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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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zusammen. «Es hat funktioniert!», jubelte sie und nahm vor Freude ohne nachzudenken seine Hände. Sam lächelte und zuckte gleichzeitig zusammen. Zu spät wurde Jin klar, dass sie seine verbrannten Finger gedrückt hatte, was nur wenig peinlicher war als die Tatsache, dass sie überhaupt seine Hände genommen hatte.
    Sie ließ sie los und nahm wieder Haltung an. «Tja. Du lässt dir wirklich etwas einfallen, um einem Mädchen die Zeit zu vertreiben.»
    Sam verbeugte sich. «Man tut, was man kann. Allerdings müssen wir uns jetzt eine Weile von der Culver Plaza fernhalten. Wie wär’s mit einem Spaziergang am Strand?»
    Sie lächelte in Erinnerung an das herrliche Gefühl des Sandes unter ihren nackten Füßen. «Einverstanden.»
    Sie gingen eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäuden entlang und durch einen kleinen Wald aus bunt bemalten Badehäuschen. Als sie die Stelle erreichten, wo der hölzerne Steg endete und der Sand begann, blieb Jin stehen. «Sam? Ist es erlaubt …? Darf man hier ohne Schuhe laufen?»
    Statt zu antworten, streckte er nur die Hand aus.
    Sie zog ihre Schuhe aus. Dann zögerte sie. «Du willst gucken, nicht wahr?», sagte sie leise.
    Das wollte er – sie merkte es ihm an –, aber er log und schüttelte den Kopf. «Nein. Ich will nur, dass du den Sand genießt, solange du in der Stadt bist.»
    «Mir fehlen Zehen», sagte sie beiläufig. «Bist du immer noch neugierig?»
    «Ich werde …» Sam starrte sie an. « Was? »
    «Das kommt vom Binden.»
    Sam blieb stehen und schaute sie an. «Warum sagst du mir das?»
    Jin druckste ein wenig herum. «Ich … na ja …» Erst nach einem Moment fiel ihr ein, dass sie hätte sagen sollen: «Weil es so ist.» Das Problem war, dass es nicht so war.
    «Fehlen dir wirklich …?», setzte er nach.
    «Zehen, meinst du?»
    «Ja», sagte er geduldig.
    Wieder zögerte sie. «Ich habe es gesagt», seufzte sie schließlich, «weil ich wollte, dass du dich für deine Neugier schämst.»
    «Das tue ich. Ich habe versucht, höflich zu sein, aber natürlich ist mir der Gedanke gekommen, einen Blick zu riskieren, und ich schäme mich außerordentlich. Und jetzt sag mir: Fehlen dir wirklich Zehen?»
    Sie holte tief Atem. «Nein», gestand sie. «Mädchen verlieren zwar manchmal Zehen beim Binden, aber ich habe keine verloren. Es tut mir leid. Ich wollte … Ich wollte nur, dass du – nach letzter Nacht … Es tut mir leid. Ich hätte nicht lügen sollen.»
    «Schon gut», winkte Sam ab. «Gib mir deine Schuhe. Ich trage sie für dich.»
    Jin starrte ihn an. «Ist das alles?»
    Er zuckte mit den Achseln. «Was soll ich sonst noch sagen? Ich werde nicht hinschauen. Ich habe dir versprochen, dass ich es nicht tue. Aber ich werde deine Schuhe tragen, wenn ich darf.»
    Er durfte, und gemeinsam gingen sie weiter.
    «Übrigens, du solltest meinem Onkel besser nicht erzählen, was ich getan habe», sagte sie, während sie zwischen den Badenden in ihren wollenen Schwimmanzügen und den Spaziergängern in Leinenanzügen und Sommerkleidern hindurchgingen.
    «Du meinst, er würde es nicht gutheißen, dass du barfuß durch den Sand läufst? Oder meint er, dass ich zu blöd bin, um auf dich aufzupassen?»
    «Er hält dich wirklich für einen Idioten», sagte Jin mit einem leichten Schnauben. «Aber das meinte ich nicht. Ich meinte die Feuerwerkskörper. Was ich heute gemacht habe, und gestern, bei den Jungen.»
    «Ich werde es ihm nicht verraten. Die Sache vorhin war ja wirklich ein bisschen heikel, aber gestern? Du hast dich doch nur gewehrt. In gewisser Weise.»
    «In gewisser Weise.» Hüpfend wich Jin einer Welle aus, und ihre Füße sanken in den herrlich kühlen, feuchten Sand ein. «Aber Onkel Liao wäre nicht stolz darauf, wenn er wüsste, wie sehr ich solche Dinge genieße, also ist es wohl besser, es gar nicht erst zu erwähnen. Wenn man gezwungen ist, Waffen einzusetzen, sollte man es nicht mit Vergnügen tun. Onkel Liao erzählt mir sowieso schon die ganze Zeit, was für eine Enttäuschung ich für Lao Tzu wäre. Also sag einfach gar nichts, ja?»
    «Wer ist Lao Tzu?»
    «Onkel Liaos Lieblingsphilosoph.» Jin ließ die nächste Welle über ihre Füße und Fußknöchel spülen und lächelte auf das zurückweichende Wasser hinab. Dann verblasste das Lächeln. «Sollten wir nicht im Reverend Dram vorbeigehen? Vielleicht haben deine Freunde irgendwelche Neuigkeiten.»
    Sam schaute sie traurig an. «Ich hatte wirklich gehofft, dass ich dich ablenken könnte, damit du nicht

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