Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
Vom Netzwerk:
zog sich hinauf. Geduckt schlich er über das gewölbte Dach, schloss die Finger um den Rand der Lukenklappe und zog.
    Sie bewegte sich.
    «Oh, Gott sei Dank», murmelte er. Dann, mit einem letzten verstohlenen Blick in die Runde, öffnete er die Luke gerade so weit, dass er hindurchschlüpfen und in den Wagen springen konnte.
    Es war nicht gerade eine elegante Landung, aber da ihm niemand dabei zuschaute, spielte es keine Rolle. Sam richtete sich auf und blickte sich um. Da war der Arbeitstisch unter dem Fenster mit den nicht ganz zugezogenen Vorhängen, flankiert von Schränken, die an die Wand geschraubt waren. Auf dem Arbeitstisch lag ein Zettel für Jin. Sam blieb stehen und las die ersten Worte: Wir besorgen Vorräte; sind am Nachmittag wieder da …
    Rechts von dem Arbeitstisch und den Wandschränken stand, genau wie Jin gesagt hatte, eine Büchervitrine, deren Glastüren mit kleinen Haken verschlossen waren. Das Buch mit dem genarbten grünen Ledereinband, das Jin ihm beschrieben hatte, stand auf dem zweiten Bord.
    Er nahm den Zettel vom Arbeitstisch, steckte ihn zwischen die Seiten und schob das Buch hinten in seinen Hosenbund. Er rückte die restlichen Bücher auf dem Bord so zusammen, dass die Lücke, die das Zunderbuch des Flammenmeisters hinterlassen hatte, nicht mehr zu sehen war. Dann, bevor er wieder aufs Dach kletterte, vergewisserte er sich mit einem raschen Blick durchs Vorderfenster, ob er noch immer ungestört war.
    Er war es nicht. Zwei Männer kamen über die Kiesauffahrt auf den Wagen zu. Nichts konnte den eisigen Schauer rechtfertigen, der Sam bei ihrem Anblick überlief, aber er ließ sich nicht leugnen.
    Lag es vielleicht an der Art, wie sich der rothaarige Mann bewegte? Selbst aus der Entfernung erkannte Sam, dass er teure Kleidung trug; er passte zum Broken Land Hotel , bis auf den Umstand, dass sich keiner der Gäste hier hinten bei den Ställen herumtreiben würde. Etwas an seiner Haltung war nicht in Ordnung. Sein Gang war zu glatt, zu reibungslos, ohne die kleinen Bewegungen und Gesten, die Menschen beim Gehen ausführten. Diese subtilen Merkmale machten es möglich, jemanden einzuschätzen, der sich zum Kartenspielen hinsetzte, und jeder hatte sie an sich – nicht so dieser Mann. Weder streckte er seine Finger noch steckte er die Hände in die Taschen, kratzte sich am Kopf oder fummelte an seinen Ärmelaufschlägen. Er schritt mit automatengleicher Eleganz auf den Wagen zu.
    Der andere Mann machte ebenfalls einen seltsamen Eindruck, und sei es auch nur wegen des langen Filzmantels, der an einem herrlichen Sommermorgen völlig fehl am Platz war. Seine bleiche Haut glitzerte leicht im Sonnenlicht, als ob sein kahler Schädel von einem feinen Schweißfilm überzogen wäre.
    Es gab keine Möglichkeit zur Flucht, ohne gesehen zu werden. Sam zog sich vom Fenster zurück, ging durch den Wagen und schloss die Vorhänge am hinteren Fenster, damit die beiden Männer nicht ebenfalls die Luke im Dach entdeckten.
    Wumm wumm wumm wumm wumm . «Hallo?», kläffte eine Stimme. «Jemand zu Hause?»
    Eine zweite Stimme, leiser als die erste: «Ich schaue in den Zelten nach.»
    «Gut.» WUMM WUMM WUMM WUMM WUMM . «Burns! Mach auf!»
    Sam blinzelte. Ihm fiel plötzlich ein, was James Hawks gesagt hatte. Geh zu Liao, nicht zu Burns. Verstanden?
    Es wurde an der Tür gerüttelt. Sams Herz setzte eine Sekunde lang aus. Noch einmal wurde geklopft, dann entfernte sich die erste Stimme grummelnd und gesellte sich zu der zweiten. Die beiden Männer blieben in Hörweite, aber nicht nah genug, dass Sam hätte verstehen können, was gesprochen wurde.
    Das kann irgendwer sein , redete Sam sich ein. Vielleicht arbeiten sie für das Hotel. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie mit der Sache irgendetwas zu tun haben .
    Er huschte zu einem anderen Fenster und zog vorsichtig eine kleine Ecke des Vorhangs zur Seite. Der rothaarige Mann ging rauchend vor dem zweiten der drei Zelte auf und ab. Dann tauchte sein Gefährte aus dem Zelt auf und schüttelte den Kopf. Er deutete auf das Zelt gleich neben dem Wagen, das auf einer niedrigen hölzernen Plattform stand.
    Als der Mann in dem Filzmantel die Plane vor dem Eingang zur Seite schlagen wollte, geschah etwas Merkwürdiges. Die Plane rührte sich nicht.
    Die beiden Männer schauten sich an. Derjenige mit der Zigarette schob sich an dem anderen vorbei und riss an der Plane. Vergeblich. Er drückte dagegen und schob mit der Schulter, als ob es eine feste Holztür

Weitere Kostenlose Bücher