Bronwyn Jameson
jüngsten Kinder darüber vernachlässigte. Ihre Depressionen wären noch verstärkt worden durch den heftigen Streit zwischen ihrem Bruder Oliver und ihrem Mann an ihrem dreißigsten Geburtstag, der zu einem vollkommenen Bruch geführt hatte.
Blake hatte wenigstens einen Vater, der ihn uneingeschränkt liebte, der ihn beschützen und ihm die Wahrheit über die Mutter erzählen würde. Matt war ein guter Mensch und fair, und er war ein wunderbarer Vater. Sein einziger Fehler war, dass er die kalte Schönheit Marise geheiratet hatte.
Vertraute Schritte rissen sie aus ihren Gedanken. Es war zum Verrücktwerden. Auch nach zehn Jahren ließen Rics Schritte ihr Herz schneller schlagen. Und als er sich neben sie stellte und sie prüfend ansah, wie er es früher immer getan hatte, musste sie wieder an die Zeit von vor zehn Jahren denken. Aber sie hielt die Augen geschlossen.
„Auf diese Weise kannst du nicht die Aussicht genießen“, sagte er nach ein paar Sekunden.
„Ich kenne den Blick sehr gut.“ Sie bewegte sich nicht. „Ich wollte einfach nur allein sein und nichts sehen und nichts hören.“
„Entschuldige.“ Ric schwieg, und sie fühlte, wie sein Ärmel sie streifte, als er sich vorbeugte. Wahrscheinlich hatte er die Hände auf die breite Balustrade gelegt und betrachtete mit leicht zusammengekniffenen Lidern die schöne Landschaft vor sich.
„Ich dachte, du wärst vielleicht in Gedanken“, sagte er schließlich.
„Worüber sollte ich nachgedacht haben?“
„Über Marise und Howard. Du hast dich bisher nicht dazu geäußert.“ Er schwieg kurz, bevor er aussprach, was alle dachten. „Glaubst du, dass sie ein Verhältnis hatten?“
Widerstrebend öffnete sie die Augen und sah, dass er sie unverwandt anschaute. Sofort wurde ihr warm. Verdammt, sie konnte sich seiner Ausstrahlung einfach nicht entziehen. „Alles ist möglich“, sagte sie vorsichtig.
Rics Miene wurde ernst. „Tu nicht so, Kim. Du kennst Marise besser als wir. Was hatte sie denn in den letzten Wochen in Australien zu tun?“
„Sie war zur Beerdigung ihrer Mutter gekommen. Und soviel ich weiß, gab es noch etwas wegen des Erbes zu regeln.“
„Ausgerechnet über Weihnachten und Neujahr?“
„Ihre Mutter ist im Dezember gestorben, da hat sie wohl keine Wahl gehabt. Ich glaube, ihrem Vater geht es nicht besonders gut, und ihre Schwester war als Model beruflich unterwegs.“
„Ja, wenn etwas zu holen ist, dann lässt Marise nicht lange auf sich warten.“
Kimberley atmete scharf aus. Sie würde darauf nicht eingehen. Es war hässlich und zwecklos, jetzt schlecht über Marise zu sprechen, die zwar den Absturz überlebt, aber dann doch kurz danach gestorben war. Niemand verdiente ein solches Schicksal, auch eine Frau nicht, die Mann und Kind wochenlang allein ließ, ohne zu erklären, warum. Auch eine Frau nicht, die eine Affäre vertuschen wollte.
„Ich kenne Marise nicht viel besser als ihr und weiß nicht, was sie getan oder nicht getan hat“, sagte Kim. „Aber ich weiß, wozu mein Vater fähig ist.“
„Meinst du nicht, dass du deinem Vater gegenüber ein wenig voreingenommen bist?“
Kim lachte kurz und bitter. „Da kannst du recht haben. Und du weißt auch, warum.“
„Zehn Jahre sind eine lange Zeit, Kim.“
Sie sah in sein Gesicht, das jetzt im Schatten lag, und überlegte. So wenig schien sich geändert zu haben. Ric konnte sie immer noch wütend machen, aber auch ebenso leicht erregen. Und das nur, indem er so dicht neben ihr stand und wie jetzt ihre Hand in seine nahm und die Lippen auf ihr Handgelenk presste. Unwillkürlich erinnerte Kimberley sich an seine Küsse, an Küsse, die weitaus intimer gewesen waren.
„Hat Vater dir von meinem letzten Treffen mit ihm erzählt?“ Sie versuchte, die Erregung, die sie immer in Rics Gegenwart überkam, zu ignorieren. „Als er nach Neuseeland gekommen ist und mich wieder für Blackstone gewinnen wollte?“
„Ich würde gern deine Version hören.“
Typisch. Er würde nicht sagen, was Howard ihm über dieses schreckliche Treffen erzählt hatte. So war er immer gewesen. Er verstand es, viel aus anderen herauszuholen, ohne die eigene Meinung preiszugeben. Sie würde ihn später daran erinnern. Jetzt wollte sie, dass er ihre Sicht der Dinge hörte. Sie wollte ihm zeigen, wozu Howard Blackstone fähig war.
„Als ich sein Angebot ausschlug, erhöhte er das Gehalt, und das nicht nur einmal. Als ich ihm sagte, dass es mir nicht auf das Geld ankäme, fragte er, was
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