein zweiter, der vor Sams Augen zu wachsen schien, bis es so aussah, als würde er nicht mehr auf den Laufsteg passen. Er war zu weit entfernt, als dass Sam Einzelheiten hätte erkennen können, aber die doppelten Zahnreihen, die hervorquellenden Quaddeln und die rot geränderten, schwarzen Augen waren in Sams Erinnerung noch sehr lebendig.
    Walker. Und hinter ihm Bones.
    Instinktiv wich er zurück. Seine Ferse verhakte sich zwischen zwei Brettern. Er taumelte und spürte, wie sich das taube Gefühl des Fallens in seinem Körper breitmachte, griff nach den Seilen, die als Geländer dienten, und fand sein Gleichgewicht wieder. Dann zwang er sich, der entsetzlichen Kreatur, die hinter ihm her stakste, den Rücken zuzuwenden und sich wieder in Bewegung zu setzen.
    Nicht zurückschauen. Nicht zurückschauen. Wenn du zurückschaust, stürzt du ab. Nicht rennen. Wenn du rennst, stürzt du ab. Nicht zurückschauen und nicht rennen .
    Die silbergrünen Detonationen rasten die Tragkabel entlang und entzündeten die Buchstaben, die daran hingen, bis alle durch den abziehenden Rauch von Jins Fanfare funkelten und strahlten. Wenn er hätte stehen bleiben können, dachte Sam, hätte er wohl die nach Süden verlaufende Botschaft lesen können. Aber er hatte keine Zeit, um stehen zu bleiben.
    Nicht zurückschauen und nicht rennen .
    Der Abgrund unter ihm wurde immer tiefer, fiel ab bis zum schwarzen Wasser, während der Laufsteg immer steiler zum Turm hinaufkletterte. Die Planken unter seinen Füßen vibrierten im Rhythmus seiner eigenen Schritte. Sam riskierte einen Blick hinter sich auf die riesenhafte Gestalt von Walker, der mit langen Schritten den Laufsteg hinaufkam, gefolgt von Bones. Er schaute wieder nach vorn und stolperte erneut, als er sein Tempo beschleunigen wollte.
    Er verfluchte sich innerlich und ging weiter.
    Oben auf der Plattform des Brooklyn-Turms standen Jin und Walter Mapp als schwarze Silhouetten vor einem Feuer aus blauen und roten Flammen. Sam brachte die letzten Meter taumelnd hinter sich, wollte verzweifelt schneller, schneller, schneller laufen, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Mapp fing ihn auf, als er das Dach erreichte, drehte sich zur Seite und schaute in die Richtung, aus der Sam gekommen war.
    «Sie sind dicht hinter mir», stieß Sam atemlos hervor. Er duckte sich unter dem Seil des Laufstegs hindurch. Als er sich zu Jin umdrehte, machte er erschrocken einen Schritt rückwärts.
    «Oh, Entschuldigung», sagte sie gedämpft und zog das rote Seidentuch von ihrem Gesicht. Als ob dies das Seltsamste an ihr gewesen wäre.
    Ihr Gesicht war geisterhaft. Auf ihren Augenlidern schimmerte eine rotgoldene

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