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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Milford
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wäre. Der gewachste Stoff gab gerade so viel nach, dass er abprallte, als wäre die Plane aus Gummi gemacht.
    Die beiden Männer berieten sich im Flüsterton. Der Kahlkopf bückte sich und versuchte, den Saum des Zeltes anzuheben, aber er ließ sich nicht bewegen. Die beiden trennten sich und gingen rechts und links um das Zelt herum. Ein paar Augenblicke später tauchten sie wieder auf. Diesmal war das Gespräch lauter und erregter.
    Der Mann in dem teuren Anzug legte den Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel, wobei er einen Mund voll Rauch ausstieß. Dann gingen die beiden Männer auf demselben Weg davon, auf dem sie gekommen waren.
    Sam holte zweimal tief Atem, um sich Mut zu machen, überprüfte noch einmal gründlich, ob die Männer wirklich weg waren, sprang zur Luke hoch und zog sich auf das Dach. Er schloss die Luke, ließ sich zu Boden fallen, und rannte, was das Zeug hielt, nach West Brighton.

15
RED HOOK
    Das ist wirklich lästig.» Bones lümmelte sich auf einem mit Samt bezogenen Sofa im Atrium des Hotels Broken Land . «Würdest du bitte damit aufhören?»
    Walker, der hin und her gelaufen war, blieb stehen und ließ den Kopf im Nacken rollen. «Uns bleibt nur noch bis morgen Abend Zeit.»
    «Ja, Walker, das ist mir klar. Also werden wir heute Abend zum Feuerwerk wiederkommen und nach der Vorstellung mit Burns reden. Es ist lästig, aber es ist nicht das Ende der Welt.»
    «Mir gefällt es hier nicht», sagte Walker, blickte mit dunkel umränderten Augen im Raum umher und betrachtete die Gäste, die in ihrer beschwingten Sommerkleidung im Hotel ein-und ausgingen. «Hier stimmt etwas nicht.»
    «Stell dich nicht so an.»
    «Es fühlt sich an, als …»
    «Walker», zischte Bones, «die Leute schauen schon her.»
    Walker folgte Bones’ Blick zum Fuß der breiten Marmortreppe, von wo aus ein blonder Mann in einem Anzug sie beobachtete. Er erwiderte das Starren des Mannes mit keck geneigtem Kopf, bis der andere Mann das Hotel verließ.
    «Der Ort hier geht mir auf die Nerven», murmelte Walker.
    «Wir werden heute Abend zur Vorstellung noch einmal herkommen.» Bones stand auf und streckte sich. «Aber vorher müssen wir mit Christophel sprechen.»
    Walker stöhnte.
    «Wir haben keine andere Möglichkeit», erklärte Bones. «Hawks ist verschwunden. Sawyer ist verschwunden. Overcaste weiß nicht, wer die fünfte Säule ist. Wir brauchen Bios. Bislang hat ja alles bestens funktioniert.»
    «Bislang», schnaubte Walker. «Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns.» Dann zuckte er mit den Schultern und folgte Bones durch das Atrium hinaus auf die Straße, wo ihre Kutsche wartete.
    Vom Kutschbock blickte Frederick Overcaste zu ihnen hinunter. «Wohin jetzt?»
    «Nach Red Hook», antwortete Bones. «Zu den Docks.»
    Sam stürmte in die Mammon’s Alley, wo die Flut von Menschen ihn dazu zwang, langsamer zu laufen – gerade noch rechtzeitig, bevor seine Lungen platzten.
    Drei Iren aus Five Points lungerten vor dem Reverend Dram herum. Sie blickten ihm belustigt entgegen, als er auf die Tür zu humpelte. «Erquickliche Morgengymnastik?», fragte der ganz links außen.
    «Verpiss dich», keuchte Sam und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
    Der Kerl zur Rechten pfiff durch die Lücke seines abgebrochenen Schneidezahns. «Sei froh, dass wir auf deiner Seite sind, Junge.»
    Und wer konnte schon sagen, wie lange dieser Umstand andauern würde? Leg dich nicht mit den Halunken an , dachte Sam, als er eintrat.
    «Ich glaube, ich wäre eben beinahe von Ja…, von seinen Helfern erwischt worden», platzte er heraus, bevor irgendjemand etwas sagen konnte. Er schaute sich um. «Wo ist Jin?»
    Hawks ignorierte seine Frage. «Was ist mit den Fata Morgana-Leuten?»
    «Es war niemand da. Aber ich …» Sam zögerte und krümmte sich, rang keuchend nach Luft, um Zeit zu gewinnen. Das Zunderbuch des Flammenmeisters steckte noch immer – unter dem Hemd verborgen – in seinem Hosenbund. Er war sich nicht sicher, ob er das irgendjemanden wissen lassen wollte.
    «Tut mir leid», sagte er außer Atem, «ich bin die ganzen drei Meilen gerannt.»
    «Jasper», rief Mapp. «Hol dem Jungen etwas Wasser. Sprich weiter, Sam.»
    «Ich habe mit einem Jungen im Stall geredet, und er meinte, sie hätten sich nach New York fahren lassen», fuhr Sam fort. «Ich dachte mir, dass sie etliche Stunden weg sein würden, und ich wollte schon gehen, als ich diese beiden Männer sah. Ich habe mich versteckt – ich befürchtete, mich

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