Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
Vom Netzwerk:
Bewegung eindeutig, dass es sich umschaute. Der Talg an seinen Knöcheln verwirbelte dabei wie eine zähe Flüssigkeit.
    «Kann es sehen …?», setzte Bones an. Christophel legte einen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf.
    «Ich bin die Wurzel», sagte das Talgwesen wieder, diesmal mit mehr Bestimmtheit.
    Es nicht aus den Augen lassend, schüttete Christophel etwas von der Asche aus der Untertasse in seine Handfläche, die er daraufhin zur Faust schloss.
    «Ich bin die Wurzel», sagte das Wesen noch einmal. Diesmal klang es wie eine Verkündigung. Es hob die Hutnadel wie einen Stecken. Christophel holte tief Luft und hob die Faust mit der Asche an sein Gesicht.
    «Ich bin die Wurzel, die Wurzel des Baums», erklärte das Wesen, «und du sollst keine anderen Götter neben mir haben!» Und dann schrie es etwas, das wie « Syn! » klang.
    In dem Moment, in dem das Geschöpf fertig gesprochen hatte, blies Christophel die Asche aus seiner Faust über den Tisch vor der Talgfigur. « Synack », flüsterte er. Die Asche, die auf dem Tisch niederging, glühte kurz auf wie ein Nebel aus roten Funkensternen und wurde dann wieder grau.
    Das Wesen reagierte mit einer weiteren Silbe. « Ack », sagte es, wandte sich der gegenüberliegenden Ecke des Tisches zu und hob wieder die Arme. Christophel umkreiste den Tisch, bis er zu dieser Ecke kam, und schüttete wieder Asche in seine Hand.
    «Ich bin die Wurzel, die Wurzel des Baums, und du sollst keine anderen Götter neben mir haben», rief das Wesen wieder. « Syn! »
    Christophel blies eine weitere Aschewolke über den Tisch. « Synack », wiederholte er, und wie zuvor erwachte die Asche kurz zu glühendem Leben, als sie niedersank. Das Talggeschöpf sprach ein weiteres Mal « Ack! », und drehte sich zur nächsten Ecke.
    An jede Ecke des Tisches richtete das Geschöpf seine Verkündigung. Jedes Mal reagierte Christophel mit einer Aschewolke und dem geflüsterten Wort, das die Asche zum Glühen brachte. Und wenn das Glühen versiegte, sprach das Geschöpf seine einsilbige Erwiderung.
    Als alle Asche aufgebraucht war, stieß das Geschöpf die Hutnadel in die Tischplatte und sprach das Wort aus, das ihm auf die Stirn geschrieben war: « Init .»
    Überall auf dem Tisch entzündete sich die Asche, wie winzige Gaslämpchen, und eins nach dem anderen zogen diese Lämpchen trübe golden leuchtende Verbindungen zwischen sich und der Hutnadel, die im Talg steckte. Jedes Mal, wenn eine solche Linie gezogen wurde, schimmerte die Hutnadel ebenfalls golden auf, genauso wie der Zigarrenstummel im Kopf des Geschöpfs.
    Christophel strich sich die Handflächen sauber. «Es hat angefangen. Wir können es jetzt sich selbst überlassen. Kommt mit.»
    Als sie wieder in der Kirche waren, verschränkte Walker die Arme vor der Brust und fixierte Christophel mit einem misstrauischen Blick. «Du sagtest doch, du wolltest einen Dämon heraufbeschwören, nicht irgendeine Art … Gott.»
    «Sein Name ist Bios. Und er ist kein Gott», sagte Christophel wegwerfend. «Er denkt bloß, er sei einer. Das muss er, ansonsten würde er nicht die Arbeit verrichten, die wir erledigt haben wollen. Diese Kreatur muss glauben, dass der Prozess, der in Gang gesetzt wurde, ihre eigene Idee war. Dieser Tisch ist Bios’ Domäne, sein Universum. Er weiß nicht, dass wir existieren.»
    Christophel schenkte sich eine Tasse von dem Tee ein, der in der Kanne lauwarm geworden war, und trank einen Schluck. «Wenn sich in diesem System irgendwo eine Art Gott herumtreibt, eine mystische Wurzel», sagte er langsam und lächelte kalt, «dann bin ich diese Wurzel. Ich bin derjenige, der Bios ins Leben gerufen und in ihm den Wunsch geweckt hat, eure Säulen zu suchen. Aber das muss Bios nicht wissen. Er kann es nicht wissen. Besonders da, wie ihr ja so eifrig betont habt, nach der allgemein akzeptierten Weisheit der Welt ich nicht derjenige sein sollte, der ihm irgendwelche Befehle gibt.»
    «Was genau macht er?», wollte Bones wissen.
    «Er wird neue Dämonen erschaffen. Wir haben ihm aufgetragen, innerhalb der Grenzen der Karte auf dem Tisch auf Gespräche zu lauschen, in denen die Worte vorkommen, die ihr auf jenes Pergament geschrieben habt. Wenn irgendjemand einen der Begriffe ausspricht, erzeugt Bios einen Unter-Dämon, der dieser Person folgt und Bericht erstattet, sobald er oder sie etwas sagt, das nach eurer Liste signifikant ist. Jedes glühende Aschekorn auf dem Tisch verkörpert einen dieser Unter-Dämonen. Je mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher