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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte. Die Skorpion war bereits jenseits der tanzenden kleinen Bootsschar, und so blieb unserer schwerfälligen Trireme keine andere Wahl, als sich zwischen diesen Nußschalen durchzuschlängeln, auf denen freilich niemand den Ernst der Lage begriff. Die Eigner der Boote waren Senatorensöhne und Neffen von Stallmeistern, und weil wir ihr Rennen gestört hatten, beschlossen diese hochfahrenden Jünglinge, es geschähe uns ganz recht, wenn sie zur Strafe ihre schmissigen Jollen um uns scharen würden wie aufgescheuchte Elritzen, die an einer mit Wasser vollgesogenen Semmel naschen.
    »Beim Jupiter!« schrie Gordianus verzweifelt. »Pertinax muß Laesus überwältigt haben, und jetzt macht er sich aus dem Staub! Ach, und er hat Milo …«
    »Was kümmert mich Milo«, versetzte ich. »Er hat meinen Neffen Larius!«
    Die Trireme verfügte über ein Segel, aber das hatte man vor dem Angriff eingeholt, und nun verloren wir kostbare Minuten, bis es wieder gesetzt war. Unterdessen hielt das Handelsschiff schon auf die Spitze der Halbinsel zu. Der frische Wind, der uns nach Capreae hinausgetragen hatte, verhalf auch ihm noch zu mindestens fünf Knoten, als er Kurs auf die Landzunge nahm. In einer Schleife vor der Küste von Amalfi verloren wir die Skorpion aus den Augen.
    »Wie hat er das nur gemacht?« jammerte Gordianus.
    »Gut plazierte Freunde!« antwortete ich verbittert. »Ihr und mein Verbündeter, der ach so vertrauenswürdige Laesus, muß von Anfang an mit Pertinax unter einer Decke gesteckt haben!«
    »Falco, was wollen Sie damit sagen?«
    »Daß wir das Opfer einer kalabrischen Clique geworden sind. Als ich in Kroton Laesus das erste Mal traf, war das kein Zufall; er muß dort gewesen sein, um Pertinax abzuholen. Mir schien gleich, als hätte er ein ganz entgeistertes Gesicht gemacht, als ich von Pertinax’ Tod sprach! Und ich könnte schwören, daß Laesus versucht hat, mich zu vergiften. Nachdem Pertinax Ihren Stellvertreter überfallen hat, ist er bestimmt auf der Skorpion entflohen. Als Laesus sich anbot, Sie nach Paestum zu bringen, da handelte er in Pertinax’ Auftrag …«
    »Aber warum?«
    »Sie stammen beide aus Tarentum und kannten sich gewiß schon lange, bevor Pertinax von Marcellus adoptiert wurde. Tarentum ist eine jener kalabrischen Gaunerstädte, wo die Einheimischen unerschütterlich zusammenhalten.«
    Mein Herz sank, als mir einfiel, daß Laesus früher die Alexandriaroute gesegelt hatte: Pertinax mußte ihn hierher zitiert haben, weil er den genauen Kurs der jährlichen Kornlieferungen kannte. Crispus war tot, aber Pertinax war wieder auf freiem Fuß und kannte den Plan seines einstigen Komplizen, der damit den Kaiser und ganz Rom hatte erpressen wollen. Pertinax, dessen Adoptivvater ihm aberwitzige Flausen in den Kopf gesetzt hatte!
    Auf den ersten Blick stellte Pertinax, verglichen mit einem hochbegabten Mann wie Crispus, gar keine Bedrohung für das Imperium dar. Aber man denke nur an Caligula und Nero: Rom hat die fatale Angewohnheit, geisteskranke Möchtegernkaiser ins Herz zu schließen.
     
    Der Magistrat Aemilius Rufus trat zu mir: schon wieder Ärger.
    »Wir werden die Flüchtigen bald überholen«, prahlte er. Und hatte sich wie gewöhnlich verrechnet. Wir holten die Skorpion überhaupt nicht mehr ein. Als wir endlich die Landspitze nach Positanum umrundeten, schwammen eine Menge Deckplanken im Wasser, aber das Schiff selbst war und blieb verschwunden.
    Es gab keinen Grund mehr zur Eile, und so rafften die Matrosen das Segel.
    Dann, plötzlich, ein Schrei aus dem Ausguck. Vor uns im Wasser erkannte man hektische Bewegung. Die Pax schwamm heran und zog dann vorsichtig die Ruder ein. Ein paar Mann Besatzung der Skorpion klammerten sich an schwimmendes Treibholz; wir holten sie an Bord. Und dann schluchzte ich vor Erleichterung. Matt grinsend, aber so erschöpft, daß er kein Wort herausbrachte, trieb mein Neffe auf dem Rücken. Mit letzter Kraft versuchte er, einen Mann zu bändigen, der kopflos um sich schlug. »Milo!« rief Gordianus. »O Falco, Ihr tapferer junger Neffe hat meinen Verwalter gerettet!«
    Ich brummte, daß Larius noch nie viel Verstand bewiesen habe.
     
    Offenbar hatten wir einen sehr lebhaften Auftritt versäumt. Als Milo sah, wie triumphierend Atius Pertinax den Kapitän der Skorpion begrüßte, lief er Amok. Doch Laesus überwältigte ihn und fesselte ihn mit Angelruten. Mein Neffe stand mit Unschuldsmiene daneben; der Kapitän schlug Pertinax vor, Larius als

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