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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Insel herrschte lebhafter Verkehr von Fischerbooten und Ausflugskähnen, aber kein Störenfried wagte sich in die durchsichtig klare Lagune, in der unsere Skorpion nach langer Suche endlich die Isis vertäut fand.
    Crispus und Pertinax badeten. Es war ein seltsam friedliches Bild.
    Wir segelten näher, und Laesus warf den Anker aus. Die Schwimmer hatten uns entdeckt. Gordianus winkte Crispus zu wie ein alter Freund, den ein glücklicher Zufall hergeführt hat. Wir sahen Crispus auf dem Rücken treiben, als versuche er, Zeit zu gewinnen; vielleicht verfluchte er uns auch im stillen. Dann kraulte er gemächlich hinter Pertinax her, der sofort auf die Jacht zugeschwommen war. Sobald klar wurde, saß sie nicht den Anker lichteten, ließen der Oberpriester und ich uns samt Milo in einem Skiff hinüberrudern.
    Als wir an Bord kletterten, stand Aufidius Crispus an Deck und trocknete sich ab; sein untersetzter, muskulöser Körper war schwarz behaart. Pertinax war in die Kombüse verschwunden, als wolle er sich ungestört ankleiden; vielleicht hoffte er, wir wären zufällige Besucher, die nicht lange bleiben würden. Crispus warf eine weite rote Tunika über und schüttelte sich das Wasser mit einer Verve aus den Ohren, an die ich mich in ganz anderem Zusammenhang erinnerte.
    »Welch eine Überraschung!« sagte er, ohne freilich im geringsten überrascht zu wirken. »Gnaeus! Komm einmal her, ich möchte dir ein paar alte Freunde vorstellen!«
    Da ihm nun nichts anderes übrigblieb, schlurfte Atius Pertinax an Deck. Er trug eine schön gegürtete weiße Tunika und hatte seine gewohnte starre Miene aufgesetzt. Als er Gordianus erkannte, wurde sein wasserblauer Blick vorsichtig. Mühsam rang er sich ein Lächeln ab und kam mit ausgestreckter Hand näher.
    Gordianus, der wohl an seinen Bruder denken mußte, erstarrte. Er brachte es nicht über sich, die dargebotene Hand zu ergreifen. Da trat ich vor.
    »Ich heiße Falco«, sagte ich und sah befriedigt, wie Pertinax erschrocken den Kopf zurückwarf. »Ich sollte eigentlich tot sein – aber Sie schließlich auch!« Dann nahm ich Haltung an und erklärte feierlich: »Gnaeus Atius Pertinax Carenius Marcellus, auch genannt Barnabas, im Namen des Imperators Vespasian Augustus, Sie sind verhaftet! Ich nehme Sie in Gewahrsam und werde Sie unverzüglich Rom überstellen. Sie haben das Recht auf eine Verhandlung vor Ihren Senatsbrüdern oder können sich, wie jeder Bürger Roms, direkt an den Kaiser wenden. Allerdings«, setzte ich mit Wonne hinzu, »müßten Sie dafür erst beweisen, wer Sie wirklich sind!«
    »Wie lautet die Anklage?« stammelte Pertinax.
    »Oh, Hochverrat, Mord, Brandstiftung, Überfall auf einen römischen Wachthauptmann – und ein Mordanschlag auf mich!«

LXXI
    Pertinax schien mich jetzt zum erstenmal wahrzunehmen. Und doch hatte seine Arroganz kaum einen Dämpfer bekommen. Ich glaube, er begriff gar nicht, daß zum zweitenmal seit der Niederschlagung ihres Komplotts er es war, dem Gefängnis drohte, während seine Komplizen ihn seelenruhig im Stich ließen. Um ein Haar hätte er mir leid getan – aber wenn mir jemand nach dem Leben trachtet, schweigt mein besseres Ich.
    Ich stand mit leicht gespreizten Beinen an Deck, spürte das Schlingern unter mir und das kapriziöse, wendige Temperament der Isis im Gegensatz zur schweren, behäbigen Skorpion.
    Pertinax warf einen schrägen Blick auf Crispus und glaubte offenbar, ich würde auch ihn verhaften. Crispus zuckte bloß die Achseln. Ich nickte Milo zu. Das Skiff, mit dem wir herübergerudert waren, bot nur Platz für drei, und so kehrte zuerst Milo mit dem Gefangenen zur Skorpion zurück, um anschließend Gordianus und mir das Boot wieder herzuschicken.
    Das Skiff hielt schaukelnd auf die Jacht zu. Crispus tauschte Höflichkeiten mit Gordianus aus und gratulierte ihm zu seinem ehrenvollen neuen Posten in Paestum. Beide ignorierten mich, als befänden sie sich auf einem hochwichtigen Bankett.
    Auch ich war nicht in der Stimmung, mir zu gratulieren. Ich würde mich erst wieder wohl fühlen, wenn ich Atius Pertinax sicher hinter dicken Gefängnismauern wußte.
    Ich ließ Gordianus den Vortritt ins Skiff.
    »Danke für die Auslieferung des Gefangenen, Crispus!« Die Jacht wiegte sich geschmeidig auf den Wellen, ich spürte, wie mein Gleichgewicht in Gefahr geriet, und klammerte mich an die Reling. »Vespasians Dankbarkeit ist Ihnen gewiß.«
    »Das freut mich.« Crispus lächelte. Hier auf seiner Jacht wirkte er

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