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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Wenn dieser Kreuzer vor Anker ging, überragte er unweigerlich alle anderen Schiffe, so wie die mehrstöckigen Gebäude in Rom die flachen Katen auf dem Land.
    Die Barke besaß nicht nur das normale Rahsegel, sondern auch ein ganzes Arsenal von Topsegeln. Weit, weit hinter ihr erkannte ich ein paar dunkle Kleckse, die, zwar noch scheinbar reglos kiellastig unter ihrer schweren Fracht, sich alsbald unerbittlich nähern würden.
    »Bassus? Was zum Hades ist das?«
    Er kniff angestrengt die Augen zusammen, indes das Ungetüm der Steilküste unmerklich näher rückte. »Wahrscheinlich die Parthenope … könnte aber auch die Venus von Paphos sein …«
    Und da begriff ich: Das erste der Kornschiffe war angekommen.

LXXIII
    Meine Gedanken rasten.
    »Bassus, ich achte Ihre Treue zu Crispus. Ich hatte übrigens auch eine gute Meinung von ihm. Aber er ist tot. Und wenn wir nichts unternehmen, wird Atius Pertinax die Kornschiffe kapern und Rom bedrohen.«
    Der Bootsmann hörte mir wie immer ungerührt zu. »Ich schaffe das nicht allein. Ich brauche Ihre Hilfe, Bassus, oder das Spiel ist aus. Sie haben den Herrn verloren, dessen Schiff Sie führten, und Sie haben die Jacht verloren. Jetzt biete ich Ihnen die Chance, sich einen Ruf als Held zu machen und einen Ehrensold zu verdienen …«
    Während er den nächsten Becher leerte, dachte Bassus über meinen Vorschlag nach. Der Wein machte ihn anscheinend zugänglicher. »Na schön. Ich denke, ich kann damit leben, ein Held zu sein. Aber wir müssen uns einen Plan ausdenken …«
    Ich hatte keine Zeit, um den heißen Brei herumzureden. Seit ich in die Campania gekommen war, hatte ich unablässig darüber nachgegrübelt, und mein Plan war bereits fix und fertig. Ohne groß auf meine weise Voraussicht und Findigkeit hinzuweisen, erklärte ich Bassus, wie wir vorgehen sollten.
    Ich ließ ihn in Positanum zurück, wo er mit den Kornschiffen Kontakt aufnehmen sollte. Sobald der Großteil des Konvois sich in der Bucht von Salernum, also noch außer Sicht der misenischen Flotte, versammelt hätte, würde er mir Nachricht geben.
     
    Als der Magistrat seine geliehene Trireme wieder um die Landzunge zurückführte, bat ich ihn, meine kleine Schar in Oplontis abzusetzen – ohne ihm freilich zu verraten, warum. Gordianus wußte Bescheid. Er hatte sich angeboten, den Leichnam des Aufidius Crispus nach Neapolis zu eskortieren; mir blieben also Larius und Milo. Larius hatte heute schon genug fürs Imperium geleistet und blieb im Gasthof.
    Milo und ich machten uns auf den Weg zum Bauernhof.
    Als wir uns vorsichtig am Spalier entlang anpirschten, schlug mir der gleiche Geruch entgegen wie beim erstenmal. Der Hof war noch genauso verwahrlost. Nur der Hund lag nicht an seiner Kette; darüber war ich zuerst ganz froh, bis mir der Gedanke kam, daß er womöglich frei herumstreichen könnte. Es dämmerte schon; nach dem langen, heißen Tag schlug einem der Gestank ungepflegter Tiere und abgestandener Jauche unangenehm auf den Magen. Milo hielt sich immer ein paar Schritte hinter mir.
    »Sie sind aber auch zu nichts nütze«, erklärte ich ihm freundlich. »Sieht mir ähnlich, daß ich mir einen wie Sie aufhalse, Milo, ein großer Hund ist wie ein Bodybuilder – der reinste Feigling, bis er Angst riecht.« Auf dem unsympathischen Gesicht des Verwalters standen dicke Schweißtropfen, und seine Furcht roch sogar ich. »Der Köter hat uns doch noch gar nicht entdeckt …«
    Bevor wir uns ans Haus heranwagten, durchkämmten wir erst einmal die stinkenden Nebengebäude. In dem zerfallenen Mistschuppen, der als Stall diente, fanden wir einen kräftigen Schecken.
    »Pertinax hat diesen Zigeuner als Packpferd benutzt, als er mir nach Kroton folgte! Würde mich nicht wundern, wenn der Halunke auf dem Rotschimmel ausgeritten ist …«
    Ich ging, immer wieder nach ekligen Schmeißfliegen schlagend, voran, und wir waren schon fast am Haus, als wir plötzlich beide wie angewurzelt stehenblieben; der Wachhund schnitt uns den Weg ab.
    »Nur keine Angst, Milo. Ich mag Hunde …«
    Stimmt, aber den da mochte ich nicht. Er knurrte, was zu ihm paßte. Ich schloß daraus, daß wir es hier nicht mit der Art Köter zu tun hatten, der den Schwanz einzieht, wenn man ihn scharf ansieht und »Buh!« macht.
    Wenn er sich auf die Hinterbeine stellte, war er so groß wie ein ausgewachsener Mann – eins dieser schwarzbraunen Monster, die als Kampfhunde gezüchtet werden, mit Stiernacken und kleinen, tückischen Augen. Milo

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