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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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mehr daran denkst.»
    «Ich weiß. Aber du kannst diese Erinnerung nicht von mir nehmen.» Jin hielt seinen Blick fest. «Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich mich heute mit dir treffen wollte.»
    «Wirklich?» Sam grinste etwas dümmlich.
    «Mir war so danach, irgendetwas in die Luft zu jagen», sagte sie mit unbewegter Miene.
    Sam blinzelte. Dann brach er in Gelächter aus. «Also schön. Gehen wir. Aber ich werde deinem Onkel verraten, was du gerade gesagt hast.»
    In der Mammon’s Alley war es ruhig, fast friedlich, aber – so dachte Jin, als Sam mit der Schulter die Tür zum Reverend Dram aufschob – es war ja auch noch früh für einen Kneipengang.
    «Hallo?», rief Sam.
    Walter Mapp, der am Klavier saß und Zeitung las, schaute auf. «Ahoi! Habt ihr zwei etwa schon Lust auf ein Bier?»
    «Haben wir Kundschaft?», rief Jasper Wills, der hinter der Bar abgetaucht war.
    «Nein, Jasper. Bleib, wo du bist. Irgendjemand», sagte Mapp und zwinkerte Sam und Jin zu, «hat da hinten einen Karton mit vollen Bierflaschen fallen gelassen, und jetzt muss die Schweinerei aufgewischt werden.»
    «Wir wollten fragen, ob es etwas Neues gibt», sagte Sam zu ihm.
    Mapp faltete die Zeitung zusammen und stützte sich auf die Knie. «Ich wünschte, ich hätte Neuigkeiten für dich, Sam.»
    Jin kämpfte gegen ihre Enttäuschung an. «Gibt es irgendetwas, das wir tun könnten?», fragte sie.
    «Du meinst wohl eher: Was tun wir ? Und ich bedaure aufrichtig, dir sagen zu müssen, dass wir auch nach stundenlangen Diskussionen – nachdem ihr beiden gegangen wart – immer noch keine Ahnung haben. Aber macht euch keine Sorgen», sagte er. «Wir sind fantasievolle Burschen. Wir lassen uns etwas einfallen.»
    Plötzlich wurde die Tür des Saloons aufgestoßen und zwei junge Männer in langen Mänteln und ungewöhnlich hohen Zylindern strolchten herein, als ob ihnen der Laden gehören würde.
    Raue Burschen, erkannte Jin. Die Art der Kleidung mochte sich von Stadt zu Stadt unterscheiden, aber wenn man wusste, worauf man achten musste, sah man gleich, wer auf Ärger aus war. Wie zur Bestätigung schob Sam sie schützend hinter sich.
    «Jasper!», bellte Mapp über die Schulter hinweg.
    Die beiden Schläger schauten sich ausgiebig um. Dann drehte sich der eine auf dem Absatz herum und rief zur Tür hinaus: «Alles klar, Jim.»
    Der Mann, der nun eintrat, war groß und hager und gefährlich, und Jin merkte, dass alle – außer ihr – sofort wussten, wen sie vor sich hatten. Sowohl Sam als auch Jasper Wills und Walter Mapp erkannten den Neuankömmling auf den ersten Blick. Mapp kniff die Augen zusammen. «James Hawks», sagte er leise.

Der Mann, der nun eintrat, war groß, hager und gefährlich.

Sam wusste nicht sonderlich viel über den zwielichtigen New Yorker Distrikt mit Namen Five Points. Aber man musste auch nichts über die Gegend wissen, um von James Hawks gehört zu haben. Er war der Besitzer des Saloons Blind Tiger’s Milk . Wenn die Zeitungen im Staate New York über die Gewaltausbrüche in der Stadt wettern wollten, schrieben sie über Five Points. Und wenn die Bosse der unterschiedlichen Gangs an die Kandare genommen werden mussten, war es nicht die Polizei, die an ihre Türen klopfte. Es war James Hawks, der einzige Mann, vor dem selbst die übelsten Schurken aus ehrlichem Respekt den Hut zogen – was die meisten als Zeichen dafür deuteten, dass er der einzige Mensch war, vor dem sie tatsächlich Angst hatten.
    Hawks sah sich im Raum um, betrachtete Sam, Jin und Mapp, ehe sein Blick auf Jasper Wills fiel, der hinter der Bar hervortrat.
    Um Hawks’ Augen erschienen Fältchen. Er lüftete den Zylinder aus Biberpelz von seinem geölten Haar und lächelte. «Jasper. Wie schön, dich zu sehen.»
    Wills schüttelte Hawks’ ausgestreckte Hand mit einem Lächeln, das sein Misstrauen recht geschickt verbarg. «Willkommen in West Brighton, Jim. Welchem Umstand verdanken wir das Vergnügen?»
    Hawks reichte seinen Hut einem von seinen Jungs und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. «Nun, das kann ich dir sagen, Jasper: Es scheint, als würden in der Nachbarschaft ein paar merkwürdige Dinge vorgehen. Ich hörte zum Beispiel, dass erst gestern eine junge Dame» – seine Augen zuckten kurz zu Jin – «keine zwei Straßen von hier eine ziemlich gruselige Botschaft vorfand.»
    «Tja, du weißt ja gewiss Bescheid über gruselige Botschaften, jedenfalls auf deinem Territorium», sagte Jasper und verschränkte die

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