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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Geisel zu behalten.
    »Beim Jupiter, das hat er sich unterstanden? Aber wie bist du ins Wasser geraten, Larius, und wo ist das Schiff?«
    Mein Neffe setzte wieder einmal seine nonchalante Miene auf. »Oh, die Skorpion hätte dringend eine neue Pechabdichtung gebraucht, das war mir aufgefallen. Also stellte ich mich seekrank und ging unter Deck. Zufällig hatte ich aus unserer Zeit als Bleihändler noch einen Meißel im Ranzen, und mit dem habe ich mich dann über die Bilgen hergemacht. Die Würmer hatten mir da übrigens schon gut vorgearbeitet. Der Kielraum war so porös, daß die Skorpion den nächsten Sturm sowieso nicht überlebt hätte. Naja, es dauerte nicht lange, und ich hatte ihr mehr Löcher in den Rumpf geschlagen, als ein Weinsieb hat …«
    »Und was geschah dann?«
    »Na, was wohl? Sie ist gesunken.«
     
    Während der Sohn meiner Schwester als Held gefeiert wurde, hörte ich, daß alle, die schwimmen konnten, von Bord gesprungen waren, als die Skorpion ins Schlingern geriet. Milo war noch immer gefesselt. Aber das heikle Gewissen meines Neffen trieb ihn dazu, den Verwalter zu retten: keine leichte Aufgabe für ein vierzehnjähriges Bürschchen. Selbst als Larius ihm ein schwimmendes Rundholz unterschob, brauchte er all seine Kraft, um den muskelbepackten Milo, der in wilder Panik um sich schlug, über Wasser zu halten. Als wir die beiden auffischten, sah mein guter Junge sehr mitgenommen aus.
    Wir ruderten die Pax so nahe wie möglich an die Felsen heran und ließen Boote zu Wasser. Am Strand sammelten wir noch ein paar durchweichte Besatzungsmitglieder auf, aber Laesus wie Pertinax waren entwischt. Es hieß, sie seien zusammen in die Lactarii-Berge hinaufgestiegen. Aemilius Rufus ruderte mit der Trireme nach Positanum und stellte eine Suchmannschaft zusammen.
    Erfolg hatte er damit keinen. Typisch.
    Ich blieb im Hafen unterhalb der steil an den Hang gebauten kleinen Stadt und spendierte Larius eine kräftige Mahlzeit, um ihn wiederzubeleben. Milo blieb ebenfalls an seiner Seite; er floß über vor Rührung und Dankbarkeit, aber wenn ich hoffte, er würde sich revanchieren und eine gute Flasche Wein spendieren, so hatte ich mich geirrt. Als die Aufregung sich etwas gelegt hatte, raunte Larius mir zu: »Pertinax hat irgendwo bei Neapolis ein Versteck – er hat mit dem Kapitän darüber gesprochen, daß er dort hin will.«
    »Damit kann nur das Gehöft gemeint sein!«
    Die röhrende Baßstimme gehörte Bassus. Nachdem die Trireme die Isis versenkt hatte, war es uns gelungen, den Bootsmann aus dem Wasser zu ziehen, bevor das Gewicht seiner goldenen Amulette ihn auf den Grund zog. Nun saß er schon geraume Zeit hier und hatte stumm vor sich hingebechert: aus Trauer über den Verlust seines Herrn, der Jacht und seines Lebensunterhalts. Ich bat ihn, sich zu uns zu setzen. Die Bank senkte sich gefährlich unter seinem Gewicht, als Bassus sich neben Larius, Milo und mir niederließ.
    »Waren Sie schon mal auf diesem Hof, Bassus?«
    »Nein, aber ich habe gehört, wie Pertinax sich bei Crispus beklagt hat, weil es dort so schäbig und runtergewirtschaftet sei. Das war sein Vorwand, um sich bei uns an Bord einnisten zu können …«
    »Bassus! Denken Sie nach! Wo liegt dieses Gehöft?«
    »Keine Ahnung. Er hat bloß gesagt, daß es da mörderisch stinkt.«
    Larius lachte plötzlich – ein leises, zuversichtliches Glucksen tief in seiner Kehle.
    »O Onkel Marcus, das wird dir nicht gefallen – aber es könnte die Klitsche sein, von der dieser Mann dich verjagt hat: der mit dem hübschen Mädchen und dem großen, zutraulichen Hund!«
     
    Mein Gefühl sagte mir, daß Larius auf der richtigen Fährte war.
    Also leerten wir unsere Becher, standen ein bißchen schwankend auf und wandten uns zum Gehen. Ich fragte: »Kommen Sie mit uns, Bassus?« Aber er war so bekümmert über den Verlust der Isis , daß er in Positanum und beim Wein bleiben wollte.
    Er begleitete uns allerdings bis vors Tor. Als wir einen Moment lang blinzelnd auf der Schwelle verharrten, hörte ich Bassus spöttisch auflachen. »Na, wenn das nicht Schicksal ist!« Damit deutete er südwärts aufs Meer hinaus. »Seht doch nur, da kommen sie …«
    Was sich da langsam auf die Küste von Amalfi zubewegte, war das eindrucksvollste Schiff, das ich je gesehen hatte. Die Königsbarke der Ptolemäer soll angeblich noch größer gewesen sein, aber ich hatte nie die ägyptische Flotte mit eigenen Augen sehen dürfen. Das hier war jedenfalls ein Monstrum.

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