Bronwyn Jameson
eins kann man wohl ohne Einschränkung sagen: Sie war alles andere als ein Friedensstifter.“
„Aber warum war sie dann an Bord der Maschine?“ Danielle machte eine frustrierte Handbewegung. „So wie es aussieht, werden wir das wohl nie erfahren.“
„Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?“ Ryan steckte sein Handy ein. „Die Regenbogenpresse wird sich schon darum kümmern. Wahrscheinlich graben sie das Foto aus und ergehen sich in allerlei üblen Spekulationen.“
Sonya seufzte leise. Sie alle wussten, dass die schlechten Beziehungen zwischen den Blackstones und den Hammonds der Presse wieder für Monate Stoff liefern konnten.
„Wie viele Reporter waren auf dem Flughafen, als Sie Kimberley abholten?“, fragte Garth.
„Zu viele.“
„Noch nicht einmal an solch einem Tag können sie uns in Ruhe lassen“, klagte Sonya leise.
„Das sollte uns nicht überraschen.“ Rics Stimme klang hart. „Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten. Wahrscheinlich werden sie die ganzen alten Geschichten wieder aufwärmen. Auf alle Fälle wird es noch sehr viel schlimmer werden, bevor das Ganze irgendwann in Vergessenheit gerät.“
Kimberley hielt es nicht mehr aus. „Nach den zwei Flügen kann ich nicht mehr sitzen. Ich muss mir unbedingt ein wenig die Beine vertreten“, entschuldigte sie sich und ging auf die Terrasse.
Wenige Minuten später trat Ryan zu ihr hinaus auf die Terrasse. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Falls wir nichts Neues mehr erfahren, sehen wir uns morgen früh, ja?“
„Gut.“ Kimberley hatte bemerkt, dass er auf irgendetwas wartete. Alle fünf Minuten hatte er sein Handy aufgeklappt. Wahrscheinlich würde er der Sache jetzt auf den Grund gehen.
Auch Kimberley war ruhelos und nervös. Sie trat nach vorn an die Balustrade, von der aus man einen unverbauten Blick auf den Hafen von Sydney hatte. Als sie merkte, dass sie das Geländer fest umklammert hielt, bemühte sie sich bewusst, den Griff zu lockern. Sie musste versuchen, sich zu entspannen, auch wenn das Gespräch über Howard und Marise sie sehr aufgeregt hatte.
Sie wollte nicht an die beiden denken und an das, was sie möglicherweise ausgeheckt hatten. Sie wollte nichts anderes, als die Augen zu schließen und die warme Nachmittagssonne auf der Haut zu spüren. Am liebsten wäre sie auf einer der Jachten, die auf dem blauen Meer die Segel gesetzt hatten, würde das Gesicht in den salzigen Wind halten und alles vergessen.
Aber das konnte sie natürlich nicht. Sobald sie die Augen schloss, sah sie Marise und Howard vor sich und hörte Rics Stimme: Es wird noch sehr viel schlimmer werden, bevor das Ganze irgendwann in Vergessenheit gerät.
Schlimmer? Noch schlimmer? Das war doch nicht möglich.
Ein Flugzeug war abgestürzt. Menschen waren eines schrecklichen Todes gestorben, unschuldige Menschen, die ein ganz normales Leben führten. Der Pilot, der Copilot, ein Flugbegleiter, der Anwalt, der mit Howard zusammen gereist war, alle hatten sie Familien, die vor Schmerz wie gelähmt sein mussten und sich fragten, warum das geschehen war. Aber solche Fragen konnten selten beantwortet werden, und eigentlich war das Wie und Warum auch ganz gleichgültig. Ryan hatte recht. Es war egal, was Marise an dem Abend mit Howard in dem Restaurant getan hatte oder warum sie mit ihm geflogen war. Wichtig war nur, wie Matt unter den brutalen Fragen der Presse leiden würde. Ganz sicher würden die Medien keine Ruhe geben und alles über seine Familie, sein Unternehmen und seine Ehe wissen wollen, und das in einer Situation, in der er Zeit brauchte, um den Tod seiner Frau zu verwinden.
Und der kleine Blake würde nicht verstehen, warum seine Mutter nicht mehr nach Hause kam. Er würde langsam ihr Gesicht vergessen, würde sich nicht mehr erinnern, wie sie mit ihm gelacht und ihn zärtlich umfangen hatte. Und wenn er später Fragen hätte, dann würden die Antworten durch das beeinflusst sein, was die Presse damals geschrieben und als wahr dargestellt hatte.
Kimberley kannte diese Qualen nur allzu gut, und es brach ihr das Herz, wenn sie daran dachte, dass ihr Patensohn davon nicht verschont bleiben würde. Sie war so alt wie Blake gewesen, als ihre Mutter eines Tages nicht aus dem Ferienhaus zurückkehrte. Viele Jahre später hatte sie all die Spekulationen gelesen, dass Ursula Blackstone sich umgebracht hätte, weil sie über die Entführung ihres ältesten Sohnes nicht hinwegkam, dass sie sich schuldig fühlte und ihre beiden
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