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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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einmal.
    «Wie ich schon sagte, Ihre Städte. Und wir können sie uns entweder mit Ihrer Hilfe nehmen, oder wir können Sie einfach töten, jetzt, da wir wissen, wer Sie sind.»
    «Und wer genau sind Sie eigentlich?», fragte Walker, als ob er es mit einem neu gewonnenen Geschäftspartner zu tun hätte. Der junge Mann, eine der Säulen der Stadt, wandte sich ungläubig zu Walkers rot-schwarzem Gesicht um.
    «Das wissen Sie nicht? Wie haben Sie uns dann gefunden?»
    Walker grinste und hob die Hand, die er mit Basile Christophels Nadel durchbohrt hatte. Als er sie dicht vor das Antlitz des jungen Mannes schob, begann Blut aus den Fingerspitzen zu quellen. «Das Blut hat es uns verraten.»
    «Oh Gott.» Der Mann verbarg das Gesicht in den Händen. «Frederick … Frederick Overcaste. Ich bin der Hüter der Straßen.»
    «Und Ihr Freund?»
    «Henry Van Ossinick.»
    «Es gibt hier in der Stadt doch die Van Ossinick-Stahlwerke, nicht wahr?», sagte Walker. «Van Ossinick war der Schmied, richtig?»
    «Ja.» Overcaste erschauerte und spähte zwischen den Fingern hindurch. «Und was jetzt?»
    «Sie haben zwei Möglichkeiten.» Walker streckte den Arm aus, griff über den Tisch nach einem der glänzenden Goldknöpfe an Bones’ Mantel. Er ruckte daran, riss ihn ab und ließ ihn elegant über seine Fingerknöchel tanzen. «Wir können Sie töten oder Sie können uns ein paar Informationen geben; im Gegenzug lassen wir Sie am Leben. Es ist Ihre Entscheidung. Es sei denn, Sie wollen die Münze werfen. Ich lasse Sie sogar anfangen.»
    Overcaste sah, wie das Gold über Walkers Hand tanzte. Was eben noch ein Knopf gewesen war, sah nun ganz so aus wie eine Münze. Dann schaute er zu dem Toten auf dem Tisch. Bones klopfte Van Ossinick auf den Rücken, und erneut quoll ein Sandstrom aus seinem Mund.
    Overcaste brauchte nicht lange, um einen Entschluss zu fassen. Er machte den Mund auf, zögerte und griff in seine Tasche. Als er die Hand herauszog, lag eine große Goldmünze auf seiner Handfläche. Walker hob seine Hand, die nun leer war.
    «Eine gute Entscheidung», sagte Bones, «und eine angemessene Bezahlung, wie ich finde. Und nun zu den anderen dreien.»
    Auf der anderen Seite des Glasfensters, auf dem noch Walkers blutige Fingerabdrücke zu sehen waren, wurden zwei Männer Zeuge der Szene in der Bar. Es waren zwei, die man gewöhnlich nicht zusammen erwarten würde, aber genau deshalb trafen sie sich in Tammany Hall. An diesem Ort gehörte fast jeder Anblick mehr oder weniger zur Normalität, und bei diesen beiden so unterschiedlich situierten Männern mochte ein neugieriger Betrachter – der sich ihre Bekanntschaft nicht anders erklären konnte – vermuten, dass einer den anderen für seine Dienste bezahlte.
    Der eine Mann war blond, breitschultrig und etwa Ende zwanzig. Er trug einen unauffälligen Leinenanzug und seine rauen Finger spielten mit der schmalen Krempe seiner Melone.
    Der andere, der auf die vierzig zuging, war groß gewachsen und hager und wirkte in dem blauen Samtrock, den karierten Hosen und einem Zylinder, der ihn noch etliche Zentimeter größer erscheinen ließ, wie ein geckenhafter Dandy.
    Der Mann in dem Leinenanzug drehte sich wortlos um und gesellte sich zu der Menge, die sich die Treppe hinaufschob. Der Mann mit dem Zylinder zog einen silbernen Zahnstocher aus seiner Westentasche und kaute einen Augenblick darauf herum, ehe er langsamer und gemessener ebenfalls nach oben ging.
    Auf dem Bürgersteig trafen sich die beiden wieder. «Van Ossinick ist tot», sagte der junge Mann entgeistert.
    «Er kannte das Risiko.» Der Mann in dem Samtrock holte ein goldenes Zigarettenetui aus seiner Tasche und bot seinem Gefährten eine Zigarette an. «Sie kamen geradewegs hierher, was bedeutet, dass sie entweder von unserem Treffen wussten oder Informationen über Overcaste hatten und der Rest einfach nur Glück war.»
    Er zündete ein Streichholz an und steckte damit erst die Zigarette des anderen Mannes und dann seine eigene an. Dann machten sich die beiden auf den Weg Richtung Osten, zu den Docks.
    «Overcaste wird umfallen», murmelte der Mann mit der Melone.
    «Zweifellos.» Das Wort führte so viel Gift mit sich, dass der jüngere Mann sich umwandte und seinem Gefährten einen scharfen Blick zuwarf. Der lächelte grimmig und sagte: «Er ist Politiker. Politiker sind Pragmatiker. Wenn die Macht sich verlagert, verlagern sie sich ebenfalls, so einfach ist das. Overcaste war immer ein Risiko.» Er zuckte die

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