Bronwyn Jameson
lediglich, dass nur noch Kim und Ryan von ihrer Familie übrig waren. Ihr ältester Bruder James war als Kind entführt worden. Man hatte nie wieder etwas von ihm gehört. Dann hatte ihre Mutter sich das Leben genommen, und nun hatten sie möglicherweise auch noch den Vater verloren, der immer so unbesiegbar zu sein schien.
Kein Wunder, dass sie sich so fest aneinanderklammerten.
Die Fenster des imposanten Wohnraums boten einen wunderschönen Blick auf die Terrasse und den großen Garten. Die Zimmerdecke war bestimmt zehn Meter hoch und reichte über das erste Stockwerk hinaus. Licht und Luft kamen durch die weit geöffneten Fenster herein, und dennoch herrschte eine Atmosphäre wie in einem Mausoleum. Es war totenstill. Erst als eine Tasse mit leichtem Klirren abgesetzt wurde, hoben alle den Kopf. Garth hatte Sonya die Tasse abgenommen und sie auf ein Beistelltischchen gestellt.
„Danke“, sagte Sonya und räusperte sich. „Es tut mir so leid, das von Marise zu hören“, sagte sie leise, immer noch in tadelloser Haltung.
Danielle, die neben ihr saß, nahm ihre Hand. „Können wir denn ganz sicher sein, dass es wirklich Marise ist?“
„Ja“, sagte Ryan mit erstaunlich fester Stimme. „Sie war die einzige Frau an Bord des Flugzeugs. Die Crew war männlich, und ansonsten sind nur Howard und sein Anwalt mitgeflogen.“
Doch Danielle schüttelte unwillig den Kopf. „Das ergibt doch alles keinen Sinn. Warum ist sie mit Howard geflogen? Sie kannte ihn doch kaum.“
Ric stellte die Tasse ab. Genau diese Frage ging ihm auch schon den ganzen Tag im Kopf herum, und bisher hatte er keine befriedigende Antwort gefunden, das heißt keine, die ihm gefiel. „Doch, sie kannten sich. Sie hieß früher Marise Davenport und hatte bei Blackstone gearbeitet, bevor sie Matt Hammond heiratete. Und wenn die Klatschpresse recht hat, dann hatte sie noch im Dezember Kontakt mit Howard.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte Danielle, und auch Kimberley sah ihn gespannt an.
„ Scene hat ein Foto veröffentlicht, auf dem Marise und Howard beim Essen zusammensitzen, und natürlich gleich wieder wild spekuliert, die beiden hätten eine Affäre oder so“, mischte Sonya sich ein.
Ungläubig riss Danielle die Augen auf und starrte ihre Mutter an. „Was? Howard und Marise? Das kann doch nicht dein Ernst sein.“
„Natürlich ist kein wahres Wort daran“, fügte Sonya schnell hinzu. „Das Magazin ist dafür bekannt, dass es die absurdesten Behauptungen aufstellt. Leider wird zu wenig dagegen unternommen. Was auch immer Howard mit Marise zu besprechen hatte, ich bin absolut sicher, sie hatten keine Affäre. Schließlich ist Marise verheiratet und hat ein Kind.“
Alle schwiegen, aber Garth und Ric warfen sich einen Blick zu. Beiden ging das Gleiche durch den Kopf. Howard sah gut aus, und sein Reichtum hatte schon immer Frauen angelockt, die schnell zu Geld kommen wollten, und das vor, während und nach seiner Ehe mit Ursula.
Marise Davenport war eine aufregende Frau. Auch sie wollte auf einfachem Weg reich werden und hatte es bei Ric und bei Ryan versucht, während sie bei Blackstone arbeitete. Bis sie das große Los zog, als sie Matt Hammond bei einer Diamantenmesse traf, der sich sofort in sie verliebte. Aber warum hatte sie sich nicht damit begnügt, diesen großen Fisch an Land gezogen zu haben? Mit ihm hatte sie doch alles, was sie wollte.
Ric blickte zu Ryan hinüber. „Hat dein Vater mal erwähnt, dass er sich mit Marise treffen wollte?“
Ryan klappte sein Handy zu und hob den Kopf. „Nein, nie.“
„Was meinen Sie, Garth?“
„Nachdem das Foto in der Zeitschrift erschienen war, habe ich ihn darauf angesprochen“, sagte Garth bedächtig. „Er hat nur gemeint, das ginge mich nichts an. Da habe ich meinen Mund gehalten.“
„Dann glauben Sie nicht, dass das eine Art Geschäftsessen war?“
„Ich habe da meine Zweifel.“
„Vielleicht wollte sie gutes Wetter machen“, schlug Danielle vor. „Ich meine, irgendwie Frieden stiften zwischen den Hammonds und den Blackstones.“
Ric sah kurz zu Kimberley hinüber, die ungewöhnlich schweigsam war. Sie hatte die schmalen dunklen Augenbrauen zusammengezogen und spielte nervös mit ihrem Anhänger. Als hätte sie seinen Blick gespürt, hob sie den Kopf und sah ihn an, die jadegrünen Augen blickten nachdenklich und traurig.
„Marise hatte keinerlei Interesse an dem Unternehmen“, sagte sie langsam. „Von den Geschäften hatte sie keine Ahnung. Und
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