Bronwyn Jameson
hatte sich in den letzten zehn Jahren verändert, war jetzt noch aufregender als damals mit einundzwanzig. Allerdings hatte sie immer noch diesen eisernen Willen. Immer noch vertrat sie mit Nachdruck ihre Überzeugungen, was ihn damals besonders angezogen hatte, als sie sich das erste Mal begegneten.
Warum waren sie nur so viele Jahre getrennt gewesen, warum hatten sie einander immer wieder verletzt, warum hatte er es nicht fertiggebracht, sie zu suchen, zu finden und wieder nach Hause zu bringen?
Aber diese Gedanken führten zu nichts. Immerhin war sie jetzt hier, und er würde alles daransetzen, dass es dabei blieb. Wieder klingelte das Telefon, aber Ric nahm nicht ab, sondern ging in sein Zimmer zurück. Er musste versuchen, Abstand zu gewinnen. Warum sollte er nicht die Gelegenheit nutzen, mit Kimberley allein zu sein? Bisher hatte sie ihn gemieden oder sich ihm gegenüber höflich und zurückhaltend benommen. Ric zog ihre scharfzüngige Offenheit vor, und so allein mit ihr am Pool würde sie sich vielleicht weniger distanziert verhalten.
Und Schwimmen tut mir bestimmt gut, dachte er, als er sich kurz darauf ins Wasser gleiten ließ. Das allerdings war nur ein schwacher Ersatz für sein morgendliches Schwimmen in der tosenden Brandung. Er liebte den Kampf gegen die Wellen. Er genoss jede Art von Herausforderung, egal ob körperlich oder geistig, und er bedauerte, erst so spät gemerkt zu haben, dass er auch die Herausforderung durch eine Frau brauchte.
Als er sein Tempo beschleunigte, fiel auch der morgendliche Frust allmählich von ihm ab, und er fühlte, wie seine Sinne wieder erwachten.
Erfrischt kletterte er aus dem Pool und blickte zu der Liege hinüber, die als Einzige besetzt war. Kim hatte sich lang ausgestreckt, aber er konnte sehen, dass sie nicht entspannt war. Offenbar fühlte sie sich durch seine Anwesenheit gestört, so wie neulich, als er sie auf der Terrasse überrascht hatte. Er grinste.
Tropfnass trat er neben ihre Liege und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund.
Sie enttäuschte ihn nicht, schrie, setzte sich ruckartig auf und nahm die bespritzte Sonnenbrille ab. „Was fällt dir ein, Perrini?“
Schmunzelnd zog er sich eine Liege heran. „Ich wollte nur mein Haar trocknen.“
Kims Augen funkelten vor Empörung. Ric musste lächeln. Irgendwie bekam das Leben mehr Farbe, wenn Kim da war. Diese Wirkung hatte sie immer schon auf ihn gehabt. Er merkte, wie sein Körper auf sie reagierte, als sie jetzt versuchte, die Brille an ihrem Badeanzug zu trocknen, und dabei den Ausschnitt tiefer herunterzog.
Sie nahm seinen Blick wahr und verharrte mitten in der Bewegung.
„Hübscher Anzug“, sagte Ric.
„Habe ich mir von Sonya geliehen“, sagte Kimberley kurz angebunden und schob sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase. „Sie hat gesagt, du arbeitest.“
„Habe ich auch.“
„Wo? Hier?“
„Ja. Ich habe oben ein provisorisches Büro“, sagte er, schloss die Augen und tat, als sei er total entspannt. „Ein kleiner Raum neben meinem Schlafzimmer.“
„Hast du denn kein eigenes Zuhause?“
„Doch, an der Küste.“
Sie sagte nichts, aber er spürte, dass sie nachdachte.
Dann fragte sie leise: „Ist es noch dasselbe Haus?“
„Ja. Warum?“
„Ich dachte, du hättest es vielleicht verkauft. Aber wahrscheinlich steigen die Preise in der Gegend noch, und es lohnt sich, das Haus zu behalten.“
„Das war nicht der Grund.“
„Warum denn dann?“
Er wunderte sich, dass sie eine Frage stellte, deren Antwort sie eigentlich kennen müsste. Langsam musterte er sie vom Kopf bis zu den Zehen. Sie hatte die Sonnenbrille ins Haar geschoben und sich zu ihm umgewandt. Ihr Blick war sehr direkt. Ric fühlte wieder die intime Spannung, und sein Pulsschlag beschleunigte sich. „Ich wohne gern da.“
Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Sie biss sich kurz auf die Lippen, schob dann die Brille wieder auf die Nase und rollte sich auf den Rücken.
Ric wusste, dass er die Gelegenheit, ihr näherzukommen, verpasst hatte, noch bevor sie mit spitzer Stimme fragte: „Wenn du so gern zu Hause bist, warum bist du dann so oft hier?“
„Aha.“
Kimberley starrte ihn ärgerlich an. „Was heißt hier, ‚aha?‘“
„Sonya hat mir gesagt, dass du die Idee, beschützt zu werden, für albern hältst.“
Stimmt, das hatte sie gestern zu Danielle gesagt, und sie hätte wissen müssen, dass er es erfuhr. Nicht, dass sie ihm dasselbe nicht auch ins Gesicht gesagt hätte, aber es ärgerte
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