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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Eisblock glich als einem Kleidungsstück aus Wolle. Er wickelte sie in zwei Decken und ließ sie sich aufwärmen, während er nach passender sauberer Kleidung suchte. Dann machte er sich in der anderen Ecke der Hütte zu schaffen, damit sie sich weitgehend ungestört ihrer nassen Sachen entledigen und die anziehen konnte, die er ihr gegeben hatte. Als sie aufgehört hatte zu zittern und ihre Lippen wieder rosig geworden waren, kochte Jack Suppe und Kaffee. Nachdem sie so viel gegessen und getrunken hatte, wie sie konnte, zog er das Bett, in dem er schlief, neben das Feuer und packte sie in jede Decke ein, die er besaß. Als Jack schließlich gegen die Wand gelehnt im Sitzen einschlief, nur mit seinem Mantel zugedeckt, hatte die Frau immer noch kein Wort gesagt.
    Drei Tage und drei Nächte tobte der Schneesturm. Drinnen in der Hütte versorgte Jack seinen Gast. Er gab der Frau zu essen, flickte ihre fadenscheinigen Kleider und ließ sie unter seinen Decken in seinem Bett schlafen, während er an der kalten Wand schlief.» Ambrose bedachte Sam mit einem scharfen Blick. «Drei Tage und Nächte in einer einsamen Hütte in der eisigen Wildnis. Und ich möchte noch einmal betonen, dass diese Frau wunderschön war. Man mag Jack nachsagen, was man will, aber er war durchaus in der Lage, sich wie ein Gentleman zu benehmen, wenn ihm danach war.
    Die Frau lächelte ihn dankbar an, wenn er ihr Kaffee einschenkte, und dieses Lächeln brach ihm fast das Herz, so wunderbar und prachtvoll war es. Sie lächelte ihm einen Gute-Nacht-Gruß zu, ehe sie sich in die Decken einkuschelte, und dieses Lächeln zerbrach ihn gänzlich, so vollkommen war es. Und wehe ihm, wenn er ihr zu lange in die Augen schaute.»
    «Wie viel bezahlt Ihnen die Zeitung denn für diese Wortedrescherei?», warf Mapp ein. Jin kicherte.
    Ambrose verdrehte die Augen. «Ich denke bloß an mein Publikum. Das ist eine Kunst, Mapp. Wollen Sie’s mal versuchen?»
    «Nein, Sir, beileibe nicht. Bitte, fahren Sie fort.»
    «Dann bitte ich Sie : Halten Sie den Mund, wenn es beliebt. Wie ich schon sagte: Drei Tage lang ging das so. Drei Tage lang weigerte sich die Frau, auch nur ein Wort zu sagen. Aber jeden Abend, ehe sich beide zum Schlafen niederlegten, öffnete sie den Geigenkasten und holte ihr wunderschönes Instrument hervor. Sie rieb den Bogen mit einem Stück roten Harzes ein, das sie an einer Kette an ihrem Hals trug, und dann spielte sie. Eine Stunde lang sprach sie durch die Saiten ihrer Geige, und jeden Abend, wenn Jack einschlief, glaubte er, sie ein bisschen besser zu kennen als am Abend zuvor.»
    «Da steckt viel Wahrheit drin», sagte Tom. «Meine alte Gitarre kann viel besser als mein Mund ausdrücken, was ich sagen will. Es ist viel leichter, das Instrument sprechen zu lassen. Meinen Sie nicht auch, Mr. Mapp?»
    «In der Tat», nickte Mapp.
    Sam musste an sich halten, um Jin nicht anzuschauen. Er wusste nichts über Musik, aber als er heute Abend zugeschaut hatte, wie sie den Himmel bunt bemalt hatte, hatte er das Gleiche gedacht: dass er beim Anblick der Raketen, die über das Wasser schossen, einen Blick in ihr Herz getan hatte – was ihm sonst, wenn er von Angesicht zu Angesicht mit ihr redete, nicht vergönnt war.
    «Am vierten Tag erwachte Jack, der sich am Abend zuvor wieder zum Schlafen an die Wand gelehnt und nur mit seinem Mantel zugedeckt hatte, unter einer Decke in seinem Bett. Er drehte sich zur Seite und sah, dass über dem Feuer bereits der Kaffee dampfte und die Frau ihn von dem Stuhl neben dem Kamin aus beobachtete. Sie trug ihre eigenen Kleider und auf ihrem Schoß lag ihr Mantel.
    Und dann, endlich, sprach die wunderschöne Frau.
    ‹Die Zeit ist gekommen, da ich dich verlassen muss, Jack.› Ihr könnt euch vorstellen, wie es um sein wundes Herz bestellt war, als er seinen Namen aus ihrem Mund hörte. ‹Zum Dank für deine Rücksichtnahme werde ich dir drei Wünsche gewähren. Spare sie dir auf für eine Zeit, in der du sie wirklich brauchst.› Noch ehe Jack den Mund aufmachen konnte, um sie zum Bleiben zu bewegen, nach ihrem Namen zu fragen oder sich über die drei Wünsche zu erkundigen, beugte sie sich vor und küsste ihn. Und ehe er sich davon erholt hatte, war sie durch die Hütte gegangen, hatte sich den Mantel um die Schultern geworfen und war durch die Tür verschwunden. Jack kam wieder zu sich, sprang auf, rannte zur Tür und wollte ihr nachlaufen. Aber als er die Tür aufstoßen wollte, rührte und regte sie sich nicht. Er

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