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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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von der Tammany Hall nach Süden geführt, geradewegs zu dem belebten Stadtteil Bowery hin, dessen Herz die gleichnamige Straße war. Sie wichen den abendlichen Spaziergängern aus und kamen an mit Gaslichtern hell erleuchteten Theatern vorbei, an Ladengeschäften, an Maklerbüros und dubiosen Pfandleihen, hinter denen sich womöglich ein ganz anderes Geschäft verbarg. Selbst zu dieser Stunde wimmelte es auf der Straße von Verkäufern, die Zigarren, Früchte und Süßigkeiten feilboten. Dann war Overcaste in eine Seitenstraße eingebogen, eine, die direkt auf die Kreuzung zuführte, die unter dem Namen Five Points bekannt war. Nach ein paar Schritten hatte die Straße unter ihren Füßen nachgegeben. Löcher klafften dort, wo Diebe Pflastersteine entfernt hatten. Der Boden war uneben, matschig, und in den Rinnsteinen floss ein undefinierbarer stinkender Schleim. Walker hatte ein Taschentuch aus seinem Anzug gezogen und es sich vor die Nase gehalten, während er und Bones Overcaste in den Hauseingang folgten.
    Den Saloon hatten sie nicht betreten können. Die Tür war nicht verschlossen – durch die Fenster konnten sie erkennen, dass der Laden gerammelt voll war –, aber keinem von ihnen gelang es, sie zu öffnen.
    «Das ist also die Zuflucht», hatte Walker gegrummelt. «Such uns einen Weg hinein, Bones.»
    Bones hatte die Hand erhoben und darübergeblasen. Seine Hand hatte sich aufgelöst, und ein Sandwirbel hatte sich ausgebreitet, war über ihre Köpfe gegen die Front des oberen Stockwerks gefahren. «Der Saloon ist geschützt», hatte Bones verlauten lassen. «Seine Wohnung darüber nicht.»
    Jetzt standen er und Overcaste in der Wohnung und sahen Walker dabei zu, wie er von einem Zimmer ins andere wanderte, wie ein Raubtier auf der Jagd. «Ich sagte Ihnen doch, dass Hawks und Sawyer sich mit mir und Van Ossinick in der Tammany Hall treffen wollten», sagte Overcaste. «Sie sind nicht aufgetaucht, also haben sie Sie vermutlich gesehen. Und wenn das der Fall ist, wenn sie sahen, was … was mit Van Ossinick geschah, dann sind sie auf keinen Fall dahin zurückgekehrt, wo … wo …»
    «Wo du uns ebenfalls hinführen konntest», beendete Bones den Satz. Overcaste wischte sich den Schweiß von der Stirn. «Sag es», befahl Bones kalt. «Es wird mit jedem Mal leichter, es auszusprechen.»
    «Ja», flüsterte Overcaste ausdruckslos. «Wo ich Sie ebenfalls hinführen konnte.»
    Bones grinste schmallippig. «Mit jedem Mal leichter.»
    Overcaste wandte sich dem Flur zu, der sich hinter ihm befand. «Es ist nur so», sagte er stockend, «die Frau hat doch die Wahrheit gesagt, und Sie wussten das.» Er schaute Walker an. «Sie … Sie mussten doch nicht …»
    Walker legte den Kopf schräg und fixierte Overcaste mit rot geränderten Augen. Sein Lächeln war so grausig, dass der Mann, der bis vor Kurzem eine Säule der Stadt gewesen war, einen Schritt zurückwich. Da drehte sich Walker um und ging ins Nebenzimmer, wo auf einer Waschkommode neben Hawks’ Bett eine Schüssel und ein Krug Wasser standen.
    «Es war unwahrscheinlich, dass wir ihn hier finden würden», sagte Bones, während Walker seinen Körper säuberte. «Aber es wäre ein verhängnisvoller Fehler gewesen, nicht nachzuschauen. Es bestand die Möglichkeit, dass Hawks hier irgendwo ein Schlupfloch hat, einen Ort, wohin er gehen und von dem aus er diese Wohnung im Blick behalten kann.» Er nickte in Richtung des Flurs. «Walker hat ihn aus der Reserve locken wollen.»
    «Genau.» Walker, den Hals mit einem Tuch trocken reibend, kehrte zu ihnen zurück und nahm sein Hemd und sein Jackett aus Overcastes Händen entgegen. Dabei grinste er wieder diabolisch. «Aber ich muss schon sagen, dass ich meine Arbeit verdammt gern mache. Das sollte jeder von sich behaupten können, meinst du nicht auch?»
    Der Politiker krümmte sich zusammen, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Er sah aus, als würde er sich gleich übergeben.
    «Sag einfach Ja», meinte Bones gelassen.
    «Also», sagte Walker, knöpfte sein Hemd zu und zog sein Jackett an, «was ist mit diesem Sawyer?»
    «Er wohnt in Brooklyn», murmelte Overcaste, das Gesicht dem Boden zugewandt. «Ich weiß nicht wo.»
    «Oh, du brauchst uns nicht zu sagen, wo genau wir suchen müssen», sagte Bones zu ihm. «Du musst uns nur so schnell wie möglich nach Brooklyn bringen. Den Rest schaffen wir allein.»
    Overcaste hob den Kopf, die Stirn schweißgebadet. «Und wie?»
    Walker nahm die Nadel aus dem rechten Kragen

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