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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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Dach.
    Die andere Kutsche hatte eine so hohe Geschwindigkeit, dass sie beinahe umgekippt wäre, als sie auf die Muschelstraße einbog. Sam beugte sich aus der Kutsche und erhaschte durch das Fenster des Vierspänners einen Blick auf das Gesicht des rothaarigen Mannes, den er hinter dem Broken Land gesehen hatte.
    «Das ist er!», keuchte er.
    «Na, wenn das nicht komisch ist.» Mike drehte sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck um. «Ich könnte schwören, dass das Frederik Overcaste auf dem Kutschbock war.»
    «Wer ist das?»
    «Ein Tammany-Kriecher. Er ist ein …», Mike zögerte, «… ein Kollege von Mr. Hawks.»
    «Ein Kollege? So ein Kollege wie die, zu denen wir fahren?»
    Mike nickte und nahm wieder die Zügel auf.
    «Da ist etwas vom Dach gefallen!», rief Sam ihm zu. «Sollten wir nicht …?»
    «Da oben waren bloß Reisedecken. Lass sie liegen.»
    Er schnalzte mit den Zügeln, und gerade als die Pferde wieder in Trab fielen, ging die Tür auf und eine sehr zerbeult aussehende Jin kletterte neben Sam in die Kutsche. «Autsch», murmelte sie und klopfte sich den Staub ab.
    «Was machst du …? Wie bist du aufs Dach gekommen?»
    Wieder hielt die Kutsche an. «Wo zum Teufel kommt die denn her?», verlangte Mike zu wissen.
    «Wir haben noch einen zweiten Passagier aufgesammelt», grinste Sam. Er beugte sich wieder aus dem Fenster und sah dem Vierspänner nach, der durch das Zolltor fuhr, und überlegte kurz. «Fahr der Kutsche hinterher. Die Sache in Columbia Heights erledigen wir später.»
    Mike warf ihm einen missmutigen Blick zu. «Hat dir Mr. Hawks das auch aufgetragen?»
    «Mr. Hawks konnte nicht wissen, dass wir diese Gelegenheit bekommen würden», konterte Sam. «Was hat er dir denn aufgetragen?»
    Unter etlichen leise gemurmelten Flüchen gestand ihm der ältere Junge, dass Hawks ihm befohlen hatte zu tun, was immer Sam von ihm verlangte. Verstimmt schnalzte er mit den Zügeln.
    «Bei eurem Wagen war niemand, aber ich habe mich reingeschlichen und das hier für dich geholt.» Sam zog Jins Buch unter seinem Hemd hervor und reichte es ihr. «Einer der Stallburschen meinte, dein Onkel und Mr. Burns wären nach New York gefahren», ergänzte er. «Sie haben dir eine Nachricht hinterlassen. Der Zettel ist da drin.»
    Sie las ihn und nickte. «In New York gibt es einen Laden, wo man gutes Material fürs Feuerwerk bekommt.» Dann steckte sie den Zettel ein, öffnete das Buch auf ihrem Schoß und blätterte es durch.
    «Da ist noch etwas.» Sam erzählte ihr von den beiden Männern, die an den Wagen geklopft hatten, und erwähnte auch, dass der Rothaarige namentlich Mr. Burns verlangt hatte. Jin lauschte mit großen Augen.
    «Aber das hat doch nichts zu sagen», protestierte sie. «Er könnte doch … Alle Leute fragen immer nur nach Mr. Burns, entweder weil sie mit dem Eigentümer sprechen wollen oder weil sie lieber mit einem Weißen zu tun haben. Das heißt doch nicht, dass er mit Ja… mit ihm und seinen Leuten im Bunde ist.»
    «Das stimmt wohl, Jin, und ich will auch gar nicht das Gegenteil behaupten», wiegelte Sam ab. «Aber wie gut kennst du ihn eigentlich?»
    «Wie gut ich Mr. Burns kenne?» Jin warf ihm einen empörten Blick zu. «Ich kenne ihn so lange, wie ich Onkel Liao kenne. Sie sind meine Familie. Beide. Nur weil Mr. Burns kein Chinese ist …»
    Sam hob die Hände. «Jin, du nennst den einen Onkel und den anderen Mister. Das ist doch wohl ein Unterschied.»
    «Das ist doch nur, weil …»
    «Jin. Stopp. Ich glaube dir.»
    «Gut.» Sie warf ihm einen letzten prüfenden Blick zu und widmete sich dann wieder dem Buch. «Und jetzt lass mich eine Weile in Ruhe lesen.»
    Die Weile dehnte sich aus, bis sie schließlich in Red Hook ankamen. Sam zog währenddessen sein Kartenspiel aus der Tasche. Er dachte an die unglaublichen Finten des Spielers mit dem Strohhut und übte sein ganzes Repertoire an trickreichen Griffen beim Mischen, Abheben, Austeilen und Ziehen durch. Aber trotz dieser Beschäftigung kam ihm der Weg, den sie schweigend zurücklegten, sehr lang vor.
    Mike folgte der Kutsche bis hinunter zu den Docks. Dann zügelte er die Pferde und ließ den Vierspänner um die Ecke verschwinden. «Wenn ich noch weiter hinter ihm herfahre, merkt er, dass wir ihn verfolgen», sagte er. «Falls er es nicht schon gemerkt hat. Was jetzt?»
    «Ich will wissen, was sie vorhaben. Viel weiter kommen sie mit dieser riesigen Kutsche nicht.» Sam steckte die Karten ein und schaute zu Jin. «Wir sollten zu

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