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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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gute Frage.» Ambrose tippte sich gegen das Kinn und dachte nach. «Dafür wurde in keiner der Versionen eine Erklärung geliefert, aber ich habe so eine Vermutung, denn Männer, die geliebt haben und verlassen wurden, sind in den meisten Fällen unglaublich stur. Ich denke, Jack wusste, dass ihre Rückkehr aufgrund seines Wunsches nicht dasselbe sein würde, wie wenn sie aus eigenen Stücken zurückgekommen wäre.»
    «Aber vielleicht wusste sie nicht, ob er wollte, dass sie zurückkam», gab Jin zu bedenken. «Woher hätte sie das denn wissen sollen?»
    «Also bitte», brummte Sam. «So was wissen Mädchen doch immer.»
    «Das stimmt überhaupt nicht! Wer hat dir denn das erzählt?»
    «Das Mädchen, das ein Stockwerk unter mir wohnt», gab Sam zurück. «Sie hat mir oft genug versichert, dass sie absolut alles wüsste.»
    «Wie auch immer», sagte Ambrose mit dem Hauch eines Lächelns, «Jack hatte in den vielen Monaten, die seit dem Auftauchen und Verschwinden der Frau vergangen waren, keinen einzigen Wunsch verbraucht, aber nachdem er den Fremden aus der Hütte geworfen hatte, wünschte er sich etwas. Er wünschte, dass die Decken jedem, der es wagte, sie zu berühren, an den Händen kleben bleiben und ihn wie glühende Kohle verbrennen würden, bis Jack selbst die Bestrafung beendete.»
    «Wegen einer Decke ?», fragte Jin. «Dann hatte er wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank.»
    «Wegen des Geruchs einer Decke», verbesserte Ambrose sie. «Weil du selbst ein weibliches Wesen bist, hast du keine Ahnung, wie verdammt stark der Geruch einer Frau wirkt, besonders wenn die besagte Frau nicht da ist. Schau mich nicht so an, junge Dame. Ich bin zweimal so alt wie du und verheiratet mit einer Frau, die selten an meiner Seite weilt. Ich weiß, wovon ich spreche.»
    «Aber das ist verrückt», murmelte Jin. «Oder irre ich mich?»
    «Kommt mir auch verrückt vor», sagte Sam schnell, was eine glatte Lüge war. Denn nach dem, was er an diesem Abend erlebt hatte, erschien ihm das tatsächlich absolut logisch.
    Ambrose schüttelte den Kopf. «Das ist noch gar nichts. Ein zweiter Wanderer tauchte auf, diesmal im Sommer. Und dieses Mal war es eine alte, buckelige Frau. Sie sah das Zeichen an der Tür, aber sie war zu müde, um noch weiterzugehen. Sie klopfte, und während sie darauf wartete, eingelassen zu werden, beging sie ihrerseits einen Fehler. Sie pflückte eine Rose von der Ranke.
    Jack öffnete genau in diesem Augenblick die Tür, und er geriet darüber in eine noch größere Rage als über die Sache mit den Decken. Er wies die Frau von seinem Grund und Boden und blieb in der Tür stehen, um sicherzugehen, dass sie verschwand. Aber am Waldrand blieb sie stehen und ritzte eine zweite Warnung in den Baum neben dem Pfad, der zu Jacks Hütte führte.
    In der Zwischenzeit beeilte sich Jack, von seinem zweiten Wunsch Gebrauch zu machen. Das Land, das er geebnet hatte, der Ort, wo die Hütte stand, war hässlich und unwirtlich. Das einzig Schöne, das in Jacks Welt gedieh, während er vergeblich auf die Rückkehr der Frau wartete, war der Rosenbusch. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, warum er ihn unter allen Umständen schützen wollte.
    ‹Wenn irgendjemand außer mir diese Rose berührt›, sagte er zornig, ‹soll diese Person in den dornigen Ranken eingewickelt und gefangen gehalten werden, bis ich das Leiden beende.› Das war im Sommer.
    In den kommenden Monaten sahen viele Wanderer die Zeichen auf Baum und Tür, und einer nach dem anderen ging an Jacks Hütte vorbei. Sie erzählten sich Geschichten von dem merkwürdigen Eremiten in seiner einsamen Hütte. Erst im Herbst war einer von ihnen verzweifelt genug, an Jacks Tür zu klopfen. Diesmal war es ein kleiner Junge mit goldenen Augen. Er wurde verfolgt.
    Das Wesen, das ihn jagte, war riesig, schnell und tödlich. Der Junge konnte es nicht sehen, konnte es nicht hören oder riechen. Aber sie beide, er und das Wesen, waren das Einzige, was noch im Wald übrig geblieben war: Alle Tiere, alle Geschöpfe der Wildnis waren geflohen. Der Junge wusste, dass ihm sein Verfolger auf den Fersen war. Er wusste auch, dass er innerhalb weniger Minuten tot sein würde, falls er keine Zuflucht fand.
    Er sah die Warnung der alten Frau, als er den Pfad entlangrannte. Er sah die Warnung des kleinen Mannes, als er keuchend und zitternd vor der Tür stehen blieb. Er klopfte, und Jack öffnete die Tür nur einen Spalt. Aber das war genug.
    Der Junge schlüpfte hindurch. Er

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